Spröde und ausgetrocknete Lippen können ganz schön nervtötend sein. Gerade beim Sprechen, beim Essen, beim Küssen. Womöglich wird die Mundumrandung sogar von Lippenherpes heimgesucht. Schrecklicher Gedanke.
Aber genau darum dreht sich dieser Text. Wir zeigen, wie sich die immer wieder auftretende Krankheit behandeln lässt. Was hilft, um Lippenherpes vorzubeugen. Und warum manche Menschen damit geplagt werden und andere nicht.
Was ist Lippenherpes?
Bei netdoktor wird erklärt, unter Herpes sind "für gewöhnlich die von Herpes-simplex-Viren ausgelösten Krankheitsbilder" zu verstehen. Die Erreger untergliedern sich in Typ 1 (HSV-1) und Typ 2 (HSV-2), wobei der erste Typ für Herpes an Lippen und Mund sorgt, der zweite für Herpes im Genitalbereich. Allerdings treten beide Typen in beiden Körperregionen auf, so könnten die Viren etwa bei Sexualpraktiken vom Genitalbereich auf den Mund überspringen oder andersherum.
Welche Symptome gibt es für Lippenherpes?
Laut dem Portal gesundheitsinformation beginnt die Krankheit mit einem Jucken oder Kribbeln an einer Stelle der Ober- oder Unterlippe. An der betroffenen Stelle würde sich die Haut spannen und röten, ehe sich schmerzhafte Bläschen bilden. Davon könnten auch die umliegende Haut, die Mundhöhle oder der Bereich Richtung Nase betroffen sein.
Beim Sprechen, Lachen oder Kauen würden die Bläschen aufreißen und nässen. Heilt das Lippenherpes dann wieder ab, können sich Schorf oder Krusten bilden.
Weiter heißt es, beim ersten Auftreten - zumeist im Kleinkindalter - seien die Beschwerden heftiger, weil der Körper noch keine Antikörper gegen das Virus gebildet hat. Die Folgen können Fieber, Schwäche und geschwollene Lymphknoten im Nackenbereich sein. Zudem besteht die Gefahr, dass sich die Mundschleimhaut stark entzündet und schmerzt. Weil starker Mundgeruch entsteht, wird hier auch von Mundfäule gesprochen.
Wer ist anfällig für Lippenherpes?
Im Grunde jeder Mensch. Laut der Apotheken-Umschau tragen 90 Prozent der Erwachsenen den HSV-Typ 1 im Blut, folglich sind sie in ihrem Leben bereits mit dem Virus in Kontakt gekommen. Die Ansteckung passiere in den meisten Fällen vor dem sechsten Lebensjahr und werde gar nicht bemerkt. Zum Glück bricht das Herpes bei vielen Virusträgern nie aus. Allerdings plagen sich "20 bis 40 Prozent der Infizierten" mit Lippenherpes herum.
Besonders gefährdet sind hier "Personen, deren körpereigenes Abwehrsystem vorübergehend oder dauerhaft eingeschränkt ist, wie zum Beispiel nach Operationen, bei Krebs, Bluterkrankungen, der Einnahme von Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken, oder einer HIV-Infektion". Auch "akute, starke Stresssituationen können das Immunsystem kurzzeitig schwächen", wodurch Lippenherpes entstehen kann. Außerdem werden "Menschen mit atopischer Dermatitis (Neurodermitis), besonders im akuten oder subakuten Stadium" genannt, denn das Virus könne sich auf der geschädigten Haut schnell ausbreiten.
Wie werden die Lippenherpes auslösenden Viren übertragen?
Infektionen sind der Apotheken-Umschau zufolge über Speichel oder engen Hautkontakt möglich. Dies könne über Tröpfchen beim Husten, Niesen oder Sprechen geschehen, in Form einer Schmierinfektion, wenn etwa Besteck oder Gläser gemeinsam genutzt werden, oder durch direkten Haut- oder Schleimhautkontakt, beispielsweise beim Küssen, beim Geschlechtsverkehr oder durch das Berühren der Bläschen.
Hier gelte: "Solange die Bläschen nicht mit Schorf bedeckt sind, können sich andere Personen an ihnen leicht durch Berührung anstecken." Besonders anfällig sei die empfindliche Haut der Lippen.
Wie ist der Verlauf bei Lippenherpes?
Hierzu schreibt das Portal gesund.bund, die Lippen würden schon Stunden oder Tage jucken oder kribbeln, ehe sich die Bläschen bilden. Wenn diese abheilen, können Krusten entstehen, bei denen die Gefahr besteht, dass sie einreißen und bluten. Bis zur Heilung vergehen demnach ein bis zwei Wochen.
Zur Häufigkeit heißt es: "Meistens tritt die Erkrankung ein- bis zweimal jährlich auf. Bei rund fünf bis zehn Prozent der Menschen mit Lippenherpes aber mehr als fünfmal pro Jahr." Immerhin würden die Beschwerden mit zunehmender Zeit oft schwächer ausfallen.
Warum tritt Herpes oft an der Lippe auf?
Als Gründe nennt netdoktor die hohe Dichte an Nervenfasern, an denen sich die Viren bei einer Reaktivierung entlang bewegen und die besondere Empfindlichkeit der Haut am Übergang zwischen Lippe und Gesichtshaut. Auch am Mundwinkel entstehe Herpes relativ häufig, "weil diese Stelle mechanisch besonders stark beansprucht ist". Zudem reiße sie "besonders bei trockener Kälte und tiefen Temperaturen leicht auf".
Wie lässt sich Lippenherpes vorbeugen?
Bei dieser Frage rät gesund.bund dazu, häufige Auslöser nach Möglichkeit zu vermeiden. Dies sind UV-Strahlen (Sonnenlicht oder Solarium), Erkältungen oder Fieber, kleine Verletzungen oder Risse an den Lippen, körperliche oder psychische Belastungen, die Einnahme von entzündungshemmend wirkenden Kortisonpräparaten oder hormonelle Schwankungen. Hilfreich sei zudem, Sonnencreme und gute Lippenpflegeprodukte aufzutragen. Inwiefern eine vorbeugende Einnahme von Medikamenten nützt, sei nicht ausreichend untersucht.
Wie lässt sich die Übertragung auf andere Personen einschränken?
Das erklärt sich quasi von selbst. Laut gesund.bund sollten Personen mit Lippenherpes bis zur vollständigen Abheilung niemanden küssen, keine Handtücher, Geschirr oder Besteck mit anderen teilen, Hände waschen, nachdem die Lippen angefasst wurden, Sport mit Körperkontakt vermeiden und auf Oralsex verzichten.
Zwar könnten Menschen mit Lippenherpes das Virus auch abseits der eigenen Erkrankung weitergeben. Da dies jedoch nur sehr selten vorkomme, könnten die Vorsichtsmaßnahmen auf die Zeit beschränkt werden, wenn die Person akut an Herpes erkrankt ist.
Wichtig: Da Babys bis zur achten Lebenswoche wegen des noch unreifen Immunsystems besonders gefährdet sind, sollten Menschen mit Lippenherpes den Säugling nicht küssen, dessen Schnuller nicht in den Mund nehmen, sich regelmäßig die Hände waschen und es dem Neugeborenen unmöglich machen, versehentlich die Bläschen zu berühren.
Wie wird Lippenherpes behandelt?
Im Normalfall verschwindet das Lippenherpes binnen zwei Wochen. Wer den Prozess beschleunigen will, kann laut Apotheken-Umschau auf Gele mit Zinksulfat oder desinfizierenden Zusätzen zurückgreifen, denn damit würden die Bläschen schneller austrocknen. Oft verwendete Hausmittel wie Zahnpasta, Heilerde oder Melissenextrakt hätten allenfalls austrocknende Wirkung.
Helfen könnten örtlich aufgetragene Medikamente wie Aciclovir oder Penciclovir, die die Virenvermehrung hemmen würden. Hier ist eine Beratung in der Apotheke dringend angeraten. Antivirale Gele und Cremes müssten jedoch ab dem Zeitpunkt der ersten Herpes-Anzeichen konsequent aufgetragen werden, um zu wirken.
Gegen die angesprochene Mundfäule könnten kalte Getränke, kühle und weiche Kost wie Joghurt, Nudeln oder Gemüsebrei helfen. Dagegen sollten heiße, scharfe oder saure Nahrungsmittel oder Getränke vermieden werden. Schmerzlindernde Gele, Lutschtabletten oder Zäpfchen könnten Abhilfe schaffen, ihre Anwendung sollte aber zuvor mit Arzt oder Apotheker abgesprochen werden.
Im Falle eines schweren Verlaufs und der Gefahr einer weiteren Ausbreitung rät die Apotheken-Umschau zu antiviralen Mitteln wie Aciclovir oder Valaciclovir in Form von Saft, Tabletten oder Kurzinfusionen. Dies müsse jedoch der Arzt verordnen. In der Regel genüge eine Behandlung über fünf Tage im Schub.
Wann sollte wegen Lippenherpes ein Arzt aufgesucht werden?
Wie schon dargelegt, ist dies nur in Ausnahmefällen nötig. Über diese informiert die Apotheken-Umschau. So ist ein Arztbesuch angeraten, wenn Lippenherpes zum ersten Mal auftritt und nicht abheilen will, ein Säugling oder ein Mensch mit geschwächtem Immunsystem betroffen ist, das Bläschen im Bereich des Auges, des Genitals oder einer anderen ungewöhnlichen Stelle entsteht, die Mundfäule ausgeprägt ist oder sich die Bläschen stark ausbreiten, oder die betroffene Person zusätzlich Fieber oder Kopfschmerzen hat oder sich unwohl fühlt.