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Keimbelastete Wurst: Feiertag verzögerte Wilke-Produktrückruf - Firma beantragt Insolvenz

Keimbelastete Wurst

Feiertag verzögerte Wilke-Produktrückruf - Firma beantragt Insolvenz

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    Das Produktionsgebäude des Fleischherstellers Wilke Wurstwaren. Zwei Menschen sind nach dem Verzehr von keimbelasteter Wurst gestorben. Der Hersteller hat inzwischen Insolvenz beantragt.
    Das Produktionsgebäude des Fleischherstellers Wilke Wurstwaren. Zwei Menschen sind nach dem Verzehr von keimbelasteter Wurst gestorben. Der Hersteller hat inzwischen Insolvenz beantragt. Foto: Uwe Zucchi, dpa

    Ausgerechnet der Tag der Deutschen Einheit machte die Rückrufaktion von keimbelasteter Wurst des Unternehmens Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren in Twistetal-Berndorf kompliziert.

    Der Feiertag am 3. Oktober verzögerte den Informationsfluss zum Produktrückruf erheblich. Beispiel Köln: Erst am Freitag gelang es der Stadt am Rhein, alle betroffenen Großhändler zu informieren. Drei Tage, nachdem der nordhessische Betrieb geschlossen wurde. Der Informationsprozess sei durch den

    Viel zu spät, wenn man der mittlerweile gelöschten Aussage auf der Internetseite des betroffenen Unternehmens Glauben schenken darf: Wöchentlich seien "circa 300 Tonnen beste Roh-, Brüh- und Kochwurstartikel, sowie Roh- und Kochpökelwaren, als auch Konserven hergestellt und vermarktet" worden. Nachdem die Behörden zu Beginn davon ausgingen, nur Waren von Wilke wären betroffen, kommt langsam das ganze Ausmaß ans Licht.

    Wilke-Produktrückruf: Diese Marken sind ebenfalls betroffen

    Wie der Internetseite der Verbraucherzentralen Nordrhein-Westfalen und Hessen zu entnehmen ist, wurden neben den mit "Wilke"gekennzeichneten Wurstwaren auch "Produkte unter anderen Markennamen als Eigenmarken bzw. in Lohnerstellung produziert". Dazu zählen neben der Metro-Eigenmarken "ARO" und "Metro Chef" auch "Haus am Eichfeld", "Service Bund-Servica", "CASA", "Pickosta", "Sander Gourmet", "Rohloff Manufaktur", "Schnittpunkt", "Korbach", "Findt" und "Domino".

    Anhand der Fülle an Markennamen lässt sich erkennen, wie weit verbreitet belastete Lebensmittel sein können. Bisher sind bereits zwei Menschen in Südhessen durch keimbelastete Wurst von Wilke gestorben. In den Produkten waren mehrfach Listerien-Keime nachgewiesen worden, die für Menschen mit geschwächtem Immunsystem lebensgefährlich sein können. Daraufhin hatten die hessischen Behörden die Produktion des Unternehmens Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren in Twistetal-Berndorf am Dienstag vorläufig dicht gemacht. Gleichzeitig ordnete sie den sofortigen Produktrückruf an.

    Die Organisation Foodwatch forderte umgehende Konsequenzen zum Schutz der Verbraucher. Die Behörden müssten umfangreich über die betroffenen Produkte aus der Herstellung des nordhessischen Betriebs und über die Verkaufsstellen informieren, sagte ein Sprecher am Samstag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. In den Produkten des Herstellers Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren GmbH & Co. KG aus Twistetal waren mehrfach Listerien-Keime nachgewiesen worden.

    Das Krisenmanagement des Landkreises und des Regierungspräsidiums als zuständige Stellen sei katastrophal, kritisierte die Verbraucherorganisation. Hessens Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) müsse deshalb den Fall an sich ziehen. Es wird damit gerechnet, dass sich das Wiesbadener Ministerium Anfang der neuen Woche zu dem Fall und der Kritik äußern wird.

    Bakterien in Wurst: Das Unternehmen Wilke beantragt Insolvenz

    Das Kölner Verbraucherschutzamt sei am Donnerstag von der zuständigen NRW-Landesbehörde informiert worden, dass neun Kölner Großhändler mit Wurstwaren der Firma beliefert worden seien, sagte ein Stadtsprecher am Samstag. "Wegen des Feiertags wurden vom Verbraucherschutzamt nicht alle Großhändler unmittelbar erreicht", teilte die Stadt mit.

    Die Großhändler seien von der Stadt aufgefordert worden, "alle Abnehmer/Kunden der bereits ausgelieferten Ware zu benachrichtigen". Wie viele von dem Rückruf betroffene Produkte in Köln tatsächlich noch ausgeliefert wurden, ist unklar. Die Stadt erwarte nun eine Dokumentation der betroffenen Großhändler.

    Am Freitag hatte bereits die Kölner Uniklinik Fehler nach dem Rückruf der Wilke-Wurstwaren eingeräumt. Einige Reha-Patienten hätten trotz des Rückrufs noch Wurstwaren der Firma Wilke bekommen, hatte die Klinik mitgeteilt.

    Wie ebenfalls bekannt wurde, hat das Unternehmen die Eröffnung eines vorläufigen Insolvenzverfahrens beantragt. Das sagte ein Sprecher des Amtsgerichts Korbach. Für Wilke-Produkte läuft derzeit ein weltweiter Rückruf. (mit dpa)

    Lesen Sie auch: Bundesamt warnt vor Wurstwaren der Firma Wilke

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