Diabetes mellitus bleibt eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen der Neuzeit. Allein in Deutschland sind laut der Deutschen Hilfe rund 11 Millionen Menschen an Diabetes erkrankt, darunter 8,7 Millionen mit einem diagnostizierten Typ-2-Diabetes und 372.000 mit Typ-1-Diabetes. Diabetes kann sich zweifelsohne auf die Lebensqualität der Betroffenen auswirken, aber wie eine britische Studie festgestellt hat, kann Diabetes mellitus auch die Lebenserwartung stark reduzieren. Was die Forscher herausfanden und welche Empfehlung sie abgeben.
Lebenserwartung bei Diabetes mellitus: Krankheit kann viele Lebensjahre kosten
Die britische Studie aus dem Jahr 2020 beschäftigte sich im Kern damit, welche Folgen es haben kann, wenn die Blutzuckerwerte bei Diabetikern nur schlecht kontrolliert werden. Die Studie nutzte öffentlich zugängliche Daten aus dem Vereinigten Königreich, einschließlich der vom Office for National Statistics für die Jahre 2015–2017 veröffentlichten tatsächlichen Sterblichkeitsraten und der projizierten Lebenserwartung der Allgemeinbevölkerung nach Alter und Geschlecht. Zusätzlich wurden Daten aus dem National Diabetes Audit (NDA) für die Jahre 2015–2016 herangezogen, die die Sterblichkeitsraten von Menschen mit Typ-1-Diabetes oder Typ-2-Diabetes in verschiedenen Altersgruppen und Geschlechtern als Verhältnis zur Allgemeinbevölkerung enthalten.
Das Modell berechnete die zukünftige Lebenserwartung für Menschen mit Typ-1, Typ-2 und ohne Diabetes, indem es die relativen Sterblichkeitsraten aus dem NDA auf die Bevölkerungsraten für jedes Alter und Geschlecht anwendete. Der Unterschied in der Gesamtlebenserwartung der berichteten Populationen von Diabetikern im Vergleich zu einer äquivalenten Population ohne Diabetes ergab die verlorenen Lebensjahre (in der Studie LLYs genannt).
Das Ergebnis: Die Forscher stellten fest, dass der durchschnittliche Typ-1-Diabetes-Patient eine um 7,6 Jahre und die an Typ-2 erkrankten Patienten eine um 1,7 Jahre reduzierte Lebenserwartung im Vergleich zur nicht an Diabetes erkrankten Bevölkerung hat. Zudem fanden die Forscher heraus, welch große Bedeutung die glykämischen Kontrolle – also die Beobachtung des Blutzuckerspiegels – hat. Denn laut NDA wiesen 70 Prozent der Menschen mit Typ-1-Diabetes und 33 Prozent der Menschen mit Typ-2-Diabetes bei ihrer letzten Untersuchung einen Langzeitzuckerwert (HbA1c) über 58 mmol/mol auf - also einen erhöhten Durchschnittsblutzuckerspiegel über einen längeren Zeitraum. Ein solcher Wert deutet generell darauf hin, dass die Blutzuckerkontrolle nicht optimal ist und der Blutzuckerspiegel über einen längeren Zeitraum zu hoch war.
Diabetes: Frauen verlieren mehr Lebensjahre als Männer
Der Preis dafür war hoch, denn im Vergleich mit den anderen Sterbedaten zeigte sich, dass eine solch schlechte Blutzuckereinstellung die Diabetiker im Schnitt 100 Lebenstage kostete, wenn der HbA1c-Wert über ein gesamtes Jahr in diesem Bereich lag.
Auch bei den Geschlechtern zeigte sich ein Unterschied. So haben Frauen mit Diabetes eine höhere Zahl an verlorenen Lebensjahren im Vergleich zu Männern. Konkret zeigte die Studie, dass der durchschnittliche Verlust an Lebensjahren pro Person bei Frauen mit Typ-1-Diabetes 21 Prozent höher ist als bei Männern mit der gleichen Diabetesform. Bei Typ-2-Diabetes ist der durchschnittliche Verlust an Lebensjahren pro Person bei Frauen sogar 45 Prozent höher als bei Männern.
Die Forscher betonen in der Studie die Notwendigkeit, die glykämische Kontrolle zu verbessern, um die Lebenserwartung von Menschen mit Diabetes zu erhöhen. Eine bessere Kontrolle des Blutzuckerspiegels könne dazu beitragen, das Risiko für diabetesbezogene Komplikationen zu verringern und somit die Mortalitätsrate zu senken. Zudem müsse weiter geforscht werden, um zu verstehen, warum Frauen mehr Lebensjahre als Männer verlieren. In Bezug auf Faktoren wie Rauchen, Inaktivität und Übergewicht erkennen die Forscher an, dass diese wahrscheinlich ebenfalls einen Beitrag zur Mortalität leisten. Die Autoren der Studie weisen allerdings darauf hin, dass ihre Analyse auf nationalen Mortalitätsdaten basiert und nicht auf Daten von Allgemeinmedizinern, was bedeutet, dass solche Faktoren in ihrer Analyse nicht direkt berücksichtigt wurden.
Übrigens: Wer an Diabetes erkrankt ist und Insulin spritzen muss, muss sich zwangsweise damit beschäftigen wie er den Blutzuckerspiegel auch anderweitig absenken kann. Dabei stellen sich Diabetiker nicht selten die Frage, ob sie bestimmte Obstsorten - wie Bananen - überhaupt essen dürfen.