Ihr Ziel: Die gesamte Hauptstadt lahmlegen. Das kündigte die Klimagruppe "Letzte Generation" an. "Wir nehmen nicht mehr hin, dass diese Regierung sich nicht an unsere Verfassung hält. Wir nehmen nicht länger hin, dass die Regierung keinen Plan hat, wie die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen gestoppt werden kann. Wir leisten jetzt Widerstand!", teilte die "Letzte Generation" mit. Mehrere Straßenblockaden haben zu Staus und Behinderungen auf Berlins Straßen geführt.
"Letzte Generation" will Berlin am Montag lahmlegen: Aktionen nicht befristet
Nach Angaben einer Polizeisprecherin waren am Montag zunächst der Ernst-Reuter-Platz und die Hardenbergstraße in Charlottenburg, wo sich demnach sieben beziehungsweise fünf Klimaaktivisten festgeklebt hatten, betroffen. Inzwischen sprach die Polizei von mehr als 30 Aktionen im Stadtgebiet, bei denen Klimaaktivisten auf der Straße standen, dort festgeklebt waren oder Transparente hielten. Auf der A100 wurde der Verkehr zeitweise lahmgelegt. Autofahrer standen zwischen Dreieck Charlottenburg und Kreuz Schöneberg bis zu zwei Stunden im Stau, wie die Verkehrsinformationszentrale bei Twitter mitteilte.
Nach Angaben der Berliner Feuerwehr gab es in der Stadt "unzählige Behinderungen" für Rettungsfahrzeuge. Teils seien andere Fahrzeuge rausgeschickt worden, weil andere nicht weiter kamen, sagte ein Sprecher. Konkrete Zahlen dazu nannte die Feuerwehr zunächst nicht.
Aktionen in Berlin: "Letzte Generation" beklagt fehlenden Klimaschutz
Die Aktionen der "Letzten Generation" sind nicht befristet. Erst wenn die Forderungen erfüllt sind, will die Gruppe die Proteste beenden. Die Berliner Polizei war nach eigenen Angaben mit bis zu 500 Beamten und einem Hubschrauber im Stadtgebiet unterwegs sein, um die Blockaden zu verhindern beziehungsweise schnell zu beenden. Nach Angaben einer Polizeisprecherin dauerte es teils jedoch länger, festgeklebte Demonstranten von Straßen zu lösen, weil diese einen anderen Kleber verwendeten. Bei Loslösen der Menschen komme es deshalb teils zu Beschädigungen des Asphalts.
Autofahrer reagierten teils aggressiv auf die Blockaden. Auf der A100 in Höhe Abfahrt Kurfürstendamm hatten Klimaaktivisten in Richtung Schöneberg den Verkehr mit drei Fahrzeugen ausgebremst. Nachdem sie erst langsam gefahren waren, stoppten sie laut dpa-Reporter die Autos ganz und stiegen aus, um sich auf die Autobahn zu setzen. Wütende Autofahrer versuchten sie, von der Straße zu zerren. Der Polizei seien einzelne entsprechende Fälle bekannt, sagte die Polizeisprecherin. Sie appellierte erneut an Verkehrsteilnehmer, nicht zur Selbstjustiz zu greifen, weil sie sich dadurch selbst strafbar machen würden. "Wir kommen und wir lösen die Situation", betonte die Sprecherin.
Laut der Verkehrsinformationszentrale komme es aufgrund der Proteste auch im Busverkehr zur zahlreichen Verspätungen, Umleitungen, Ausfällen oder Einstellungen. Empfohlen wurde, auf S- und U-Bahnen auszuweichen.
Die "Letzte Generation" beklagt fehlenden Klimaschutz und verlangt die Einsetzung eines Gesellschaftsrats mit gelosten Mitgliedern. Die Gruppe fordert von der Politik einen Plan zum Erreichen des 1,5-Grad-Ziels, mit dem die schlimmsten Folgen der Erderwärmung verhindert werden sollen.
Klimaaktivisten verzögern Start bei zweitem Formel-E-Rennen in Berlin
Bereits am Sonntag hat die "Letzte Generation" kurzzeitig den Start beim zweiten Rennen der Formel E in Berlin verzögert. Einige Aktivisten kletterten über den Zaun zur Rennstrecke und wollten sich nach Polizeiangaben auf dem Beton des ehemaligen Flughafens Tempelhof festkleben. Das Sicherheitspersonal verhinderte dies aber und trug sie von der Fahrbahn. Rund drei Minuten dauerte die Aktion, nach weiteren drei Minuten konnte das Rennen gestartet werden.
Die Klimagruppe der "Letzten Generation" begründete ihre Aktion in einer Mitteilung und kritisierte eine Energieverschwendung. "Da können wir uns noch so sehr freuen, dass es jetzt E-Autos sind, die über die Strecke brettern, die Rechnung geht nicht auf", sagte Aktivistin Maja Winkelmann der Mitteilung zufolge. Die Fahrzeuge der Formel E werden vollelektrisch betrieben.
"Letzte Generation": Widerstand soll größer als je zuvor werden
"2023 wird unser Widerstand größer als je zuvor", hatten Aktivisten auf einer Pressekonferenz Anfang Februar verkündet. Die Proteste werden laut der Ankündigungen in allen Bereichen des öffentlichen Lebens stattfinden. Die "Letzte Generation" will an bekannten Protesten festhalten, diese allerdings mit deutlich mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchführen. Regionen in allen Teilen Deutschlands könnten betroffen sein. (mit dpa)