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Kirche: Papst Franziskus irritiert mit Rotkäppchen-Vergleich

Kirche

Papst Franziskus irritiert mit Rotkäppchen-Vergleich

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    Papst Franziskus bei einer seiner wöchentlichen Generalaudienzen im Vatikan.
    Papst Franziskus bei einer seiner wöchentlichen Generalaudienzen im Vatikan. Foto: Andrew Medichini, AP/dpa (Archivbild)

    Wenn Papst Franziskus sich äußert, dann macht das weltweit Schlagzeilen – und sorgt in schöner Regelmäßigkeit für Diskussionen. Bisweilen muss der Vatikan auch nachträglich Papst-Worte näher erläutern. Die aktuellen des Kirchenoberhaupts sind nun seit Dienstag Stoff für Gespräche und Kommentare wie jenen auf katholisch.de: „Die falschen Worte des Papstes zur Ukraine“. Schon wieder irritiere seine Wortwahl und Bewertung.

    Am Dienstag also erschien ein Interview, das Franziskus den europäischen Jesuiten-Zeitschriften, darunter der in Freiburg erscheinenden Stimmen der Zeit gab. Die Themen: der Ukraine-Krieg, der deutsche innerkirchliche Reformprozess „Synodaler Weg“ sowie das Rücktrittsgesuch des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki.

    Schon im Mai sprach Franziskus vom „Bellen der Nato an der Tür Russlands“

    Es war dabei nicht das erste Mal, dass der Papst seine Sicht auf den Krieg Russlands gegen die Ukraine äußerte. In der italienischen Zeitung Corriere della Sera hatte er im Mai vom „Bellen der Nato an der Tür Russlands“ gesprochen. Dies präzisierte er jetzt: Man solle sich vom „Rotkäppchen-Schema“ lösen, demzufolge Rotkäppchen „gut“ und der Wolf der „Bösewicht“ sei. Rotkäppchen steht hier für die Ukraine und den Westen, der Wolf für Russland. In jener Auseinandersetzung „gibt es keine metaphysisch Guten und Bösen auf abstrakte Art und Weise“, sagte Franziskus. Stattdessen habe sie globale Dimensionen „mit Elementen, die stark ineinander verwoben sind.“

    Er erzählte, wie „ein paar Monate vor Kriegsbeginn“ ein Staatschef, dessen Identität er nicht preisgab, in einem Gespräch mit ihm vor dem Krieg gewarnt habe mit den Worten: „Sie bellen vor den Toren Russlands und sie verstehen nicht, dass die Russen imperial sind und keiner fremden Macht erlauben, sich ihnen zu nähern.“ Gemeint war damit die stufenweise Nato-Osterweiterung und deren Folgen.

    Franziskus sagte weiter, der Krieg sei „vielleicht in gewisser Weise entweder provoziert oder nicht verhindert“ worden. Es gehe offensichtlich auch um das Verkaufen von Waffen. Zugleich kritisierte er „Brutalität und Grausamkeit“ der russischen Truppen.

    Was er Kritikern entgegnet, die ihm vorwerfen: „Aber Sie sind doch pro Putin!“

    Kritikern, die ihm vorwerfen „Aber Sie sind doch pro Putin!“, entgegnete er: „Nein, das bin ich nicht. So etwas zu sagen, wäre vereinfachend und falsch. Ich bin einfach dagegen, die Komplexität auf die Unterscheidung zwischen Guten und Bösen zu reduzieren, ohne über die Wurzeln und Interessen nachzudenken, die sehr komplex sind.“

    Derart argumentierte er auch beim Thema „Synodaler Weg“, einem von den deutschen Bischöfen und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken angestoßenen Reformprozess über katholische Sexualmoral oder die Rolle von Frauen in der Kirche. „Problematisch wird es, wenn der Synodale Weg von den intellektuellen, theologischen Eliten ausgeht und sehr stark von äußeren Zwängen beeinflusst wird“, meinte er. Zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, dem Limburger Bischof Georg Bätzing, habe er halb ernst einmal gesagt: „Es gibt eine sehr gute evangelische Kirche in Deutschland. Wir brauchen nicht zwei von ihnen.“

    Damit wurde erneut deutlich, dass Franziskus nicht hinter dem in Deutschland eingeschlagenen Reformweg steht. Wie genau er sich einen Reformprozess allerdings vorstellt? Unklar.

    Zur Zukunft Woelkis sagte der Papst, er habe dessen Rücktrittsgesuch „in der Hand“

    Genauso wie sein Umgang mit dem umstrittenen Kölner Kardinal Woelki und den Konflikten in dessen Diözese. „Ich behandle sie wie jede andere Diözese in der Welt, die Konflikte erlebt.“ Es gebe viele solcher Diözesen, so der Papst. Zur Zukunft Woelkis sagte er, er habe dessen Rücktrittsgesuch „in der Hand“. Und dass er es gewesen sei, der Woelki gebeten habe, „für sechs Monate wegzugehen, damit sich die Dinge beruhigten und ich klarer sehen konnte“. Als Woelki nach seiner Auszeit ins Erzbistum Köln zurückkam, habe er ihn gebeten, ein Rücktrittsgesuch zu verfassen. Er habe ihn an seinem Platz gelassen, „um zu sehen, was passieren würde“.

    Woelki bezeichnete sein Rücktrittsgesuch im März als „Haltung innerer Freiheit“ – sodass auch der Papst frei sei, zu entscheiden, „was dem Wohl der Kirche von Köln am meisten dient“. Es klang wie ein von ihm aktiv vollzogener Schritt.

    Seine Worte liefern reichlich Gesprächsstoff: Papst Franziskus während einer Audienz im Mai.
    Seine Worte liefern reichlich Gesprächsstoff: Papst Franziskus während einer Audienz im Mai. Foto: Andrew Medichini, AP/dpa

    Nun ließ er erklären, dass seine und die Aussagen des Papstes miteinander vereinbar seien. Er habe „tatsächlich den Wunsch angesichts der starken Belastung“ nach 30-tägigen Exerzitien gehabt, hieß es in einer Pressemitteilung. Dass daraus eine längere Auszeit geworden sei, gehe auf den Wunsch des Heiligen Vaters zurück. Und: Der Kardinal habe die Bitte des Papstes nach einem Rücktrittsgesuch „mit in sein Gebet genommen und dann in der Haltung innerer Freiheit den Amtsverzicht angeboten“.

    Mit seiner baldigen Abberufung ist nach den Worten des Papstes nicht zu rechnen. Dafür mit einer erneuten Untersuchung. Es gebe im Erzbistum Köln „ein wirtschaftliches Problem, für das ich eine finanzielle Visitation in Erwägung ziehe“, so Franziskus. (mit wida)

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