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Klimawandel: Hitzewellen sorgen dafür, dass Frankreich vertrocknet

Klimawandel

Hitzewellen sorgen dafür, dass Frankreich vertrocknet

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    Ein trockener Teil des Loire-Flussbetts in Westfrankreich.
    Ein trockener Teil des Loire-Flussbetts in Westfrankreich. Foto: Sebastien Salom-Gomis, dpa (Archivbild)

    Wenn Étienne Gangneron auf seine 100 Hektar Weidefläche blickt, ist er besorgt. Seit Ende Juli, erzählt der Milchproduzent aus der Nähe von Bourges, wachse dort „kein einziger grüner Grashalm“ mehr für seine 150 Kühe. „Die Wiesen sind verbrannt und wir müssen auf die Futtervorräte für den Winter zurückgreifen.“ In ganz Frankreich herrscht die extremste Dürre-Phase seit deren Messung im Jahr 1959. Es wird davon ausgegangen, dass diese noch mindestens mehrere Tage anhält. Auch kam es zu heftigen Waldbränden, vor allem erneut im Südwesten, wo Feuerwehrleute aus fünf europäischen Ländern, darunter auch Deutschland, den französischen Kräften zu Hilfe kommen.

    „Die europäische Solidarität funktioniert“, bedankte sich Präsident Emmanuel Macron vom Urlaub aus. Seit Jahresbeginn sind in Frankreich bereits rund 50.000 Hektar Waldflächen vom Feuer zerstört worden. Die Flüsse und Seen, aus denen 82 Prozent des in Frankreich verbrauchten Wassers stammen, sind ausgetrocknet. In 93 der 96 Departements in Kontinentalfrankreich herrschen bereits unterschiedlich scharfe Wasserbeschränkungen.

    Wasser-Tanklaster wurden in die betroffenen Ortschaften geschickt

    Betroffen sind vor allem die Landwirte, die zwischen Juni und August 80 Prozent des verfügbaren Wassers verbrauchen. Einem Teil von ihnen ist die Bewässerung verboten. Fällt die Ernte knapper aus, droht das die Preise unter anderem von Getreide, Milch, Obst und Gemüse in die Höhe zu treiben – zusätzlich zur bereits herrschenden Inflation.

    Etliche Bereiche sind betroffen. So wird die Produktion der durch das AOP-Siegel geschützten Rohmilchkäse-Sorte Salers ausgesetzt, weil die Kühe nicht genügend Gras auf den Weiden finden. Die Hersteller der baskischen Chili-Sorte Piment d‘Espelette vermelden eine dramatisch geringe Ernte, weil die Sonne einen beträchtlichen Teil der Schoten verbrannt hat. Die südfranzösischen Olivenbauern klagen über sehr kleine Früchte. Das könnte auch Auswirkungen auf die Olivenöl-Produktion haben. Darüber hinaus warnte der Umweltminister Christophe Béchu bereits Ende der vergangenen Woche bei einem Besuch in Südfrankreich, dass mehr als 100 französische Kommunen kein Trinkwasser mehr haben.

    Wasser-Tanklaster wurden in die betroffenen Ortschaften geschickt. Das Büro von Premierministerin Élisabeth Borne richtete angesichts dieser „historischen Situation“ einen ressortübergreifenden Krisenstab ein, um Notfallpläne vorzubereiten. Am Donnerstag machten sich Borne und Innenminister Gérald Darmanin ein Bild von den Verwüstungen durch Waldbrände im Südwesten. Insgesamt 579 Kilometer Wasserstraßen und Kanäle wurden bereits geschlossen.

    Die Energieproduktion von Kernkraftwerken wurde teils gedrosselt

    Die Loire kann an manchen Stellen zu Fuß überquert werden – davon wird aufgrund von Sandbänken allerdings dringend abgeraten. Das Wasserniveau des Sees Serre-Ponçon in den französischen Alpen liegt 14 Meter tiefer als sonst. Auch die Energie-Erzeugung gerät angesichts der großen Hitze und Trockenheit unter Druck. Da weniger Wasser in den Flüssen floss, wurden im Vergleich zu 2021 im ersten Halbjahr 23 Prozent weniger Strom aus Wasserkraft gewonnen.

    Und die Energieproduktion von Kernkraftwerken wurde teils gedrosselt oder gestoppt, weil manche Flüsse, die zur Kühlung genutzt werden, ein zu geringes Wasserniveau aufweisen. Ab einer gewissen Wärmeschwelle darf zudem das für die Kühlung verwendete Wasser nicht mehr in die Flüsse zurückgeleitet werden, um Biotope nicht zu zerstören.

    Nach Einschätzung von UN-Experten müssen sich Länder wie Frankreich angesichts des Klimawandels auf immer längere Trockenphasen einstellen. Ein Dorf in Korsika und eine Insel in der Bretagne experimentieren mit Methoden zur Entsalzung von Meereswasser, um dieses zu nutzen. Methoden, die bislang überwiegend Länder wie Israel oder Saudi-Arabien einsetzen.

    Verfehlen wir die globalen Klimaziele? Dieser Countdown zeigt, wie viel Zeit und CO2-Budget für die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels bleibt.

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