Was für die Deutschen die Plätzchen sind, ist für die Briten der Christmas-Pudding. Jahrzehnte-, ja jahrhundertelang gehörte die deftige Nachspeise mit Nüssen und Trockenfrüchten, die einem Kuchen ähnelt, aber nicht etwa gebacken, sondern gedünstet oder gekocht wird, auf der Insel wie Santa zum Weihnachtsfest. In „A Christmas Carol“ (Eine Weihnachtsgeschichte) beschreibt Charles Dickens, wie Mrs. Cratchit, Ehefrau von Bob Cratchit, der für den selbstsüchtigen Ebenezer Scrooge arbeitet, mit fast religiöser Ehrfurcht das berühmte Gericht auf einem Tisch platziert, ganz so, als wäre dieser die Essenz von Weihnachten.
Auch die Royals lieben das Gericht. Vor fünf Jahren durfte der damals sechsjährige Prinz George, Sohn von Prinz William und Prinzessin Catherine, dabei helfen, den äußerst reichhaltigen und damit sehr britischen Kuchen herzustellen, der wegen seiner Art der Zubereitung wohl eher Kloß genannt werden sollte. Ein Video zeigt, wie die mittlerweile verstorbene Königin Elizabeth II. erst interessiert zuschaute, dann jedoch etwas zurückwich, als George für ihren Geschmack wohl etwas zu wild in der großen Schüssel herumrührte. Die Fans zeigten sich weniger skeptisch. Das kurze Video wurde tausendfach geteilt. Doch die Zeit des Gebäcks scheint nun zu Ende zu gehen.
Viele Briten wollen an Weihnachten mehr Geld ausgeben
Denn der traditionelle Weihnachtspudding verliert an Beliebtheit. Fast 60 Prozent der britischen Erwachsenen, die Weihnachten feiern, finden, dass er nicht mehr zwingend zu den Feierlichkeiten dazugehört, wie eine YouGov-Umfrage ergab. Warum das so ist, darüber gab das Meinungsforschungsinstitut indes keine Auskunft.
Mit einer nachlassenden Begeisterung für das Fest hat der Trend jedoch offenbar nichts zu tun. Denn nicht wenige Briten möchten ihr Weihnachtsbudget in diesem Jahr halten oder gar aufstocken. Von denjenigen, die mehr Geld in die Hand nehmen wollen, planen drei Viertel, es in mehr Geschenke und zwei Drittel in Lebensmittel zu investieren. So könnten die Ausgaben anlässlich der Festtage auf der Insel von 416 (etwa 500 Euro) auf 433 Pfund (etwa 525 Euro) pro Person steigen, so eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC.
Der Truthahn ist auf der Insel ein beliebtes Weihnachtsessen
Dabei fließt das Geld dann allerdings wohl eher in einen größeren Truthahn als in einen reichhaltigen Weihnachtspudding. Denn laut einer Umfrage des Agriculture and Horticulture Development Board (AHDB), einer Organisation im Vereinigten Königreich, die Landwirtschafts-, Gartenbau- und Ernährungssektoren unterstützt, wollen zehn Prozent der Briten dieses Jahr gleich drei unterschiedliche Fleischsorten auf den festlich gedeckten Tisch bringen. Am beliebtesten werde voraussichtlich Truthahn bleiben, gefolgt von Schinken zum Braten und Rindfleisch. Überdies seien neben Würstchen im Schlafrock auch Rosenkohl und Yorkshire-Pudding, ein Backwerk, das in der englischen Küche als Beilage gereicht wird, ein wichtiger Bestandteil des Festtagsessens.
Experten zufolge deutet dies darauf hin, dass der Druck durch die hohen Lebenshaltungskosten im Königreich nachgelassen hat. Und auch die Stimmung scheint jenseits des Ärmelkanals nach entbehrungsreichen Jahren wieder festlicher. Laut der Studie sind immerhin 40 Prozent der Briten der Meinung, dass Weihnachten in diesem Jahr schöner wird als 2023.
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