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Könnte das Wetter die Bergung der eingestürzten Carolabrücke in Dresden erschweren?

Dresden

Teile der Carolabrücke in Dresden stürzen in die Elbe: Könnte das Wetter die Bergung erschweren?

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    In der Nacht zum Mittwoch ist die Carolabrücke in Dresden teilweise eingestürzt.
    In der Nacht zum Mittwoch ist die Carolabrücke in Dresden teilweise eingestürzt. Foto: Robert Michael, dpa

    Ein etwa 100 Meter langes Stück der Carolabrücke, einer der vier Elbbrücken in der Innenstadt von Dresden, hat sich am Mittwoch gegen 3 Uhr gelöst. Das teilt die Feuerwehr Dresden mit. Der Bereich, auf welchem normalerweise die Straßenbahnen verkehren, sei aus bislang ungeklärter Ursache in die Elbe gestürzt. Der Einsturz betreffe den Fußgänger- und Radweg sowie die Straßenbahngleise, teilte ein Sprecher des Lagezentrums am Morgen mit. Der Zustand der Carolabrücke ist über Nacht unverändert geblieben, wie eine Sprecherin der Stadt Dresden mitteilte. Die Brücke sei nicht weiter eingestürzt, erklärte sie am Donnerstagmorgen. 

    Der eingestürzte Teil der Carolabrücke liegt dementsprechend nach wie vor in der Elbe und versperrt die Durchfahrt. Angesichts der Bergungsarbeiten blicken die Einsatzkräfte mit großer Sorge auf den Wetterbericht: Ein steigender Flusspegel könnte nömlich die Bergungsarbeiten weiter erschweren. Zwar soll es in Sachsen von Freitag bis Montag Regen geben – in welchen Mengen ist allerdings unklar. Die Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) für Dresden schwanken zwischen 20 und 70 Litern pro Quadratmeter. Es werde aber kein unwetterartiges Ereignis mit enormen Regenmengen in Sachsen erwartet, hieß es. 

    Im tschechischen Raum, über dem Drei-Länder-Eck Deutschland-Polen-Tschechien und Österreich, sieht es allerdings anders aus. Hier sagt der DWD Unwetterereignisse mit Niederschlagsmengen von 150 Litern pro Quadratmeter bis Montag voraus. Das könne möglicherweise Auswirkungen auf den Pegelstand der Elbe haben, so ein DWD-Meteorologe. 

    Korrosion könnte zum Einsturz der Carolabrücke geführt haben

    Der Einsturz könnte durch Korrosion ausgelöst worden sein. „Wir haben hier zu DDR-Zeiten massiven Chlorid-Eintrag gehabt“, sagte Holger Kalbe, Abteilungsleiter Brücken- und Ingenieurbauwerke bei der Stadt Dresden. An der Stelle, wo das Brückenteil in der Nacht einbrach, habe ein Mast der Verkehrsbetriebe gestanden. Es sei denkbar, „dass an der Stelle massiv die Chloride eingedrungen sind und dort im Inneren der Brücke zu einer Korrosion der Bewehrung geführt habe“, sagte Kalbe.

    Die Polizei geht bei dem Teileinsturz bislang von einem Unglück aus. „Es gibt null Anhaltspunkte für irgendein strafbares Verhalten. Es gibt kein Ermittlungsverfahren“, sagte Polizeisprecher Geithner. Es gehe nun darum, die genaue Ursache zu klären. Sollte sich dabei herausstellen, dass Fehler gemacht worden seien, dann würde auch ein Strafverfahren eingeleitet, sagte Geithner. „Aber diese Anhaltspunkte fehlen im Moment.“

    In der Nacht zum Mittwoch ist ein Teil der Carolabrücke in Dresden eingestürzt. Der Bereich, auf welchem normalerweise die Straßenbahnen verkehren, sei aus bislang ungeklärter Ursache in die Elbe gestürzt.
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    Gerade noch einmal gut gegangen: In Dresden ist in der Nacht zum Mittwoch die Carolabrücke eingestürzt. Nur wenige Minuten zuvor ist noch eine Straßenbahn über die Brücke gefahren. Bilder zeigen das Ausmaß der Schäden.

    Bei der Carolabrücke handele es sich um eine Spannbetonbrücke, die aus drei Zügen besteht. Zwei Teile waren bereits saniert worden. Der jetzt eingestürzte dritte Teil hätte im nächsten Jahr saniert werden sollen. Durch den Einsturz der Brücke wurden auch zwei große Versorgungsleitungen für die Fernwärme beschädigt. Am Brückenkopf auf der Altstädter Seite habe sich auf einer Länge von etwa einem Meter ein Spalt gebildet. Wie die Feuerwehr erklärt, ist es in diesem Zuge zu einem Defekt an zwei Leitungen der Fernwärme gekommen. Ausströmendes Heißwasser habe Teile des Terrassenufers komplett unter Wasser gestellt. Momentan falle darum im gesamten Stadtgebiet die Fernwärme aus.

    Dresdens Carolabrücke teilweise eingestürzt: Fernwärmeausfall im Stadtgebiet

    Durch die Einsatzkräfte wurde am Mittwoch der gesamte Bereich um die Carolabrücke sowie die Brücke selbst gesperrt. Personen seien nach aktuellem Stand nicht zu Schaden gekommen. Von den Dresdner Verkehrsbetrieben hieß es, eine Straßenbahn habe sich nicht auf der Brücke befunden. Nur 18 Minuten vor dem Teileinsturz der Carolabrücke hat die letzte Straßenbahn die Elbbrücke in Dresden passiert. Die Straßenbahn sei um 2.50 Uhr über die Brücke gefahren, die Brücke sei um 3.08 eingestürzt, teilten die Verkehrsbetriebe in Dresden am Morgen mit. Somit seien Fahrgäste und Fahrzeuge nicht betroffen gewesen. An Wochentagen seien die Linien 3 und 7 stündlich unterwegs, auch nachts. Betroffen sei die südliche Hälfte der Brücke, die die Straße Terrassenufer und ein Stück der Elbe überspanne. Es gebe verschiedene Umleitungen.

    Der eingestürzte Brückenzug der Carolabrücke in Dresden sollte im nächsten Jahr saniert werden. Zudem sollte noch bis Ende des Jahres ein Verkehrsversuch auf der Brücke laufen, mit dem Ziel, die Brücke für Fahrradfahrer und Fußgänger sicherer zu machen. Der Versuch und das Vorhaben wurden kontrovers diskutiert. Die Dresdner AfD kritisierte eine falsche Prioritätensetzung in der Verkehrspolitik: Das Geld für den Verkehrsversuch hätte man besser in statische Sicherungsmaßnahmen investieren sollen. 

    Ministerpräsident und Oberbürgermeister nach Teileinsturz der Carolabrücke erleichtert

    Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) reagieren am Tag des Teileinsturzes erleichtert, dass niemand verletzt wurde. „Es ist glimpflich abgegangen“, sagte Kretschmer. Es sei nicht auszudenken, wenn es am Tag passiert, Straßenbahn und Autos auf der Brücke gewesen wären. „Wir können nur dankbar sein, dass niemand bei diesem schrecklichen Ereignis zu Schaden gekommen ist“, sagte auch Dresdens Stadtchef Hilbert.(mit dpa) 

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    2 Kommentare
    Alfred Wengenmaier

    Man will sich gar nicht ausdenken was passiert wäre, wenn die Straßenbahn zu einem anderen Zeitpunkt z.B. im Berufsverkehr gefahren hätte. Dann wäre Tote und Verletzte zu beklagen.

    Michael Müller

    Der von den Freien Wählern im Herbst 2023 eingebrachte Antrag, die Brücke auf ihre Tragfähigkeit zu untersuchen, wurde von der politisch linken Stadtradsmehrheit abgelehnt. Das ist nun das Resultat.

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