Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Karin Hanczewski verlässt Tatort Dresden: Abschied in "Herz der Dunkelheit"

Tatort-Kolumne

„Herz der Dunkelheit“: So wird der Tatort-Abschied von Karin Hanczewski

    • |
    • |
    • |
    Daniel Wirsching ist einer von fünf „Tatort“-Kritikerinnen und -Kritikern unserer Redaktion.
    Daniel Wirsching ist einer von fünf „Tatort“-Kritikerinnen und -Kritikern unserer Redaktion. Foto: Montage: AZ

    Und so geht es los: Außenseiter Marlin macht Party mit seinem Abi-Jahrgang, gefeiert wird im Elternhaus einer Mitschülerin, das einen Pool hat, Alkohol, Drogen, Tanzen. Irritierenderweise zu Musik, die kein Abiturient heute hören dürfte, aber klar, Titel, Texte, Bandnamen sind im „Tatort“ natürlich immer sprechend: „Smalltown Boy“ von Bronski Beat (1984), „Jump Around“ von House of Pain (1992). Marlin schleppt sich am Pool vorbei zur Toilette. Dort, in der Dusche, liegt der leblose Janusz, der Star der Clique. Oder hat sich Marlin getäuscht? Er wählt den Notruf und wird dabei unterbrochen. Die Polizei soll ja nicht die Party sprengen. Der Außenseiter muss gehen, er rennt, er taumelt, er läuft vor einen Lastwagen auf der nahen Straße.

    „Herz der Dunkelheit“ ersetzt am Sonntag, 2.2.2025, den „Polizeiruf 110“ aus Magdeburg

    Die ersten Sekunden eines „Tatorts“ sind oft die besten, danach wird es oft öde. In der Dresdner „Tatort“-Folge „Herz der Dunkelheit“ (Sonntag, ARD, 20.15 Uhr) sind die ersten Sekunden in Lichter getaucht: Diskolichter, Autolichter, Blaulichter. Sie sind intensiv, wie die Party, nach der Marlin stirbt und nach der von Janusz jede Spur fehlt. Bis auf die, dass die Polizei in der Dusche auf Blut stößt, das weggeputzt wurde.

    Am nächsten Morgen setzt „Tatort“-Routine ein. Noch aber wird es nicht öde. Denn es beginnen die Vernehmungen, die schlüssig in Szene gesetzt sind: die Partygäste mit Großaufnahmen ihrer Köpfe vor verschwimmenden Hintergründen, der Film ab nun in kaltes Blau getaucht. Wer lügt hier, und warum? Und: Warum können Jugendliche/junge Erwachsene so sein? So abgeklärt und doch so kindlich. So „wahnsinnig unsympathisch“, wie Kripo-Chef Schnabel (Martin Brambach) einem direkt aufs Gesicht zusagt.

    Viel mehr sagt er in diesem „Tatort“ nicht; Ermittlerin Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) sagt wenig. Ins „Herz der Dunkelheit“ stößt allein Karin Gorniak (Karin Hanczewski) vor. Es ist Gorniaks letzter Fall, Hanczewski hatte bereits 2023 „auf eigenen Wunsch“ ihren Ausstieg erklärt. Der kommt jetzt sogar früher, nachdem der eigentlich geplante „Polizeiruf 110“ aus Magdeburg, „Widerfahrnis“, auf Mai verschoben wurde. Wegen des Weihnachtsmarkts-Anschlags. Es geht um einen Verkehrsunfall.

    In ihrem letzten Fall wird es sehr persönlich für Karin Gorniak (Karin Hanczewski). Denn unter den Verdächtigen befindet sich Romy (Charlotte Krause, links), die Tochter ihres Freundes.
    In ihrem letzten Fall wird es sehr persönlich für Karin Gorniak (Karin Hanczewski). Denn unter den Verdächtigen befindet sich Romy (Charlotte Krause, links), die Tochter ihres Freundes. Foto: MDR/MadeFor/Steffen Junghans

    Für Karin Hanczewski wird es als Ermittlerin Karin Gorniak ein letztes Mal persönlich. Denn unter den Partygästen war Romy (Charlotte Krause), die Tochter ihres Freundes Paul (Hannes Wegener). Noch bevor er die beiden miteinander bekannt machen kann, lernen sie sich als Ermittlerin und Verdächtige kennen und misstrauen. Zu wem wird Paul halten? Wofür wird sich Gorniak entscheiden, für die Liebe oder für den Beruf?

    Letzter „Tatort“ von Hanczewski: Wie kalt einen ihre Gorniak doch lässt!

    Und so endet es: Gorniak/Hanczewski bekommt einen leisen Abschied. Leise wie die ganze Folge, die von der Erschütterung lebt, nicht von der Spannung. Leider wird es nach den Vernehmungen der Schülerinnen und Schüler zäh, besonders langatmig gerät das Finale, das offenbart, wie dünn diese Story ist. Und wie kalt einen diese Gorniak lässt. Und wie gewöhnlich der „Tatort“ aus Dresden wurde. Zum Start 2016 war Gorniak Teil des ersten Ermittlerinnen-Duos der Kult-Reihe. Als Drehbuchautor, zuständig für Witz und Aberwitz, hatte man „Stromberg“-Erfinder Ralf Husmann engagiert, der Krimi mit Komödie zu verbinden suchte. Zumindest die Liedauswahl war damals schon eher speziell: „Auf einen Schlag“ spielte in der Welt des Schlagers und der volkstümlichen Musik.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden