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Kommentar: Enthüllungen über das britische Königshaus: Wer bremst Prinz Harry?

Kommentar

Enthüllungen über das britische Königshaus: Wer bremst Prinz Harry?

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    Die Beliebtheit des Königshauses und der Monarchie insgesamt leidet unter dem Drama um Prinz Harry.
    Die Beliebtheit des Königshauses und der Monarchie insgesamt leidet unter dem Drama um Prinz Harry. Foto: Kirsty Wigglesworth, AP/dpa

    Kein Sachbuch hat sich in Großbritannien jemals so schnell verkauft wie dieses. Prinz Harrys Autobiografie mit dem Titel „Spare“ (deutscher Titel: „Reserve“) ging am Tag der Veröffentlichung allein in womöglich verheerenden Folgen für den Palast.

    Eine besonders verstörende Episode aus Prinz Harrys Leben

    In einer besonders verstörenden Episode erzählt der Prinz, dass er sich eine Creme, die seine Mutter Diana einst für ihre Lippen benutzt haben soll, auf den Penis schmierte, um die Symptome einer Erfrierung zu lindern. Schockierte Leser beschreiben diesen Moment als „freudianischen Albtraum“. Während der Lektüre stellt sich das Gefühl ein, dass dieses Buch niemals hätte veröffentlicht werden sollen. Schließlich wirkt Prinz Harry, auch vor dem Hintergrund der Therapien, die er absolvierte, wie jemand, der gerade erst Zugang zu seinen Gefühlen und auch zu vielen Erinnerungen gefunden hat. Doch statt diese für sich zu behalten, teilt er sie mit der Welt. 

    Am ersten Verkaufstag wurden 40.000 Exemplare von Prinz Harrys Memoiren in Deutschland verkauft.
    Am ersten Verkaufstag wurden 40.000 Exemplare von Prinz Harrys Memoiren in Deutschland verkauft. Foto: Kin Cheung, AP/dpa

    Würde er nur über sich selbst Auskunft geben, wäre das eine Sache. Doch viele Stellen drehen sich auch um sein Verhältnis zu seinem Bruder William und seinen Vater, König Charles III. Der entrückte Sohn zeichnet ein unsympathisches Bild seiner Verwandtschaft, nach der die Royals sich vor allem für sich selbst interessieren. So sollen die Brüder offenbar eine geschlagene Woche lang einen völlig belanglosen Streit darüber geführt haben, ob Prinz Harry anlässlich seiner Hochzeit im Mai 2018 einen Bart tragen durfte oder nicht. 

    Damit erhärtet sich der Verdacht, dass die Windsors tatsächlich in einer königlichen Blase leben. Verheerend ist das deshalb, weil sich das Land aktuell in einer politischen und wirtschaftlichen Krise befindet. Das nationale Gesundheitssystem kollabiert, Streiks legen das öffentliche Leben seit Wochen lahm. Es herrscht der Ausnahmezustand. Schenkt man den Schilderungen des Prinzen Glauben, ist die königliche Familie, welche als wertvolles Gegengewicht zum skandalgebeutelten Politikbetrieb gilt, jedoch ebenso mit der eigenen Nabelschau beschäftigt. Die Royals scheinen völlig abgehoben von „echten“ Problemen. Die Lektüre hinterlässt so einen äußerst bitteren Nachgeschmack.

    Das britische Königshaus schweigt zu Harrys Enthüllungen bisher

    Das Königshaus hat sich bislang nicht zu den Enthüllungen geäußert. Dahinter steckt vermutlich die Strategie, den Medien nicht noch mehr Futter geben zu wollen. Das ist verständlich, aber auch problematisch. Denn damit erhärtet sich der Eindruck, dass viele Anschuldigungen des 38-Jährigen im Kern der Wahrheit entsprechen.

    Statt ihm Einhalt zu gebieten, soll König Charles den verlorenen Sohn sogar zu seiner Krönung im Mai dieses Jahres eingeladen haben. Auf einer persönlichen Ebene ist das verständlich. Angesichts der Tatsache, dass Prinz Harry inzwischen schon seit zwei Jahren schamlos aus seinem Prinzendasein Kapital schlägt, wäre es jedoch dringend an der Zeit, ihm Grenzen aufzuzeigen; zum Beispiel durch eine Erklärung oder indem man ihm seine Titel entzieht. Der Palast sollte ihm Einhalt gebieten. In Sicht ist solch ein Schritt jedoch nicht.

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