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Kommentar: Prinz Philips Tod bedeutet für das Vereinte Königreich eine Zeitenwende

Kommentar

Prinz Philips Tod bedeutet für das Vereinte Königreich eine Zeitenwende

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    Der britische Prinz Philip zückt den Hut (2017).
    Der britische Prinz Philip zückt den Hut (2017). Foto: Hannah Mckay, dpa

    Prinz Philip ist tot, und obwohl diese Nachricht nicht ganz unerwartet kam – er starb wenige Wochen vor seinem 100. Geburtstag –, löste sie in weiten Teilen Großbritanniens große Trauer und Betroffenheit aus. Der Herzog von Edinburgh war beliebt im Volk.

    Er stach in der royalen Familie heraus – mit seinem schwarzen Humor, seiner direkten Art, seinen manchmal witzigen, mitunter inakzeptablen Sprüchen, mit seinen modernen Ideen damals als junger Prinzgemahl, als er etwa darauf pochte, dass auch die Monarchie neue Technologien nutzen und mit der Zeit gehen müsse, wolle sie denn überleben. Der Herzog von Edinburgh, der fast sein gesamtes Leben in den Dienst der Krone gestellt hat, prägte im letzten Jahrhundert entscheidend das britische Königshaus mit.

    Auch die Ära der Queen neigt sich ihrem Ende zu

    Gleichzeitig sendet sein Ableben eine weiterführende und traurig bittere Botschaft an alle Briten: Die mehr als sieben Jahrzehnte währende Ära von Königin Elizabeth II. neigt sich dem Ende zu. Die Queen ist 94 Jahre alt, mehr als 73 Jahre waren sie und Philip verheiratet. Die Beständigkeit, die sie verkörperten, machte das Paar unter anderem so populär über Altersgrenzen und soziale Klassen hinweg.

    Die beiden wurden als Symbol einer ganzen Nation und Gegengift zur wechselhaften Zeit und Welt betrachtet, die durch Kontinuität, Pflichtbewusstsein und absolute Hingabe auch das Selbstbewusstsein des Landes gestärkt haben. 15 Premierminister hat die Monarchin seit ihrer Krönung 1953 erlebt, an ihrer Seite stets Philip, ihre wichtigste Stütze, wie sie einmal meinte. Nur wenige Briten können sich an eine Zeit erinnern, als die beiden nicht gemeinsam das Königreich repräsentierten. Sie waren einfach immer da, so simpel lautet ein Teil ihres Erfolgsgeheimnisses.

    Das englische Königshaus ist in der Vergangenheit gefangen

    Philips Tod zwingt die Briten nun zu der Erkenntnis, dass der Generationswechsel unmittelbar bevorsteht. Bislang wurde diese Tatsache gerne ignoriert, auch weil die Königin, der am längsten dienende Souverän in der britischen Geschichte, für ihr hohes Alter fit wirkt und bis zum Beginn der Corona-Pandemie noch immer zahlreiche Termine wahrgenommen hatte. Gleichwohl bietet die zwangsläufig anstehende Ablösung auf dem Thron auch Chancen.

    Bei allem Lob, das sich derzeit über Prinz Philip für seine Leistungen ergießt. Zur Wahrheit gehört auch, dass er für das traditionsverliebte und in der Vergangenheit gefangene Establishment stand. Der Prinz war ein Mann seiner Zeit. Im aktuellen Großbritannien mit allen seinen Problemen und Herausforderungen ist dies zu wenig. Der von Prunk, Pomp und Pracht geprägte Traum vom royalen Märchen lässt sich außerdem heute nicht mehr mit derselben Strahlkraft verkaufen. Die Strategie, die Palastvorhänge stets nur einen winzigen Spalt weit aufzuziehen, mag für die Queen und Philip funktioniert haben.

    Es ist nicht die Zukunft, wie Prinz Harry und Herzogin Meghan gerade erst zeigten, als sie diese mit aller Wucht herunterrissen. Offenbart wurde eine dysfunktionale Familie und gefühlskalte Institution. Will das Königshaus auch im 21. Jahrhundert eine gewisse Relevanz in der Gesellschaft bewahren, die über Palastbalkonszenen und Krankenhauseinweihungen hinausgeht, braucht es einen neuen Modernisierer – wie es einst Prinz Philip war.

    Kann dies Prinz Charles sein? Zwar wird der engagierte Klimaschützer einen eigenen Stil auf dem Thron pflegen und schon jetzt ist er der Treiber hinter einer Verschlankung des Hofs, durch die die Zahl der arbeitenden Royals reduziert werden soll. Ob der 72-Jährige aber, sollte er die Krone tragen, grundlegende Reformen durchsetzen und die Monarchie in die Gegenwart führen wird, darf bezweifelt werden.

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