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Können Diabetes-Medikamente bei Demenz helfen?

Gesundheit

Können Diabetes-Medikamente bei Demenz helfen?

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    Diabetes und Demenz haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam. Ein Diabetes-Medikament könnte jedoch bei Demenz helfen.
    Diabetes und Demenz haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam. Ein Diabetes-Medikament könnte jedoch bei Demenz helfen. Foto: Patrick Pleul, dpa-Zentralbild, dpa (Symbolbild)

    Diabetes mellitus ist in Deutschland weit verbreitet und so etwas wie eine Volkskrankheit. Immer mehr und auch jüngere Menschen erkranken an der Zuckerkrankheit, die in verschiedenen Formen auftritt. Typ-1-Diabetes und Typ-2-Diabetes sind laut dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) die Hauptformen der Stoffwechselerkrankung, wobei Typ 2 mit 90 bis 95 Prozent unter den Erkrankten am häufigsten vorkommt. 

    Bei Typ-2-Diabetes entwickelt der Körper eine verminderte Empfindlichkeit für Insulin, also eine Insulinresistenz. Zur Therapie gehören laut dem BMG wichtige Bausteine wie regelmäßige Bewegung, eine angepasste Ernährung und ein normales Körpergewicht. 

    Neben einer Veränderung des Lebensstils kann auch das Spritzen von Insulin oder die Einnahme bestimmter Diabetes-Medikamente nötig sein. Zu diesen zählt etwa Metformin. Wie US-Forscher nun in einer Studie herausgefunden haben, könnte das Arzneimittel nicht nur bei Diabetes helfen, sondern auch bei Demenz. 

    Kurz erklärt: Was ist eine Demenz?

    Demenz ist laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ein Begriff für ein weites Spektrum von Symptomen, die eine Beeinträchtigung geistiger Fähigkeiten widerspiegeln. Dabei gibt es verschiedene Demenz-Formen, am bekanntesten ist Alzheimer. Mögliche Auswirkungen einer Demenz können sein:

    • Vergesslichkeit
    • Sprachprobleme
    • Schwierigkeiten, den Alltag zu bewältigen
    • Veränderungen der Persönlichkeit

    Dem BMBF zufolge steigt die Wahrscheinlichkeit an einer Form von Demenz zu erkranken mit dem Alter. Risikofaktoren sind aber auch Diabetes, Bluthochdruck, Übergewicht sowie Bewegungsmangel. Schätzungen zufolge leben bundesweit rund 1,5 Millionen Menschen mit einer Demenz. Jedes Jahr werden etwa 300.000 neue Fälle festgestellt, sodass bis 2050 bei sich fortsetzendem Trend mit circa drei Millionen Betroffenen zu rechnen ist.

    Diabetes und Demenz: Welchen Zusammenhang gibt es?

    Diabetes mellitus zählt laut dem BMBF zu den Risikofaktoren für eine Demenz. Demnach würden Bevölkerungsstudien belegen, "dass Menschen mit Diabetes - im Durchschnitt betrachtet - häufiger an einer Demenz erkranken als Nicht-Diabetiker". Die Ursache für diesen Zusammenhang ist dem Ministerium zufolge noch nicht restlos erforscht, ein möglicher Grund könnte jedoch sein, dass Diabetes mellitus nicht nur die Nieren und das Herzkreislauf-System schädigen kann, sondern auch die Blutgefäße im Gehirn beeinträchtigt werden. Dieser schleichende Prozess könnte dazu führen, dass die kognitiven Fähigkeiten nachlassen. 

    Metformin: Wie wirkt sich das Diabetes-Medikament auf Demenz aus?

    Eine im Oktober 2023 im Fachmagazin JAMA Network Open veröffentliche US-Studie hat gezeigt, dass sich das Diabetes-Medikament Metformin positiv auf das Gehirn auswirken und womöglich Demenz vorbeugen könnte. Demnach hätten schon frühere Studien darauf hingedeutet, dass Metformin mit einem geringeren Auftreten von Demenz in Verbindung gebracht werden kann.

    In der Studie wurden die Daten von 12.220 Menschen, die Metformin frühzeitig abgesetzt haben, mit denen von 29.126 Personen, die das Diabetes-Medikament regelmäßig einnahmen, verglichen. Dazu wurden Gesundheitsdaten aus dem Zeitraum von 1996 bis 2020 ausgewertet. Dabei stellten die Forschenden fest, dass Menschen, die das Medikament frühzeitig abgesetzt hatten, im Vergleich zu Routineanwendern ein 1,21-fach höheres Risiko für eine Demenzerkrankung hatten. 

    Den Forschenden zufolge liefert die Studie weitere Ergebnisse dafür, dass das Diabetes-Medikament Metformin mit einem geringeren Demenzrisiko verbunden ist. In der Folge könnten die Studienergebnisse sich auf die Diabetes-Therapie von Menschen auswirken, die ein besonders hohes Demenzrisiko haben. Anstatt mit anderen Diabetes-Medikamenten könnten sie für einen besseren Schutz weiter mit Metformin behandelt werden.

    Helfen auch andere Diabetes-Medikamente bei Demenz?

    Auch anderen Diabetes-Medikamenten wird eine positive Wirkung auf das Demenzrisiko zugeschrieben. Das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) fand 2015 heraus, dass der Wirkstoff Pioglitazon - bei einer Langzeitbehandlung - das Demenzrisiko bei Diabetikerinnen und Diabetikern maßgeblich reduziert. 

    Das DZNE schrieb übrigens schon damals Metformin ähnliche Eigenschaften zu. Metformin wurde außerdem laut der Universität Innsbruck 2010 bereits als Wundermittel gegen Alzheimer bezeichnet. Ein internationales Forscherteam hatte seine diesbezüglichen Studienergebnisse in der Fachzeitschrift PNAS veröffentlicht. 

    Britische Forschende sind laut dem Deutschlandfunk 2021 auf einen weiteren Wirkstoff gestoßen, der das Fortschreiten einer Demenz bremsen könnte, eigentlich aber ein Diabetes-Medikament ist. Die Rede ist von einer Wirkstoffgruppe, den sogenannten GLP-1-Analoga, zu der auch Liraglutid gehört. Der Stoff wurde bereits erfolgreich an Mäusen und einer kleinen Gruppe Alzheimer-Erkrankten getestet und soll den Gedächtnisverlust vermindert haben. Nachfolger von Liraglutid ist übrigens Semaglutid. Der Wirkstoff ist auch in den Diabetes- beziehungsweise Abnehm-Spritzen Ozempic und Wegovy enthalten.

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