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Kriminalstatistik: mehr Gewaltdelikte, mehr Ausländer als Täter

Kriminalstatistik

Kriminalität in Deutschland steigt: Was Sie dazu wissen müssen

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    Fast sechs Millionen Straftaten passierten 2023 in Deutschland.
    Fast sechs Millionen Straftaten passierten 2023 in Deutschland. Foto: Sebastian Kahnert, dpa

    Schon vor der offiziellen Präsentation der Statistik war die Nachricht durchgedrungen, jetzt ist sie offiziell: Die Zahl der erfassten Straftaten in Deutschland war laut der neuen deutschen Kriminalstatistik im Jahr 2023 so hoch wie seit 2016 nicht mehr. Hier die wichtigsten Entwicklungen und Reaktionen im Überblick:

    Wie stark hat die Kriminalität in Deutschland zugenommen?

    Im Vergleich zum Jahr 2022 hat die Polizei in der Bundesrepublik 5,5 Prozent mehr Straftaten festgestellt. Die Zahl stieg von rund 5,6 Millionen im Vorjahr auf jetzt 5,9 Millionen Fälle. Damit ist die Kriminalitätsrate allerdings bei Weitem nicht so hoch wie im Jahr 2016, als mehr als 6,3 Millionen Straftaten registriert worden waren. 

    Welche Delikte sind besonders verbreitet?

    Bei der Gewaltkriminalität – gemeint ist mittelschwere bis schwere Kriminalität wie etwa Mord, Totschlag, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, Raub, Geiselnahme – ist der größte Anstieg bei Raubdelikten zu verzeichnen: mehr als 17 Prozent. Die Zahl der Wohnungseinbrüche stieg 2023 um rund 18 Prozent im Vergleich zu 2022. Das BKA betont aber, dass damit das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 nicht erreicht ist. Manche Delikte aber,

    Wie hoch ist die Aufklärungsquote?

    In mehr als der Hälfte der Fälle hat die Polizei erfolgreich Täterinnen und Täter überführt. Die Aufklärungsquote lag 2023 nach Angaben des BKA bei 58,4 Prozent und damit 1,1 Prozentpunkte über dem Wert von 2022.

    Immerhin: Die Aufklärungsquote der Polizei ist gestiegen.
    Immerhin: Die Aufklärungsquote der Polizei ist gestiegen. Foto: David Inderlied, dpa

    Was fällt bei den Tatverdächtigen auf?

    Von den rund 2,2 Millionen erfassten Tatverdächtigen waren mehr als 311.000 Kinder und Jugendliche – eine deutliche Steigerung zum Vorjahr (Kinder: plus 12 Prozent, Jugendliche: plus 9,5 Prozent). "Der Anstieg bei den Kindern und Jugendlichen zeigt sich vor allem bei den nicht deutschen Tatverdächtigen", schreibt das BKA in seiner Analyse. Auch bei den Erwachsenen sind Menschen mit nicht deutschem Pass häufiger vertreten als noch im Vorjahr. Gut 34 Prozent aller Tatverdächtigen waren den Ermittlerinnen und Ermittlern zufolge Ausländer. Dabei sind ausländerrechtliche Verstöße – also etwa illegale Einreisen – aus der Statistik schon herausgerechnet. Der Anteil nicht deutscher Tatverdächtiger an allen Verdächtigen nahm damit um 2,5 Prozentpunkte zu. Schaut man allein auf die Gruppe der nicht deutschen Tatverdächtigen, wuchs deren Zahl um 13,5 Prozent.

    Studien zeigen allerdings, dass Menschen eine Tat eher zur Anzeige bringen, wenn sie vermuten, dass der Täter kein Deutscher ist. Gleichzeitig werden Migranten auch häufiger zu Opfern: Die Anzahl der zu Schaden gekommenen Menschen stieg in ihrer Gruppe mehr als doppelt so stark wie die der deutschen Opfer. 

    Wie erklärt das BKA den hohen Anteil nicht deutscher Tatverdächtiger?

    Unter anderem damit, dass der Anteil der Zugewanderten an der Bevölkerung insgesamt zugenommen hat. Berücksichtigt man diese Entwicklung, relativiert sich der Anstieg deutlich. Das BKA weist darauf hin, dass man die Zahl der nicht deutschen Tatverdächtigen nicht einfach ins Verhältnis zur Zahl der in Deutschland lebenden Migranten setzen könne. Denn in der Kriminalstatistik tauchen als Tatverdächtige auch Touristen, Durchreisende, Besucher, Grenzpendler und ausländische Streitkräfte auf. 

    Das BKA verweist auch auf die schwierige Lebenssituation in Erstaufnahmeeinrichtungen. Bei Asylbewerbern und Flüchtlingen träten Risikofaktoren wie wirtschaftliche Unsicherheit und Gewalterfahrungen gehäuft auf, sagt BKA-Präsident Holger Münch. Bundesinnenministerin Nancy Faeser kündigte bei der Präsentation der Kriminalstatistik am Dienstag in Berlin einen strikten Kurs an: "Wer sich nicht an die Regeln hält, muss gehen."

    Wie ist der Anstieg der Straftaten insgesamt zu erklären?

    Die Kriminalitätsforscherinnen und -forscher identifizieren mehrere zentrale Faktoren. Neben den Migrationsbewegungen ist einer die erhöhte Mobilität nach Corona. 2022 hielten sich die Menschen wegen der Pandemie mehr zu Hause auf. Jetzt sind sie wieder unterwegs, "dadurch ergeben sich mehr Tatgelegenheiten und -anlässe". Außerdem plagen viele Menschen wirtschaftliche und soziale Belastungen. Die Angst vor Inflation und Geldsorgen können dazu verleiten, straffällig zu werden. Und insbesondere Kinder und Jugendliche hätten mit erhöhten psychischen Belastungen durch die Coronamaßnahmen zu kämpfen und seien demnach anfälliger für Straftaten.

    Welche Reaktionen löst die neue Kriminalstatistik aus?

    Innenministerin Faeser betonte ausdrücklich: "Deutschland ist weiterhin eines der sichersten Länder der Welt." Doch vor allem die Kriminalität ausgehend von Nichtdeutschen wird in Politik und Internet heftig diskutiert. Der grüne Landwirtschaftsminister Cem Özdemir bemühte sich um Differenzierung und schrieb auf der Plattform X: "Wer nach Deutschland kommt, um Schutz zu suchen und hier straffällig wird, kann keine Nachsicht erwarten. Der muss unser Land wieder verlassen." Aber: "Es wäre zu einfach, alles auf die gestiegene Migration zu schieben. Mehr Videoüberwachung an neuralgischen Punkten wie Bahnhöfen kann ein Baustein gegen Kriminalität im öffentlichen Raum sein." 

    Die AfD betreibt seit Langem Politik mit einem Schwerpunkt auf Ausländerkriminalität. "Faeser opfert Deutschlands innere Sicherheit", schrieb jetzt die Bundesvorsitzende Alice Weidel und forderte: "Bürger und Grenzen schützen!" Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) forderte konsequentere Rückführungen von straffälligen Asylsuchenden und einen besseren Schutz der EU-Außengrenzen.

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