Mehr als 3000 Menschen saßen vor der ostafrikanischen Insel Mauritius auf einem Kreuzfahrtschiff fest – es bestand der Verdacht auf einen Cholera-Ausbruch an Bord. Sowohl die französische Insel La Réunion als auch die Behörden in Mauritius hatten die "Norwegian Dawn" nach einer Reihe von Magen-Darm-Erkrankungen abgewiesen und ein Anlegen an einem Hafen verweigert. Nun haben Proben aber ergeben, dass es bei den Erkrankungen nicht um Cholera handelt, wie das mauritische Gesundheitsministerium mitteilte.
Eigentlich sollten die meisten der 2184 Passagiere am Sonntag bereits die Heimreise antreten. 2279 neue Reisende hätten zugleich an Bord gehen sollen, wie die Hafenbehörde mitteilte. Neben den Passagieren befanden sich 1026 Besatzungsmitglieder auf dem Schiff.
Cholera-Verdacht auf Kreuzfahrtschiff: Mindestens 15 Menschen erkrankt
Nach Angaben aus Behördenkreisen sollen mindestens 14 Passagiere sowie ein Besatzungsmitglied an Durchfall und Erbrechen leiden. Sie seien in ihren Zimmern isoliert worden. Wie die US-amerikanische Reederei Norwegian Cruise Line mitteilte, sind bei einer kleinen Anzahl von Gästen der "Norwegian Dawn" auf der zwölftägigen Fahrt leichte Symptome einer Magenerkrankung aufgetreten. "Aufgrund zusätzlicher Tests, die von den örtlichen Behörden vor der Einreise verlangt werden, hat die Regierung von Mauritius die Ausschiffung für die aktuelle Kreuzfahrt und die Einschiffung für die nächste Kreuzfahrt um zwei Tage auf den 27. Februar 2024 verschoben."
Der Kapitän informierte die Passagiere in einem auf Sonntag datierten Schreiben, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, darüber, dass sie das Schiff in Port Louis zunächst nicht verlassen würden. Die Reederei bietet Hotlines für ihre Gäste an, um Fragen nach der Umbuchung der weiteren Heimreise zu klären. Die auf Mauritius gestrandeten Gäste wiederum sollen demnach kostenlose Hotelübernachtungen erhalten. Man habe die Hygienemaßnahmen an Bord erhöht und ergreife alle notwendigen Maßnahmen, um die Gäste, die Besatzung und die Reiseziele zu schützen, teilte die Reederei weiter mit.
Mauritius und La Réunion weisen Kreuzfahrtschiff wegen Cholera-Verdachts ab
Bereits am Freitag verweigerten die Behörden der französischen Insel La Réunion aufgrund der Magen-Darm-Erkrankungen dem Schiff das Anlegen im Hafen. Sowohl die französische Regierung als auch die regionale Gesundheitsbehörde der Insel hielten die gesundheitliche Situation an Bord des Schiffes für unbefriedigend.
Die Behörden hätten vorgeschlagen, Mediziner an Bord zu schicken und Tests durchzuführen. Die Reederei habe daraufhin entschieden, den für wenige Stunden geplanten Zwischenstopp abzubrechen und direkt nach Mauritius weiterzufahren, so die Präfektur der Insel. Am Samstagabend gegen 18 Uhr erreichte die "Norwegian Dawn" dann Mauritius, wie die dortige Hafenbehörde bestätigte.
Das Kreuzfahrtschiff war am 13. Februar in Südafrika auf ihre Reise über Madagaskar nach La Réunion und Mauritius aufgebrochen. Anschließend sollte die "Norwegian Dawn" mit den neuen Passagieren nach Südafrika zurückkehren.
Passagiere bemängeln Kommunikation nach Cholera-Verdacht auf Kreuzfahrtschiff
Die Passagiere des Kreuzfahrtschiffs kritisierten die mangelnde Kommunikation an Bord und seitens des Reiseveranstalters. "Kaum hatten wir Kapstadt verlassen, mussten sie wissen, dass es ein Problem gab. Das Buffet war verschwunden. Man bediente uns mit Handschuhen. Es gab Gerüchte über Gastroenteritis", erzählte ein Mann von der Insel La Réunion, das in Kapstadt an Bord gegangen war. "Wir wollten am Samstag in La Réunion aussteigen. Am Morgen sagte man uns, dass das Schiff stattdessen nach Mauritius fahren würde. Wir waren ein wenig besorgt. Schließlich dachten wir, dass wir in Mauritius aussteigen und nach La Réunion zurückfliegen würden. Da erfuhren wir plötzlich, dass die Gesundheitsbehörden an Bord kommen würden. Erst sehr spät erwähnten sie den Verdacht auf einen Cholera-Ausbruch." Ein mauritischer Gast sagte der Deutschen Presse-Agentur hingegen: "Es ist alles normal und wir haben Spaß."
Cholera-Ausbruch in Afrika: Mehr als 3000 Todesfälle
Seit Monaten erlebt das südliche Afrika einen der schlimmsten Cholera-Ausbrüche seit Jahren. In den 13 betroffenen Ländern wurden bis Mitte Januar etwa 200.000 Krankheitsfälle und mehr als 3000 Todesfälle gemeldet. Mauritius war in höchster Alarmbereitschaft, da auf den Komoren Fälle aufgetreten waren.
Cholera wird durch ein Bakterium ausgelöst, das im Darm ein Gift bildet. Es wird vor allem durch verunreinigtes Trinkwasser und verunreinigte Lebensmittel verbreitet. Viele Infektionen verlaufen symptomlos, in schweren Fällen kann der starke Flüssigkeits- und Salzverlust aber innerhalb von Stunden zu Kreislaufkollaps, Muskelkrämpfen bis hin zu Schock und Tod führen. (mit dpa)