Jürgen Drews, dem selbsternannten "König von Mallorca" ist dieses Kunststück nie gelungen. Auch nicht Mickie Krause, Peter Wackel, Mia Julia und allen anderen Sängerinnen und Sängern, die der Ballermann je gesehen hat. Es mussten erst zwei eher unbekannte Interpreten kommen: DJ Robin und der Schlagersänger Schürze landeten mit "Layla" einen Hit, der als erster Ballermann-Song die Nummer 1 der deutschen Charts eroberte. Mittlerweile wurde "Layla" in Deutschland auch zum offiziellen Sommerhit 2022 gekürt.
Beispiellose Erfolge, welche die Interpreten praktisch über Nacht zu Stars der Ballermann- und Party-Szene machte. Allerdings haben sich DJ Robin, bürgerlich Robin Leutner, aus Stuttgart und Schürze, bürgerlich Michael Müller, aus Bühlertann nicht nur Freunde mit dem Song gemacht. Das Lied hat sogar eine hitzige Sexismus-Debatte losgetreten, welche die deutsche Musik- und Party-Szene, aber auch die Politik beschäftigt. Nun erreichen die Diskussionen das Oktoberfest.
Wird Layla auf der Wiesn 2022 gespielt?
Das Oktoberfest gibt in diesem Jahr sein Comeback nach zwei Jahren Corona-Pause. Der Nummer-eins-Hit "Layla" soll dabei keine Hauptrolle spielen. Bei der Wiesn 2022 soll Layla nicht gespielt werden. "Unter den Wirten gibt es die vorherrschende Meinung, dass 'Layla' in den Zelten nicht gespielt wird", verriet Wirte-Sprecher Peter Inselkammer beit-online. Es gebe so viele gute Lieder, dass man dieses nicht bräuchte. Es wird aber keine klare Zensur geben, jeder Wiesn-Wirt bestimmt selbst, was in seinem Zelt an Musik läuft. Inselkammer selbst findet Layla nicht nur sexistisch, sondern auch "ein bisschen doof".
Inselkammer und den anderen Wiesn-Wirten ist aber auch klar, dass sie es wohl kaum verhindern können, dass "Layla" in den Bierzelten auf der Theresienwiese angestimmt wird. Daher wurden für das Oktoberfest 2022 bereits "Layla"-Vorkehrungen getroffen. "Unser Kapellmeister hat sich da etwas überlegt. Er bereitet einen anderen Text vor, der nicht sexistisch ist." Laut Inselkammer sei das besser, "als wenn wir es ignorieren".
Sexistischer Text bei "Layla" von DJ Robin und Schürze als Streitpunkt
Die Debatte um den Ballermann-Hit hat mit dessen Text zu tun. In "Layla" wird eine "Puffmutter" als "Luder" bezeichnet und als "schöner, jünger, geiler" besungen. Ein sexistischer Text, wie nun von vielen Seiten aus kritisiert wird. "Natürlich ist das Lied sexistisch", erklärt mit Michael Fischer ein Musik-Experte der dpa. "Es ist ein Partyschlager. Eine Frau wird in sexistischer Weise besungen, und das Video unterstützt das natürlich auch in seiner Bildsprache", legt der Direktor des Zentrums für Populäre Kultur und Musik an der Universität Freiburg seine Einschätzung dar.
Musikwissenschaftler Markus Henrik, der auch als Musikcomedian Dr. Pop bekannt ist, findet das Lied "hochgradig sexistisch". Es sei bei dem Song eine "toxische Männlichkeit in einen Prollo-Hit gegossen", sagte er dem RND: "Vermutlich ist das auch eine schräge, unterbewusste Antwort auf die MeToo-Debatten der letzten Jahre, nach dem Motto: 'Hier ist jetzt mal kurz alles egal.'"
Layla: Liedtext des Ballermann-Hits
Ein Auszug des Liedtextes für ein besseres Verständnis der Debatte:
Neulich in der Stadt stand da ein Mann Er schaute mich sehr glücklich an "Hey, komm mal her", sagte er zu mir "Das ist mein Laden, mein Revier."
"Mein Junge, ich hab' ein Geheimnis für dich" Was er von mir wollte, wusste ich nicht Ich sah nur das Grinsen in seinem Gesicht "Was ich dir sage, glaubst du mir nicht."
Ich hab' 'nen Puff und meine Puffmama heißt Layla Sie ist schöner, jünger, geiler
Dann war es auch um mich geschehen Das wollte ich aus der Nähe sehen Ich ging in den Laden und schon stand sie da Geile Figur, blondes Haar
Er hat 'nen Puff und seine Puffmama heißt Layla Sie ist schöner, jünger, geiler
Das Luder Layla, unsre Layla Die schöne Layla, die geile Layla Das Luder Layla, unsre Layla Wir lieben dich, la-la-la-la-la-la-la-Layla Sie ist schöner, jünger, geiler
Layla-Verbot: Wo ist der Ballermann-Hit verboten?
Losgetreten hat die Debatte um "Layla" vor allem die Stadt Würzburg. Sie hatte als Veranstalter des Kiliani-Volksfestes den Festzeltbetreiber gebeten, "Layla" nicht zu spielen. Dieser hatte eingewilligt, weswegen der neue Hit bei dem Volksfest dann auch nicht lief. Würzburg hatte bereits im letzten Jahr den Beschluss gefasst, sexistischen und rassistischen Lieder von den städtischen Volksfesten zu verbannen. Daher musste auch schon das umstrittene "Donaulied" dran glauben. Der Text des Liedes handelt davon, wie ein schlafendes Mädchen vergewaltigt wird.
Unterdessen sollte "Layla" auch auf der Düsseldorfer Kirmes nicht gespielt werden, die am Freitag, den 15. Juli beginnt. Das hat der Schützenverein St. Sebastianus entschieden, der als Veranstalter agiert. "Ich bin der Meinung, dass dieses Lied überall hingehört - nur nicht auf unseren Festplatz", erklärte Schützen-Chef Lothar Inden der dpa. Zuvor war die Stadt Düsseldorf auf den Veranstalter zugegangen.
Layla-Verbot wurde in Düsseldorf umgangen
In der Folge wurde das "Layla"-Verbot auf der Düsseldorfer Kirmes dann aber umgangen. DJ Marc Pesch spielte eine Instrumentalversion des Songs ein, bei der nur wenige Sekunden der Gesang zu hören war. Viele der anwesenden Besucher sangen in der Folge mit, auch wenn es keinen Gesang aus den Lautsprechern gab.
"Die Instrumentalversion wurde mit Rückendeckung der Schützen gespielt", verriet Pesch hinterher Focus Online: "Mir ging es darum, eine Lösung zu finden zwischen dem Wunsch der Besucher, das Lied zu hören, und dem Wunsch des Schützenvereins, dass das Lied auf seinem Gelände nicht gespielt wird." Der Schützenverein erklärte in einer Stellungnahme am Samstag, dass sich der Vorstand nicht mehr zu der "Layla"-Thematik äußern werde.
Layla-Debatte hat auch die SPD erreicht
Auch die SPD muss sich derzeit mit dem Party-Hit beschäftigen. In Baden-Württemberg lief der umstrittene Song Christopher-Street-Day in Stuttgart auf einem SPD-Umzugswagen. Videos davon machten schnell die Runde. Ein Mitglieder der Jusos twitterte: "Stellt euch vor, es ist CSD und irgendwelchen alten Männer der SPDqueer machen erstmal ein unfassbar frauenverachtendes Lied an."
Die Antwort von SPDqueer, der Arbeitsgemeinschaft der SPD für Akzeptanz und Gleichstellung, erfolgte ebenfalls via Twitter: "Wir haben uns umgehend mit den Genoss*innen in Stuttgart in Verbindung gesetzt, um den Vorfall aufzuarbeiten. Das Abspielen des Liedes wurde nach unseren Infos sehr schnell unterbunden. Wir distanzieren uns ausdrücklich vom Abspielen dieses Songs auf einem CSD-Wagen der SPDqueer und lehnen jede Art sexistischer oder misogyner Musik ab."
Der Vorfall, der derzeit die SPD beschäftigt, zeigt, dass es "Layla" längst auch in den Mittelpunkt politische Diskussionen geschafft hat.
Layla auf der Cranger Kirmes
"Auch die Cranger Kirmes versucht gerade, ein Booking rückabzuwickeln mit DJ Robin, weil die Stadt Herne ein Verbot ausspricht", verriet Matthias Distel, der besser als Ikke Hüftgold bekannt ist, der Bild. Mit seinem Unternehmen Summerfield Records ist er Produzent des Hits. "Da gehen wir jetzt schon in rechtliche Fragen rein – darf man das? Ich glaube, die Debatte sollten wir jetzt auch zu Ende führen", glaubt Distel. Letztlich durfte der Song auf der Cranger Kirmes aber gespielt werden.
In Ulm drehte sich die "Layla"-Debatte vor allem um den Schwörmontag 2022. Auf dem Münsterplatz fand eine große Ballermann-Party unter dem Motto "Mallorca meets Ulm" statt. Beim traditionellen Ulmer Volksfest wurde auch sonst überall in der Stadt Party-Musik gespielt. Ein Verbot für den Ballermann-Hit wird es am Schwörmontag wohl nicht geben, das stand schon vorher fest. "Ich kenne das Lied nicht. Daher habe ich mir da auch keine Gedanken gemacht", sagte Carlheinz Gern, Geschäftsführer des Ulmer Radiosenders Donau3FM, der als Organisator auftritt. Gern wird als Veranstalter keine Lieder verbieten, wenn das nicht von der Stadt Ulm als Ordnungsbehörde vorgegeben wird. Daher war "Layla" dann in Ulm auch laustark zu hören.
Das Schlager Radio hat "Layla" ins Nachtprogramm verbannt. "Seit Wochen erhalten wir überdurchschnittlich viele Anrufe und E-Mails von Hörern zu diesem Song. Sie setzen sich dafür ein, dass wir den nicht spielen. Vulgär-Worte wie Puff, Luder und geiler werden als sexistisch und abstoßend empfunden. Das bestätigt auch unsere Marktforschung, die wir ständig aktuell halten", erklärte Sender-Chef Oliver Dunk diesen Schritt bei der Bild.
DJ Robin äußert sich zu Layla-Debatte
Mittlerweile hat sich mit DJ Robin auch einer der beiden Interpreten des Songs zu Wort gemeldet. "Es geht bei dem Song 'Layla' nicht um eine Prostituierte, es geht um eine Puffmutter. Die passt auf die Prostituierten auf und leitet den Puff. Daher kommt in dem Lied kein Sexismus vor", sagte er der Bild: "Früher haben die Leute 'Skandal im Sperrbezirk' gesungen oder 'Wir fahren in den Puff nach Barcelona'. Also so ganz können wir die Diskussion nicht verstehen. Es kann jeder seine Meinung haben, aber in jedem Deutsch-Rap-Lied sind die Texte schlimmer. Da regt sich kein Mensch auf."
Layla-Verbot: Petition mit dem Motto #freelayla gestartet
Bundesjustizminister Marco Buschmann erachtet ein Verbot von "Layla" als überzogen. "Man muss Schlagertexte nicht mögen. Man kann sie sogar doof oder geschmacklos finden. Sie aber behördlich zu verbieten, finde ich, ist eins zu viel", twitterte der FDP-Politiker.
Diese Meinung teilt er mit vielen Usern der Sozialen Netzwerke, die ihren Unmut über die Debatte äußerten. Einige warfen dabei die Frage auf, ob andere Party-Klassiker wie "Skandal im Sperrbezirk" dann auch bald verboten würden. Mittlerweile wurde sogar eine Petition mit dem Motto #freelayla gestartet. Initiator von dieser ist Produzent Matthias Distel. Bis Donnerstagnachmittag hatten die Petition bereits mehr als 25.000 Menschen online unterzeichnet. "Gegen Zensur! Für ein Leben nach Corona! Für künstlerische Freiheit!", heißt es im Begleittext der Petition.