Als bekannt wurde, dass der neue „Hart aber fair“-Moderator Louis Klamroth und die Klimaaktivistin Luisa Neubauer ein Paar sind, setzte umgehend der internettypische Schmähreflex ein. Man werde den Polit-Talk nicht mehr ansehen, Klamroth sei ja eh linksgrün und Neubauer ... das ist in vielen Fällen nicht zitierfähig. Sie gilt als Hassfigur – wie die beitragsfinanzierte ARD als Hassobjekt gilt. Noch am Tag der Veröffentlichung eines Interviews, in dem Klamroth sich Mitte Dezember zu seiner Beziehung äußerte, twitterte der AfD-Politiker Georg Pazderski: „Wohin man schaut: Grün-Roter Filz.“
Keine "Sippenhaft" – das gilt auch für Welt-Journalistin Franca Lehfeldt
Klamroth hatte in dem Interview vor seinem „Hart aber fair“-Start als Plasberg-Nachfolger seine journalistische Unabhängigkeit betont, auf die sich sein Publikum „immer verlassen“ könne. Er hatte erklärt, dass es in einem journalistisch geleiteten Gespräch nicht um die eigene Meinung gehe. Damit hatte er alle wesentlichen Punkte benannt. Inklusive dem, dass es sich von selbst verstehe, dass seine Partnerin nicht Gast seiner Sendung sein werde. Klamroth sprach Selbstverständliches aus: Jede Journalistin, jeder Journalist eines jeden „seriösen“ Mediums vermeidet Rollen- und Interessenkonflikte, sogar den Anschein. Das ist medien- und berufsethisch geboten und in aller Regel Praxis. Was nicht bedeutet, dass ein Journalist kein Parteibuch haben dürfte – er berichtet dann aber eben selbstverständlich nicht über diese oder andere Parteien.
Ebenfalls muss selbstverständlich gelten, dass es keine „Sippenhaft“ geben darf. Das gilt etwa genauso für Franca Lehfeldt. Die ist „Chefreporterin Politik“ und Moderatorin beim Nachrichtensender Welt und Frau von FDP-Chef und Bundesfinanzminister Christian Lindner. Auch sie beteuerte, sich an klare Regeln zu halten. Bis auf den Nachweis des Gegenteils ist das bei ihr wie bei Klamroth so in Ordnung. Bleibt die Grundsatzfrage, ob einem Arbeitgeber das Privatleben eines Arbeitnehmers etwas angeht.
Beziehung von Luisa Neubauer und Louis Klamroth: Interessenskonflikte gibt es überall
Hendrik Zörner, Pressesprecher des Deutschen Journalisten-Verbandes (der mit einer Vertreterin auch im WDR-Rundfunkrat sitzt), sagte dazu unserer Redaktion: „Die privaten Verbindungen von Journalistinnen und Journalisten gehen einen Arbeitgeber schlicht nichts an.“ Es ist keine Einzelmeinung. Dass weder Lehfeldt noch Klamroth ihre Partner interviewen können, ist eine notwendige und hinnehmbare Selbstbeschränkung. Über ihre journalistische Qualifikation sagen ihre Beziehungen nicht das Geringste aus. Dass Klamroth wegen Neubauer nicht über die Klimakrise diskutieren lassen könne – am Montag tat er es –, nicht „neutral“ sei oder der Ruf der Sendung ruiniert werde, ist diffamierend.
Der WDR-Rundfunkrat befasst sich laut Welt am Sonntag an diesem Dienstag mit Klamroth, weil er seine Beziehung vor Vertragsunterzeichnung nicht als möglichen Interessenkonflikt angegeben habe. Vertreter von CDU und SPD sähen darin einen Verstoß. Es ist gut, wenn sich das Aufsichtsgremium damit befasst; höchst bedenklich ist es, dass eine durch Polemik vergiftete, auch parteipolitische Auseinandersetzung dort hineingetragen werden könnte.
Es ist gut, wenn sich der WDR-Rundfunkrat mit der Personalie Klamroth befasst
Auf Focus online warf Gregor Golland, Rundfunkrat und CDU-Politiker, dem WDR am Montag vor, „sehr einseitig“ zu berichten. Es würden „auch mal Fakten weggelassen, wenn sie nicht ins politische Portfolio passen“. Gut „90 Prozent der öffentlich-rechtlichen Medienschaffenden“ seien „eher links von der Mitte“. In einem „Hart aber fair“-Faktencheck würde er damit nicht bestehen.