Die Samaria-Schlucht ist einer der touristischen Hotspots auf Kreta. Wer sie durchwandert, sieht sich von Felswänden umgeben, die teils hunderte Meter in die Höhe schießen. Der deutsche Student Johann W. wollte sich das einzigartige Schauspiel aus der Nähe ansehen. Als leidenschaftlicher Trailrunner ist die Samaria-Schlucht, die zu den längsten Schluchten Europas gehört, wie für ihn wie gemacht gewesen. Mehrere Wochen, nachdem sich der 20-Jährige zu seinem Ausflug aufgemacht hatte, wurde seine Leiche von Wanderern entdeckt - es herrscht traurige Gewissheit. Ein dramatischer Fall, der die Frage aufwirft: Wie gefährlich ist die Samaria-Schlucht für Touristinnen und Touristen?
Samaria-Schlucht: Besonderheiten und Gegebenheiten
Die Ursprünge der Samaria-Schlucht, die im Südwesten der griechischen Insel liegt, gehen rund 13 Millionen Jahre zurück. Über die letzten Jahrtausende hat sich ein besonderes Ökosystem rund um die Schlucht entwickelt, die bekannt für den Wald mit alten Zypressen und vielen Pinienbäumen ist. Im Jahr 1962 wurde die Region daher zum Nationalpark, wie auf der offiziellen Website des Parks nachzulesen ist.
Nach der Tara-Schlucht in Montenegro (78 Kilometer lang) und der Verdonschlucht in Frankreich (20 Kilometer) ist die Samaria-Schlucht mit einer Ausdehnung 17 Kilometern die drittlängste Europas. Von diesen drei Schluchten ist sie allerdings die am besten zugänglichste und für Trekking-Touren daher auch die bekannteste und beliebteste Schlucht des Kontinents. Im Sommer sind laut offiziellen Angaben des Nationalparks täglich zwischen 3000 und 4000 Personen in der Samaria-Schlucht unterwegs.
Wie gefährlich ist die Samaria-Schlucht beim Wandern?
Der Wanderweg durch die Samaria-Schlucht erstreckt sich auf einer Länge von rund 13 Kilometern. Nur auf diesem Weg ist der Gang durch die Schlucht erlaubt. Am Anfang wird ein Eintrittsgeld verlangt, das derzeit fünf Euro pro Person beträgt. Laut Website des Nationalparks, der insgesamt 4850 Hektar umfasst, sollten sechs bis sieben Stunden für die Wanderung eingeplant werden, da das Gelände teils schwierig zu passieren sei und sich einige Pausen anbieten. „Der Weg folgt dem Gefälle des Geländes, beginnt auf einer Höhe von 1227 Metern in Xyloskalo und endet auf einer Höhe von 0 Metern in Agia Roumeli“, ist auf der Website zu lesen.
Highlight der Wanderung durch die Samaria-Schlucht sei die eiserne Pforte. Mit dem Begriff wird der Streckenabschnitt bezeichnet, bei dem die Schlucht nur rund vier Meter breit ist. Die Felswände ragen dort bis zu 400 Meter in die Höhe. Am Ende des Wanderweges ist das Libysche Meer zu sehen. Der Blick aufs Mittelmeer ist ein Höhepunkt zum Abschluss.
Laut den Stuttgarter Nachrichten geht es bei der Wanderung durch die Samaria-Schlucht viel bergab, was anstrengend sein kann und Konzentration erfordert. Eine gute Grundkondition sei zu empfehlen, ein gutes Schuhwerk absolute Pflicht. Im Portal des Nationalparks wird die Wanderung als „mittelmäßig anspruchsvoll“ beschrieben. Absolute Anfänger des Trekkings sollten wohl woanders anfangen, wer grundlegende Erfahrungen hat, muss vor der Samaria-Schlucht aber nicht zurückschrecken. Allerdings sollten einige Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden.
Sicher durch die Samaria-Schlucht: Tipps und Regelungen
Die Samaria-Schlucht ist laut der offiziellen Website in der Regel vom 1. Mai bis zum 31. Oktober eines Jahres geöffnet. Die Öffnungszeiten können abweichen, wenn es Witterungsbedingungen nicht anders zulassen. Hier sind wir bereits beim wichtigsten Hinweis bezüglich der Sicherheit: Wenn die Samaria-Schlucht geschlossen ist, sollte sie auch nicht betreten werden. Einige Trailrunner, wie Johann W., machen sich trotzdem auf in die Schlucht. Vor allem in den Wintermonaten kann das bei Regen oder Schnee gefährlich werden. Dann steigt die Gefahr für Steinschläge, Überschwemmungen und unsichere Wege.
Der Nationalpark hat auf seiner Web-Präsenz einige Tipps für eine sichere Wanderung durch die Samaria-Schlucht aufgelistet.
- Großzügigen Zeitrahmen für die Tour planen: Empfohlen wird, die Wanderung früh am Morgen zu beginnen. Bei Dunkelheit sollte die Schlucht auf keinen Fall betreten werden.
- Ausrüstung: Ein gutes Schuhwerk, Sonnenschutz und ein Hut werden empfohlen.
- Proviant: In der Schlucht gibt es keine Möglichkeit, an Verpflegung zu kommen. Daher sollten Sie ausreichend Essen und Getränke einpacken. Wasserflaschen können im Laufe der Wanderung durch natürliche Wasserquellen aufgefüllt werden.
- Begleitung: Sie sollten eine Tour durch die Schlucht nicht allein antreten.
- Handy mitnehmen: Für Notfälle sollten Sie unbedingt ein Handy dabeihaben. Der Empfang ist in der Schlucht allerdings teils schlecht oder nicht vorhanden.
Wer sich als Touristin oder Tourist auf Kreta an die Öffnungszeiten und einige Sicherheitsvorkehrungen hält, kann sich guten Gewissens in die Samaria-Schlucht aufmachen. Ein Blick auf die aktuelle Wettervorhersage schadet vor dem Trip nicht. Der jüngste Todesfall zeigt allerdings, dass stets Vorsicht geboten sein sollte.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden