Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland deutlich mehr Straftaten registriert als in den Jahren zuvor. Damit kehrt sich der positive Trend der zurückliegenden Jahre um. In den vergangenen fünf Jahren war die Zahl der Straftaten jeweils niedriger gewesen war als im Vorjahr. 2022 stieg sie um 11,5 Prozent auf bundesweit etwa 5,6 Millionen an. Auch im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 sind die Zahlen gestiegen. Als Gründe dafür sieht der Präsident des Bundeskriminalamts Holger Münch unter anderem die Aufhebung der Corona-Maßnahmen, Migration und Inflation.
Mehr Gewalt und Straftaten 2022 als im Vorjahr
Besonders bei den Delikten Taschendiebstahl, Ladendiebstahl, Wohnungseinbrüche, Wirtschaftskriminalität und bei Raubdelikten war der Anstieg im vergangenen Jahr besonders stark. Insbesondere bei Wohnungseinbrüchen spiele auch die Aufhebung von Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie eine Rolle.
Bei der Gewaltkriminalität stellte die Polizei sowohl im Vergleich zum Vorjahr als auch im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 eine Zunahme fest. Mit etwa 197.000 Fällen gab es den Angaben zufolge 2022 fast 20 Prozent mehr Fälle als im Vorjahr und knapp neun Prozent mehr als 2019.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) machen vor allem die Fälle von sexualisierter Gewalt gegen Kinder Sorgen, wie sie am Donnerstag in einer Pressekonferenz zur Vorstellung der Kriminalitätsstatistik mitteilte. Im Vergleich zu 2019 ist die Zahl der Delikte um acht Prozent gestiegen. "Kinder zu schützen, hat für mich Priorität", versprach Faeser. Ein Grund für den Anstieg sei, dass die Dunkelfelder kleiner und die Hellfelder größer geworden seien.
Kriminalstatistik 2022: Mehr minderjährige Straftäter
Auffällig hoch ist der Anstieg bei minderjährigen Straftäterinnen und -tätern, 2022 waren es 63.000. Bei den Straftaten handelte es sich überwiegend um Einbruchskriminalität, wie Münch erklärte. Besonders hoch ist der Anteil von minderjährigen Tatverdächtigen bei der Verbreitung pornografischer Schriften mit etwa 41 Prozent. Hier spielt nach Einschätzung des Bundeskriminalamtes der Trend eine Rolle, dass Kinder und Jugendliche oft ohne zu wissen, dass dies strafbar ist, in Gruppenchats bei WhatsApp, Instagram, Snapchat oder auf anderen Kanälen unangemessene Bilder teilen.
Auch die Fälle von sexueller Gewalt gegen Frauen haben 2022 zugenommen. Ein Grund dafür sei laut Faeser die größere Anzeigebereitschaft. Die Innenministerin forderte in diesem Zusammenhang eine höhere Präsenz von Polizei und Sicherheitskräften in öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Landespolizei solle an für Kriminalität bekannten Orten verstärkt vor Ort sein.
Faeser zeigte sich zudem besorgt über die steigende Anzahl der Angriffe auf Polizei und Rettungskräfte, im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Fälle um sieben Prozent. Mehr als 34.000 Polizistinnen und Polizisten wurden im vergangenen Jahr angegriffen. "Das ist aus meiner Sicht unerträglich", sagte die Innenministerin und sprach von einer "Verrohung der Gesellschaft". Trotzdem verdeutlichte Faeser: "Es gilt weiterhin: Wir sind ein starker Rechtsstaat und ein sicheres Land."
Bayerische Kriminalstatistik 2022: "Kriminalitätsbelastung ist gesunken"
"In Bayern leben, heißt sicherer leben!" So lautet das Fazit von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann zur Bayerischen Kriminalstatistik 2022. "Im Vergleich zum letzten Vor-Corona-Jahr 2019 hatten wir 2022 in vielen Bereichen bessere Werte in der Kriminalstatistik", sagte Herrmann: "Vor allem ist in Bayern die Kriminalitätsbelastung und damit das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, gesunken."