Dass die diesjährigen Wald- und Buschbrände in Griechenland extreme Ausmaße angenommen haben, war den Menschen bereits klar. Doch nun ist es offiziell: Laut EU-Kommission handelt es sich bei den Bränden nahe der nordöstlich gelegenen Hafenstadt Alexandroupolis um die größten Brände in der Geschichte der Europäischen Union. Es seien bereits als 73.000 Hektar verbrannt, teilte der Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Janez Lenarcic, am Donnerstag mit.
Die Situation verbesserte sich zwar im Laufe des Tages, weil der Wind etwas nachließ, doch die größten Feuerfronten sind zu umfassend, als dass sie einfach so gelöscht werden könnten.
Etwas Zuversicht bei Feuerwehrleuten und Bürgermeistern
Und so atmeten am Donnerstagmorgen wieder viele Griechen und Touristen selbst Hunderte Kilometer weit von den Bränden entfernt Rauchgestank ein. Im Nationalpark Dadia, rund um die Stadt Alexandroupolis sowie weiter Richtung Westen tobten die Brände weiter - genau wie im Nordwesten Athens und anderen Teilen des Landes. Allerdings gab es bei Feuerwehrleuten und Bürgermeistern der betroffenen Gegenden erstmals etwas Zuversicht: Die sehr starken Winde hätten sich etwas beruhigt, was die Löscharbeiten erleichtere.
Der Schaden jedoch ist längst geschehen: Die 73.000 Hektar, von denen EU-Kommissar Lenarcic ausgeht, entsprechen 730 Quadratkilometern - eine Fläche fast so groß wie Deutschlands zweitgrößte Stadt Hamburg.
Derweil wird immer deutlicher, dass viele der Feuer auf absichtliche Brandstiftung zurückzuführen sind - weshalb am Donnerstag dem griechischen Bürgerschutzminister Vassilis Kikilias der Kragen platzte. "Was hier passiert, ist nicht nur unerhört, sondern obszön und kriminell", sagte er bei einer Krisensitzung in der Zentrale des Zivilschutzes vor Kameras und richtete sich dann direkt an die Brandstifter: "Sie begehen ein Verbrechen gegen das Land. Sie werden nicht verschont werden, wir werden Sie finden, Sie werden von der Justiz zur Rechenschaft gezogen."
Minister spricht von "asozialen Brandstiftern"
Konkret bezog sich Kikilias auf die Brände am Fuße des Gebirges Parnitha nordwestlich von Athen. Dort seien am Donnerstag von 08.00 Uhr morgens bis 12.00 Uhr mittags an verschiedenen Stellen insgesamt neun Brandanschläge verübt worden.
Der Minister zählte die jeweils neuen Brandherde sogar mit genauen Uhrzeiten auf. Die Täter gefährdeten Wälder, Eigentum und vor allem Menschenleben, sagte er. Es handele sich um "asoziale Brandstifter". Die Polizei und auch der Geheimdienst würden alles dafür tun, die Täter dingfest zu machen.
Die Täter festzunehmen ist allerdings schwer und gelingt nur selten: Meist werden Feuer in einsamen, unwegsamen Gebieten gelegt. Bis die Brände an Fahrt aufnehmen, sind die Täter längst auf und davon. Am Donnerstag wurden dennoch insgesamt vier mutmaßliche Brandstifter festgenommen, teils aufgrund von Augenzeugen, teils, weil sie bei Kontrollen Material mitführten, das sich zur Brandstiftung eignet, darunter etwa Spraydosen. Über die Beweggründe war zunächst nichts bekannt, wie griechische Medien berichteten.
Hilfe kommt auch aus dem Ausland
Was bleibt, ist die Gefahr für Menschen, Helfer, Tiere, Häuser. Laut Feuerwehrsprecher Giannis Artopoios wurden in den vergangenen Tagen 60 Feuerwehrleute bei Löscharbeiten verletzt. Aktuell kämpfen Tausende an den vielen Brandherden des Landes mit den Flammen. Neben den griechischen Kräften seien auch Feuerwehrwehrleute und Piloten mit Löschflugzeugen aus Deutschland, Albanien, Frankreich, Bulgarien, Tschechien, Schweden und Zypern im Einsatz.
Einen kleinen Lichtblick bot am Mittag einmal mehr der Zivilschutz mit seiner täglichen Prognose der Waldbrandgefahr. Die Karte für Donnerstag zeigt zwar, dass die ohnehin betroffenen Gebiete weiterhin sehr kritisch sind und es dort immer noch stark windet. Für den Rest des Landes aber wurde mit "mittelmäßiger Brandgefahr" weitgehend Entwarnung gegeben.
(dpa)