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Kaffee nach dem Aufstehen: Nicht immer eine gute Idee

Essen und Trinken

Warum Sie nach dem Aufstehen nicht immer gleich Kaffee trinken sollten

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    Bekannter Anblick in der Früh: 66 Prozent trinken am Morgen am liebsten Kaffee.
    Bekannter Anblick in der Früh: 66 Prozent trinken am Morgen am liebsten Kaffee. Foto: Sebastian Gollnow, dpa (Symbolbild)

    Für viele Millionen Deutsche gehört zu einem gelungenen Start in den Tag eine Tasse Kaffee. Mindestens. Ob schwarz, mit Milch und/oder Zucker oder ganz anderen Zutaten.

    Erst durch das Koffein fühlen sich die Kaffeeliebhaber so richtig wach und aufnahmefähig. Ohne Kaffee am Morgen geht da nicht viel. Aber ist dieser Kick in der Früh wirklich gesund?

    Übrigens: Kaffee kann auch kalt zum Koffein-Kick werden.

    Kaffee am Morgen: Wann ist das keine gute Idee?

    Der Frage nach den Folgen von Kaffee am Morgen sind Forscher des "Centre for Nutrition, Exercise and Metabolism" an der University of Bath in Großbritannien im Jahr 2020 nachgegangen. Ihre Arbeit wurde im British Journal of Nutrition veröffentlicht.

    29 Probanden – das Durchschnittsalter betrug 21 Jahre – wurden dafür in drei Gruppen aufgeteilt. Eine durfte von 23 bis 7 Uhr durchgehend bei ausgeschaltetem Licht schlafen, die anderen beiden wurden jede Stunde für fünf Minuten geweckt, wobei nur eine dieser beiden Gruppen am Morgen rund eine Stunde nach dem Aufstehen einen Kaffee bekam.

    In den 48 Stunden vor Beginn wurden ihnen Standards hinsichtlich Ernährung und körperlicher Aktivität vorgegeben. Auf Koffein und Alkohol war demnach in dieser Zeitspanne zu verzichten.

    Nachdem sie über Nacht für etwa zehn Stunden nichts gegessen und getrunken hatten, kamen die Teilnehmer zwischen 8 und 10 Uhr im nüchternen Zustand im Labor an. Dort wurden zunächst Größe, Gewicht sowie Umfang von Taille und Hüfte notiert und ihnen fünf Milliliter Blut entnommen.

    Dann bekamen sie eine Tasse koffeinhaltigen Kaffee oder heißes Wasser gereicht. Das Getränk war binnen zehn Minuten auszutrinken. Eine halbe Stunde später folgte ein Glucosetoleranz-Test in Form eines zuckerhaltigen Getränks und es wurde ihnen erneut Blut entnommen. In Intervallen von 15 bzw. 30 Minuten folgten weitere Entnahmen. Zudem wurden stündlich die Stimmung und der Appetit beurteilt.

    Kaffee auf nüchternen Magen kann Blutzuckerreaktion beeinflussen

    Die Studie zeigte den Forschern zufolge, dass die Art des Schlafes – durchgängig oder immer wieder unterbrochen – keinen Einfluss auf die Insulinsensitivität oder die Glucosetoleranz hat. Bei den Testpersonen mit unterbrochenem Schlaf stieg jedoch durch den Konsum von starkem schwarzem Kaffee auf nüchternen Magen die Blutzuckerreaktion auf das Frühstück um etwa 50 Prozent. Heißt also: Die erste Mahlzeit des Tages wurde schlechter vertragen.

    Die University of Bath zitiert Professor James Betts, Co-Director des "Centre for Nutrition, Exercise and Metabolism" so: "Einfach ausgedrückt wird unsere Blutzuckerkontrolle beeinträchtigt, wenn unser Körper als erstes mit Kaffee in Kontakt kommt, insbesondere nach einer Nacht mit Schlafstörungen. Wir könnten das verbessern, indem wir zuerst essen und später Kaffee trinken, falls wir das Gefühl haben, dass wir ihn immer noch brauchen."

    Das Team weist auf frühere Untersuchungen hin, die auch schon auf eine Verringerung der Glucosetoleranz hingewiesen hätten, wenn koffeinhaltiger Kaffee vor dem Glucosestoffwechsel aufgenommen wird. Weiter heißt es, dass nach einer Nacht mit Schlafstörungen "die potenziell stimulierenden Vorteile des Konsums von koffeinhaltigem Kaffee" gegen das "Potenzial der postprandialen (nach dem Essen, Anm. d. Red.) Glucoseausschläge" abgewogen werden sollten.

    Empfohlen wird, dass künftig die Reaktion auf Kaffee sowohl nach gestörtem als auch nach ungestörtem Schlaf überprüft werden sollte – in einer größeren Stichprobe. Dann würde sich auch zeigen, ob eine Tasse Kaffee zum Start grundsätzlich eine schlechte Idee wäre oder nach einer ruhigen Nacht relativ bedenkenlos konsumiert werden könnte.

    Experten: Kaffee erst nach dem Frühstück - und in Maßen

    Bei Ökotest betont die Ernährungswissenschaftlerin Andrea Heumann: "Aufgrund der mit 29 Personen kleinen Versuchsgruppe ist die Studie aber nicht sehr aussagekräftig und müsste mit einer größeren Teilnehmerzahl bestätigt werden." Sie rät grundsätzlich: "Um die Verträglichkeit zu verbessern, wählt man besser einen Kaffee mit niedriger Röststufe und frühstückt wenigstens eine Kleinigkeit, etwa eine Scheibe Brot mit Belag oder ein Schälchen Müsli."

    Ernährungsberaterin Katherine Zeratsky von der Mayo Clinic in Rochester im US-Bundesstaat Minnesota verweist zudem darauf, dass Koffein die Urinproduktion erhöht – gerade in hohen Dosen und bei Personen, die nicht an Koffein gewöhnt sind. Demnach sind tägliche Koffeindosen von mehr als zehn Milligramm pro Kilogramm mit schwerwiegenden Gesundheitsbeschwerden verbunden. Folgen könnten Brustschmerzen, unregelmäßiger Herzschlag oder sogar ein Schlaganfall sein.

    Zeratsky hält daher Wasser für die beste Wahl, um hydriert zu bleiben. Denn dieses ist kalorienfrei, koffeinfrei, kostengünstig und leicht erhältlich.

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