Brot ist eine beliebte Mahlzeit und kommt bei vielen Menschen besonders häufig auf den Teller. Wer abnehmen möchte, der verzichtet jedoch wohl eher auf das kohlenhydratreiche Lebensmittel. Ein aktueller Abnehmtrend besagt hingegen etwas Anderes. Demnach soll eingefrorenes Brot beim Abnehmen helfen. Doch wie soll das genau funktionieren und was ist dran an der angeblichen Abnehmmethode?
Manche Lebensmittel enthalten auf natürliche Weise Stärke. Ebenso wie Kartoffeln oder Nudeln ist auch Brot stärkehaltig. Unter gewissen Umständen wird die Stärke in resistente Stärke umgewandelt, ein Ballaststoff, der zu einem länger anhaltenden Sättigungsgefühl führt. Schließlich soll resistente Stärke einen Abnehmeffekt haben.
Resistente Stärke führt bei Fettleibigen laut Studie zum Gewichtsverlust
Eine aktuelle Untersuchung eines internationalen Forschungsteams – etwa von den Universitäten Hongkong und der Friedrich-Schiller-Universität Jena – hat gezeigt, dass die Zufuhr von resistenter Stärke bei Fettleibigen zum Gewichtsverlust führt. Den 37 Probandinnen und Probanden wurden während des Tests zusätzlich zu ihren Mahlzeiten resistente Stärke in Form eines in Wasser aufgelösten Pulvers verabreicht. Die Teilnehmer verloren während der achtwöchigen Studie im Schnitt 2,8 Kilogramm. Allerdings wurde ihnen täglich 40 Gramm resistente Stärke zugeführt. Zum Vergleich: Der Krankenkasse DAK zufolge enthält eine Scheibe Vollkornbrot ein Gramm resistente Stärke.
Experten widersprechen Abnehm-Studie
Laut des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE) gibt es drei verschiedene Fraktionen von resistenter Stärke, wobei nur eine davon hier entscheidend ist: die sogenannte retrogradierte Stärke. Diese entsteht beim Abkühlen stärkehaltiger Lebensmittel wie Kartoffeln, Nudeln oder Brot. Nach rund zwölf Stunden hat sich dann etwa zehn Prozent ihrer Stärke in resistente Stärke umgewandelt. Dadurch verringert sich der Kaloriengehalt ein wenig. „Wunder darf man in puncto Abnehmen allerdings nicht erwarten, respektive dann nicht, wenn beispielsweise Kartoffeln am nächsten Tag zu Bratkartoffel (Bratfett) oder Kartoffelsalat (Mayonnaise) verarbeitet werden“, schreibt das BZfE vorwiegend in Bezug auf zuvor gekochte Mahlzeiten. Doch wie sieht es nun mit Brot aus?
„Der Effekt auf die Gewichtsabnahme wurde zwar in Studien untersucht, überzeugt mich jedoch nicht. Ich halte es prinzipiell für ratsam, eine Gewichtsreduktion komplex zu betrachten und alle relevanten Punkte zu erfassen sowie eine individuelle Lösung anzubieten“, sagte Ernährungsberaterin Peggy Schöne in Bezug auf den angeblichen Abnehmeffekt mit eingefrorenem Brot gegenüber Ippen.Media.
Und auch die Universität Jena selbst macht im Zusammenhang ihres Experiments darauf aufmerksam: „Um die Wirksamkeit einer mit resistenter Stärke ergänzten Diät zur Gewichtsabnahme bei fettleibigen Menschen durch die Veränderung des Darmmikrobioms zu bestätigen, sind weitere Studien mit mehr Teilnehmenden erforderlich. Entscheidend ist dabei, die langfristigen Auswirkungen der Ernährungsumstellung auf den Gewichtsverlust zu beobachten, um den Erfolg zu bestätigen.“
Schöne erklärt gegenüber Ippen.Media weiter: „Resistente Stärke ist eine Form von Stärke, die vom Körper nicht vollständig verdaut wird und daher den Blutzuckerspiegel nicht so stark beeinflusst wie andere Kohlenhydrate.“ Da sie „resistent“ gegenüber den Verdauungsenzymen im Dünndarm ist, kann sie dort nicht verdaut werden. Sie landet also im Dickdarm, wo sie schließlich von den Bakterien verdaut wird. Außerdem hat resistente Stärke noch einen anderen negativen Effekt. „Es ist wichtig zu beachten, dass neben kurzkettigen Fettsäuren auch Gase im Darm entstehen und ausgeprägte Blähungen nach dem Verzehr von resistenter Stärke bewirken können“, erklärte Schöne.
Statt eingefrorenem Brot zum Abnehmen: Ernährungsberaterin nennt Alternative
Aus der Sicht der Ernährungsberaterin ist der Abnehmtrend mittels des Konsums von resistenter Stärke also wenig sinnvoll. „Um abzunehmen, muss ein Defizit von circa 500 kcal am Tag erzeugt werden und das erreicht man nicht durch die schlichte Umwandlung von Kohlenhydraten in resistente Stärke, sondern viel leichter durch eine insgesamt kluge Lebensmittelauswahl mit viel Eiweiß, wenig Fett und viel Gemüse“, sagte die Expertin gegenüber Ippen.Media. Zumal: „Wenn man den Belag anstelle des Brotes betrachtet, erkennt man schnell, wo das eigentliche Problem liegt. Fette Wurst, Käse und reichlich Butter beeinträchtigen die Gesamtkalorienbilanz negativ.“
Auch die Gastroenterologin, Ernährungsmedizinerin und Mediensprecherin der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), Birgit Terjung, sagte kürzlich gegenüber der dpa, dass ein relevanter Gewichtsverlust durch den vermehrten Verzehr von resistenter Stärke „nach heutigem Wissensstand nicht erreicht werden“ könne. Denn ein ähnlicher Hype meint, dass man auch mit kalten Nudeln abnehmen kann.
Die Ernährungsberaterin Schöne empfiehlt letztlich, statt auf resistente Stärke auf das sogenannte Meal Prep als Abnehmmethode zu setzen. Hierbei werden gesunde Mahlzeiten vorbereitet, um sie später zu essen und so nicht zu ungesunden Lebensmitteln und Fast Food zu greifen.
Übrigens: Gewisse Lebensmittel erschweren die Diät. Obst kann dagegen beim Abnehmen helfen. Zudem sollte man sich körperlich bewegen. Denn Sport hilft ebenfalls, Gewicht zu verlieren.
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