Bei derzeit deutlich steigenden Heizkosten kommen immer mehr Menschen auf die Idee, mit kleinen Feuerschalen, Gaskochern oder Outdoor-Grills beim Wärmen der Wohnung nachzuhelfen. Doch Experten raten dringend davon ab: Es herrscht die Gefahr einer Kohlenmonoxidvergiftung. Doch was ist das eigentlich? Und welche Symptome, Spätfolgen und Behandlungsmöglichkeiten gibt es dabei? Alle Informationen im Überblick.
Was ist eine Kohlenmonoxidvergiftung?
Kohlenmonoxid ist ein farb-, geruch- und geschmackloses Gas. Es wird chemisch auch als CO bezeichnet, da es aus einem Kohlenstoffatom (C) und einem Sauerstoffatom (O) besteht - im Gegensatz zu Kohlendioxid, das zwei Sauerstoffatome besitzt. Laut Umweltbundesamt entsteht Kohlenmonoxid bei der unvollständigen Verbrennung von Brenn- und Treibstoffen. Es bildet sich, wenn bei Verbrennungsprozessen zu wenig Sauerstoff zur Verfügung steht. Kleine Mengen sind in der Regel harmlos, da sie wieder ausgeatmet werden. In höheren Konzentrationen wirkt CO jedoch als starkes Atemgift.
Das medizinische Lexikon MSD Manuals erklärt: "Inhaliertes Kohlenmonoxid bindet an Hämoglobin, das Protein in den roten Blutkörperchen, das dem Blut seine rote Farbe verleiht und es ihm ermöglicht, Sauerstoff zu transportieren." Das Kohlenmonoxid verhindere dabei, dass das Blut Sauerstoff transportieren kann. Die Folge: Das Körpergewebe und die lebenswichtigen Organe werden nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt.
Vergiftungsgefahr: Häufige Quellen von Kohlenmonoxid
Folgende Verbrennungsvorgänge können eine CO-Vergiftung verursachen:
- Rauch eines Feuers
- Motor von Kraftfahrzeugen
- Schmelzöfen
- Wasserboiler
- Gasbrenner und Outdoor-Grills
- Kerosinheizgeräte
- Oóffen brennende Öfen und Kamine (wie Holzöfen und Kohlebrikettöfen)
Wie häufig tritt eine Kohlenmonoxidvergiftung auf?
MSD Manuals bezeichnet die Vergiftung mit Kohlenmonoxid als häufig. Wie häufig es in Deutschland dazu kommt, ist allerdings nicht klar zu beziffern. Hier gibt es lediglich Angaben des Statistischen Bundesamtes für Krankenhaus-Fälle und Sterbefälle mit der Diagnose CO-Vergiftung. Dennoch zeigt sich, dass die Zahl der Vergiftungen kontinuierlich zunimmt. Schätzungen gehen von etwa 5000 CO-vergifteten Menschen pro Jahr in Deutschland aus.
So starben etwa im Jahr 2015 in Deutschland 648 Menschen daran. 2016 gab es insgesamt 640 registrierte Fälle. 112 davon gingen auf unbeabsichtigte Vergiftungen zurück. Im Jahr 2016 wurden insgesamt 3576 Personen aufgrund einer Kohlenmonoxid-Vergiftung ins Krankenhaus aufgenommen. Diese Zahlen zeigte eine Statistik der Gesundheitsberichterstattung des Bundes. In den USA kommt es laut einer Studie von 2017 jedes Jahr etwa zu 20.000 bis 50.000 Vergiftungen durch Kohlenmonoxid.
Symptome von Kohlenmonoxidvergiftung
Das Deutsche Ärzteblatt nennt die Symptome einer Kohlenmonoxidvergiftung "unspezifisch". Sie reichen von Schwindel und Kopfschmerzen bis zu Bewusstlosigkeit und Tod. Auch Abgeschlagenheit, rosig verfärbte Haut, allgemeines Krankheitsgefühl, Magenkrämpfe, Verwirrtheit und Kurzatmigkeit zählen zu den Symptomen.
Schwere Fälle zeigen sich an Schmerzen in der Brust, Atemnot, niedrigen Blutdruck und Koma. Auch über Symptome, die der einer Grippe oder Virusinfektion ähneln, berichten Betroffene.
Diagnose: Kohlenmonoxidvergiftung erkennen
Die oben genannten Symptome sind breit gefächert. MSD Manuals warnt deshalb: "Das Gefährliche an einer Kohlenmonoxidvergiftung ist, dass Schläfrigkeit und Benommenheit meist nicht als Vergiftungssymptom gewertet werden." Personen mit leichter Vergiftung legen sich deshalb unter Umständen nichts ahnend schlafen und atmen weiter Kohlenmonoxid ein - bis eine schwere Vergiftung oder der Tod eintritt.
Ein Arzt kann eine Kohlenmonoxidvergiftung diagnostizieren, indem er den Anteil von Kohlenmonoxid im Blut misst. Das passiert entweder direkt nach Verdacht mittels eines sogenannten CO-Oxymeters oder später mit einer genaueren Blutgasanalyse im Krankenhaus.
Dauer einer Kohlenmonoxidvergiftung
Eine Kohlenmonoxidvergiftung geht sehr schnell. Bereits nach wenigen Minuten kann sie lebensbedrohliche Gesundheitszustände auslösen. Je nachdem, wie viel Kohlenmonoxid der Körper abbekommt und wie wenig Sauerstoffzufuhr es gibt, kann es innerhalb von Minuten zum Tod kommen. Deshalb muss die Gefahrenzone - etwa ein verrauchtes Zimmer - möglichst sofort verlassen werden. Doch auch nachdem die akute Vergiftung überstanden ist, gibt es mögliche Spätfolgen.
Spätfolgen einer Kohlenmonoxidvergiftung
Bis zu 40 Tage nach einer Intoxikation mit Kohlenmonoxid können Spätfolgen auftreten, schreibt der Medical Tribune. Das Lexikon MSD Manuals beschreibt mögliche Spätfolgen wie folgt: "In seltenen Fällen können sich nach der vorläufigen Erholung von einer Kohlenmonoxidvergiftung Wochen später Symptome wie Gedächtnisverlust, Koordinationsstörungen, Bewegungsstörungen, Depressionen und Psychosen entwickeln."
Studien berichten zudem von neurologische Schädigungen wie zum Beispiel Ataxien, Demenz, Konzentrationsdefizite oder Verhaltensauffälligkeiten, die sich nach einer Kohlenmonoxidvergiftung zeigten. Dabei korrelierte die Schwere der Vergiftung laut Deutschem Ärzteblatt nicht zwingend mit der Ausbildung solcher neuronalen Langzeitschädigungen.
Behandlung einer Kohlenmonoxidvergiftung
Die meisten Menschen, die eine leichte Kohlenmonoxidvergiftung haben, erholen sich wieder schnell, wenn sie an die frische Luft gelangen. "Bei schweren Vergiftungen wird hochkonzentrierter Sauerstoff gegeben, meist über eine Atemmaske", erklärt MSD Manuals. Der Grund: Der Sauerstoff hilft dabei, das Kohlenmonoxid schnell aus dem Blut abzuleiten und lindert die Symptome. Drei von vier Betroffenen einer Kohlenmonoxid-Vergiftung erholen sich innerhalb von sechs bis zwölf Monaten vollständig.
Tipps: Kohlenmonoxidvergiftung vermeiden
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat eine Checkliste mit folgenden Punkten zusammengestellt, um sich vor Kohlenmonoxidvergiftungen zu schützen:
- Holzkohlegrills, Heizpilze oder Notstromaggregate nicht in Innenräumen benutzen, auch nicht in der Garage.
- Jährliche Inspektion von Kaminen, Heiz- oder Kachelöfen sowie Gasthermen, Durchlauferhitzern oder anderen mit Gas betriebenen Geräten.
- In Garagen keine Automotoren laufen lassen.
- Shishas in Innenräumen nur bei ausreichender Belüftung rauchen.
- Holzpellets so lagern, dass die Gase nicht in Räume entweichen können, in denen sich Menschen aufhalten. Holzpellet-Lagerräume regelmäßig belüften.
- Wer Risikogeräte besitzt, sollte einen batteriebetriebenen Kohlenmonoxid-Melder in der Nähe zum Gerät und im Schlafzimmer, am besten an der Wand, installieren. Funktion regelmäßig überprüfen.
- Bei Alarm sofort alle Personen im Haus evakuieren und die Feuerwehr rufen.
- Bei Übelkeit oder Schwindel ärztliche Hilfe suchen.