Es war der 14. Februar 2013, Valentinstag, als Oscar Pistorius mehrere Schüsse durch die Toilettentür seiner Villa im südafrikanischen Pretoria abfeuerte. Der damalige Paralympics-Star, der beidseitig beinamputiert ist, tötete durch die Schüsse seine Freundin Reeva Steenkamp, die damals 29 Jahre alt war. Etwas mehr als zehn Jahre später hätte der Südafrikaner nun wieder auf freien Fuß kommen können. Es stand eine Anhörung vor dem Bewährungsausschuss an.
Am Freitagnachmittag wurde bekannt, dass der Antrag auf eine Entlassung auf Bewährung abgelehnt wurde. Pistorius muss also in Haft bleiben.
Mord an Steenkamp: Pistorius wurde zu 13 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt
Pistorius hatte schnell eingeräumt, die Schüsse abgegeben zu haben, welche Steenkamp töteten. Er behauptete allerdings, dass er hinter der Toilettentür einen Einbrecher vermutete und seine Freundin, die als Moderatorin und Model arbeitete, daher irrtümlich erschossen hatte. June und Barry Steenkamp, die Eltern des Opfers, glaubten hingegen von Beginn an, dass Pistorius ihre Tochter nach einem Streit aus Wut getötet habe.
Im September 2014 war Pistorius wegen der fahrlässiger Tötung Steenkamps verurteilt worden. Richterin Thokozile Masipa sprach ein erstinstanzliches Urteil über fünf Jahre Haft aus. Die Staatsanwaltschaft legte Berufung ein, da sie eine Verurteilung wegen Mordes erreichen wollte.
Im Dezember 2015 wurde das bestehende Urteil vom Berufungsgericht aufgehoben. Pistorius wurde stattdessen nach südafrikanischem Recht wegen Mordes verurteilt. Am 6. Juli 2016 wurde das Strafmaß auf sechs Jahre Haft festgelegt. Erneut kam es zu einem Berufungsverfahren, und im November 2017 stand schließlich das endgültige Strafmaß fest: 13 Jahre und fünf Monate Haft.
Anhörung vor dem Bewährungsausschuss: Kommt Pistorius heute frei?
Etwas mehr als zehn Jahre nach der Tag hat Pistorius' Anwalt eine vorzeitige Haftentlassung auf Bewährung nach der Hälfte der Haftzeit beantragt. Am Freitag fand die Anhörung vor dem Bewährungsausschuss im Atteridgeville-Gefängnis, in dem Pistorius inhaftiert ist, statt. In dieser wurde eine Beurteilung über die geistige und körperliche Verfassung des 36-Jährigen getroffen. Auch die Tat wurde noch einmal aufgerollt. Letztlich sollte festgestellt werden, ob Pistorius derzeit noch eine Gefahr für die Allgemeinheit ausstrahlt. Die Strafvollzugsbehörde "Department of Corrections" kam zu dem Schluss, dass Pistorius weiter im Gefängnis bleiben muss. In einem Jahr kann die Angelegenheit neu verhandelt werden.
Als Grundlage für den Bewährungsausschuss dient nach südafrikanischem Recht ein sogenannter "Täter-Opfer-Ausgleich". Zu diesem kam es im November 2022. Steenkamps Eltern besuchten Pistorius zu diesem Zweck im Gefängnis. Nach dem Besuch hatte sich Barry Steenkamp enttäuscht gezeigt. "Nach all den Jahren wollte ich nur, dass er zugibt, dass er es aus Wut getan hat", sagte dieser der britischen Zeitung Daily Mail. Pistorius wäre allerdings bei der Version geblieben, welche er auch bei den Verhandlungen vertrat. Die Eltern des Opfers woltten daher bei der Anhörung vor dem Bewährungsausschuss zu Wort kommen, was dann auch geschah. June Steenkamp sprach sich gegen eine vorzeitige Entlassung von Pistorius aus, da sie glaube, dass er keine Reue zeige.
Kommt Pistorius frei? So verhielt er sich als Gefangener
Neben der Tat ging es vor dem Bewährungsausschuss auch um Pistorius' Zeit in Haft. Sein Anwalt Julian Knight bezeichnete seinen Mandanten als "vorbildlichen Gefangenen". Er habe unter anderem im Gefängnisgarten Gemüse angebaut. Henke Pistorius, Vater des Gefangenen, hatte bereits 2018 erklärt, dass sein Sohn Bibelkurse für die Insassen gebe.
In seiner Haftzeit gibt es aber auch zwei Einträge zu Pistorius, welche ihm negativ ausgelegt werden könnten: Im Jahr 2016 musste der ehemalige Paralympics-Star wegen Verletzungen an beiden Handgelenken behandelt werden. Im Jahr 2017 wurde er dann erneut wegen Verletzungen behandelt. Diese soll er sich bei einem Streit mit einem Mithäftling zugezogen haben.