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Kirchentag: Joachim Gauck von Samuel Koch tief beeindruckt

Kirchentag

Joachim Gauck von Samuel Koch tief beeindruckt

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    Emotionaler moment: Bundespräsident Joachim Gauck (l) hält seinem Gesprächspartner Samuel Koch beim Kirchentag in Hamburg ein Glas Wasser zum trinken hin. Der Schauspiel-Studenten Koch ist seit einem Unfall bei «Wetten, dass..?» querschnittsgelähmt.
    Emotionaler moment: Bundespräsident Joachim Gauck (l) hält seinem Gesprächspartner Samuel Koch beim Kirchentag in Hamburg ein Glas Wasser zum trinken hin. Der Schauspiel-Studenten Koch ist seit einem Unfall bei «Wetten, dass..?» querschnittsgelähmt. Foto: Christian Charisius

    "Welche Rolle spielt der Glauben für Dich", fragt der Moderator seinen Gast Samuel Koch, jenen jungen Mann, der bei einer waghalsigen Aktion in der ZDF-Sendung "Wetten dass..." schwer verunglückte und seitdem gelähmt ist. Der 25-Jährige im Rollstuhl hält kurz inne und sagt dann, Glaube sei für ihn so etwas wie der "rettende Anker".

    Bundespräsident Joachim Gauck greift zum Mikrofon. "Ich möchte diesen Satz nicht kommentieren, aber ich möchte Gott danken, dass ich ihn höre." Beifall brandet auf in der Hamburger Messehalle B5, in der 7000 Besucher des Evangelischen Kirchentags eine Diskussionsrunde über das Thema "Starke Gesellschaft" verfolgen.

    Es ist ein emotionaler Moment, in dem nicht der Bundespräsident, sondern der tiefgläubige Joachim Gauck spricht, der so viele Jahre selbst Pastor einer kleinen evangelischen Gemeinde in Mecklenburg und schon in den 80er Jahren in der Kirchentagsarbeit aktiv war. Und er hat sichtbar Spaß am Kirchentag, an dem er sich weniger staatstragend, dafür unkompliziert und volksnah gibt.

    Gauck trägt den blauen Kirchentagsschal über seinem grauen Sakko, Gauck winkt, Gauck geht auf die Menschen zu. Zur Eröffnung am Mittwochabend sagt er "Tja, da bin ich", lobt die Bedeutung solcher Christentreffen für den Glauben und ihre gesellschaftliche Relevanz. Abends geht er ins Zelt der Militärseelsorge, isst eine Gulaschsuppe aus der Plastikschale.

    Gauck macht sich stark für Behinderte

    Das kommt an beim Kirchenvolk, und so wird Gauck auch am Donnerstag bei der Diskussionsrunde in der übervollen Messehalle geradezu stürmisch beklatscht. Es geht um Inklusion, ein eher sperriges Wort dafür, dass Behinderte und Nichtbehinderte zusammenleben sollten, aufeinanderzugehen, auch wenn es oft schwer fällt.

    Gauck macht sich stark für Behinderte, für den Abbau von Barrieren, für die "Gleichwertigkeit des Unterschiedlichen". Und bezeichnet Menschen wie den Paralympics-Sieger und Pfarrer Rainer Schmidt, der ebenfalls mitdiskutiert, als Vorbild. Das gilt auch für Samuel Koch, der in einem Spezialrollstuhl neben Gauck sitzt, mit Headset am Mund, die Arme auf den Lehnen. Der - statt mit seinem schweren Schicksal zu hadern - Schauspiel studiert. "Und genau das braucht unser Land", sagt Gauck.

    Samuel Koch: Sein Leben ist oft unsäglich anstrengend

    Samuel Koch sorgt für Lacher im Publikum, als er berichtet, wie er sich mit Schmidt, dem die Unterarme fehlen, begrüßt hat: "Wir haben komisch gekuschelt irgendwie". Später kalauert er "Wo war ich sitzengeblieben?", sagt Sätze wie "Manchmal ist Behinderung keine Behinderung, sondern Möglichkeit." Doch man merkt auch, dass das neue Leben des früheren Kunstturners, der rund um die Uhr Hilfe braucht, nicht nur aus positiver Energie besteht, oft so unsäglich anstrengend ist. Klar habe er solche Momente, in denen er an den Unfall 2010 denke, räumt er ein. "Das ist echt blöd gelaufen."

    Gauck zeigt sich beeindruckt von der Begegnung mit Koch. "Ich habe mich gefragt: Hättest Du dich mit diesem Menschen auch unterhalten, sich für ihn interessiert, wenn er ein junger gut aussehender Springinsfeld wäre? Ich weiß es nicht", bekennt der Bundespräsident. Jetzt sei ihm das Gespräch mit Koch "unglaublich wichtig".  dpa

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