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Kommentar: Zum Valentinstag: Ein Plädoyer für die Liebe in all ihren Formen

Kommentar

Zum Valentinstag: Ein Plädoyer für die Liebe in all ihren Formen

Felicitas Lachmayr
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    Wie man sich in Hollywood Liebe vorstellt: Vivian (Julia Roberts) küsst Edward (Richard Gere).
    Wie man sich in Hollywood Liebe vorstellt: Vivian (Julia Roberts) küsst Edward (Richard Gere). Foto: Touchstone Pictures

    Schmeichelnde Worte, Rosen, Schmetterlinge im Bauch: Am Valentinstag wird die romantische Liebe gefeiert, etwas verkitscht und konsumorientiert – aber was gibt es Schöneres als die Verbindung zwischen zwei Menschen, die sich ewige Treue schwören. Die Partnerschaft fürs Leben ist ein Ideal, nach dem viele streben und das häufig als bedeutendste Form der Liebe wahrgenommen wird, doch das Konzept ist wandelbar und die romantische Paarbeziehung nicht die einzige Art zu lieben. 

    Schon in der Antike haben sich Philosophen den Kopf darüber zerbrochen, was Liebe bedeutet und verschiedene Formen definiert. Die drei bekanntesten: Eros, Philia und Agape – romantische Liebe, freundschaftliche Liebe und Nächstenliebe. Die Vorstellung von der romantischen Paarbeziehung als ultimativer Form der Liebe hat sich erst vor rund 200 Jahren durchgesetzt und hält sich, auch befeuert von Hollywood-Romanzen, bis heute. Mit der Realität stimmt das Ideal allerdings selten überein: 35 Prozent der Ehen in Deutschland werden geschieden, im Schnitt nach 15 Jahren. Die Zahl der Single-Haushalte steigt, im vergangenen Jahr lebten rund 20 Prozent der Deutschen allein.

    In Liebesdingen kollidiert der Wunsch nach Sicherheit mit dem Streben nach Unabhängigkeit

    Beziehungen werden unverbindlicher, und die Hemmschwelle, sie aufzugeben, sinkt. Das Bedürfnis nach Unabhängigkeit kollidiert mit dem Wunsch nach Sicherheit und Exklusivität – oder Besitzdenken, wie es die Soziologin Eva Illouz bezeichnet. Ihrer Ansicht nach macht die kapitalistische Konsumkultur auch vor der Liebe nicht halt. Die Partnersuche unterliegt demnach den Regeln des Marktes, der nach Selbstoptimierung verlangt, um die beste aller Optionen zu finden. Sich dem zu entziehen, sich auf ein Gegenüber einzulassen und Risiken in Kauf zu nehmen, fällt offenbar schwer. 

    Aber steht es wirklich so schlecht um die Liebe? Nicht unbedingt. Einer aktuellen Ipsos-Studie zufolge sind 62 Prozent der Deutschen zufrieden mit ihrem Liebes- oder Sexleben. Etwa 72 Prozent haben das Gefühl, geliebt zu werden. Der Trend zur Unverbindlichkeit führt zu Unsicherheit, aber es entstehen auch neue Möglichkeiten, Beziehungen zu gestalten. Ob verheiratet oder in einer offenen Partnerschaft, monogam oder polyamor, für einen Lebensabschnitt oder für die Ewigkeit – in einer liberalen Gesellschaft darf über die Art zu lieben frei entschieden und Beziehung neu gedacht werden. Das Konzept der heteronormativen, romantischen Liebe ist nur eines von vielen und überlagert eine Form von Liebe, die angesichts der vielen Möglichkeiten mehr Beachtung verdient: die Freundschaft. Frei gewählt und weniger theatralisch kann auch sie emotionale Sicherheit geben, wenn sie auf gegenseitigem Vertrauen, Respekt und Zuneigung basiert.

    Verantwortungsgemeinschaften öffnen neue Möglichkeiten

    Die Politik hat das erkannt. Vergangene Woche stellte Justizminister Marco Buschmann die Eckpunkte zur Einführung von Verantwortungsgemeinschaften vor. Sie sollen es Menschen ermöglichen, auch ohne Eheschließung vor dem Staat Verantwortung füreinander zu übernehmen. Eine Art Wahlverwandtschaft, in der Freunde zur Familie werden. Wie das in der Praxis aussehen kann, ist unklar, aber es kann eine weitere Form des gesellschaftlichen Zusammenlebens ermöglichen. Ein wichtiger Schritt, denn nur so viel scheint sicher in der Liebe: Sie ist essenziell für ein zufriedenes Leben. Wie man sie erfährt und zurückgibt, kann sehr unterschiedlich sein. Und das Schönste: Sie kann immer wieder neu entdeckt werden, egal in welchem Alter und in welcher Form.

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