Schon 2022 war für Spanien ein buchstäblich schwarzes Jahr: In keinem anderen EU-Staat verbrannten so viele Wälder wie in diesem südeuropäischen Land. Und obwohl der Sommer noch nicht einmal Einzug gehalten hat, lodern auch in 2023 schon wieder Spaniens Wälder. Das schlimmste Feuer frisst sich seit einigen Tagen in der Umgebung des ostspanischen Ortes Montanejos durch die Wälder. Dort sind bereits 4000 Hektar oder 40 Quadratkilometer Naturlandschaft abgebrannt. Eine Fläche, die 5600 Fußballfeldern entspricht. Es ist in diesem Jahr der erste große Waldbrand – in Spanien und im gesamten Mittelmeerraum.
Montanejos ist ein kleiner Ort mit 500 Einwohnern 50 Kilometer nördlich der Mittelmeerstadt Valencia. Das Dorf ist bei Urlaubern ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen und Klettertouren durch das traumhafte Bergland, das sich mit seinen weiten Kiefernwäldern und aufragenden Felswänden hinter der Mittelmeerküste Valencias erhebt.
Innerhalb weniger Stunden gab es einen gewaltigen Großbrand
Dieses Paradies verwandelte sich in den letzten Tagen in einen Friedhof aus qualmenden Baumstümpfen. „Wenn Sie rechtzeitig eingegriffen hätten, wäre es nicht so weit gekommen“, sagt ein Bewohner des Dorfes. Er und andere Nachbarn hatten am Donnerstagmittag gemeldet, dass es im Wald brenne. Doch bis die Feuerwehr mit ihren Fahrzeugen anrückte, sei kostbare Zeit vergangen. „Wären sie sofort mit einem Löschflugzeug gekommen, dann würde es jetzt nicht mehr brennen.“
Das Feuer hatte sich binnen weniger Stunden zu einem gewaltigen Großbrand ausgeweitet. Für den Monat März ungewöhnlich hohe Temperaturen, die sonst eher im Sommer gemessen werden, hatten die Ausbreitung der Flammen beschleunigt. Hinzu kamen geringe Luftfeuchtigkeit und wechselnde Winde.
Mehrere Ortschaften mussten evakuiert werden
Bisher mussten zehn Ortschaften mit annähernd 1750 Einwohnern evakuiert werden – ein Teil der Menschen konnte am Montag wieder in ihre Häuser zurückkehren. Unter den Evakuierten waren die Bewohner eines Altenheimes und die Feriengäste eines Campingplatzes. Mehrere vereinzelte Landhäuser und eine kleine Siedlung wurden bereits Raub der Flammen. In der Nacht zum Montag konnte das weitere Vorrücken der Flammen, die sich bisher durch die Provinzen Castellón und Teruel fraßen, durch Brandschneisen und Gegenfeuer gestoppt werden. Der Großbrand sei aber weiterhin nicht unter Kontrolle, sagte eine Sprecherin der Behörden. Es könne noch Tage dauern, bis die Flammen gelöscht seien. Nun gehe es vor allem darum, ein Übergreifen auf den nahen Naturpark Sierra de Espadán zu vermeiden.
20 Löschflugzeuge und -hubschrauber versuchten aus der Luft, das Feuer einzugrenzen. Der Lufteinsatz wurde jedoch durch starke Rauchbildung erschwert. Ohne ausreichende Sicht können sich die Piloten den Brandherden im bergigen Hinterland der Mittelmeerregion nicht nähern. Am Boden waren rund 1000 Helfer im Einsatz, darunter 250 Soldaten.
Spanien leidet seit Monaten unter Regenmangel
„Ein solch heftiger Waldbrand ist eher typisch für den Sommer, aber nicht für den Frühling“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Der Brand sei durch die unnormalen klimatischen Bedingungen begünstigt worden. Weite Teile der spanischen Mittelmeerküste leiden seit Monaten unter Regenmangel. „In den ersten drei Monaten des Jahres sind in der Region nur zehn Prozent der üblichen Niederschlagsmenge gefallen.“ Die Wälder seien knochentrocken.
In der gesamten Region Valencia besteht derzeit wegen des ungewöhnlichen sommerlichen Klimas extreme Waldbrandgefahr. Seit Tagen herrschen Temperaturen von bis zu 30 Grad, was die Brandbekämpfung nicht erleichtert. Zu der Region gehören die berühmten Urlaubshochburgen Costa de Azahar (Orangenblütenküste) und Costa Blanca (Weiße Küste), die sich jetzt über Ostern mit zehntausenden Touristen füllen werden.
Inzwischen ist die Brandursache klar
Inzwischen scheint die konkrete Brandursache klar zu sein: Vier Arbeiter, welche die Ränder eines Waldweges mit Motorsensen säuberten, sagten aus, dass Funken der Maschinen die Böschung in Brand setzten. Von dort habe das Feuer auf den Wald übergegriffen. Gegen die vier wird nun wegen fahrlässiger Brandstiftung ermittelt. Experten verweisen darauf, dass die meisten Waldbrände von Menschen verursacht werden – durch Brandstiftung oder durch Unvorsichtigkeit.
„Dieses heftige Feuer ist ein warnender Hinweis auf die Bedrohung durch den Klimawandel“, sagte Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez. Spanien wird laut Forschern zu den am schlimmsten durch den Klimawechsel betroffenen Regionen Europas gehören. In 2022 verkohlten in Spanien laut dem europäischen Satelliten-Beobachtungsprogramm Copernicus 3070 Quadratkilometer Naturlandschaft – fünfmal so viel wie in den benachbarten Mittelmeerländern Frankreich oder Italien.