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Justiz: Ex-König Juan Carlos im schmutzigen Rosenkrieg

Justiz

Ex-König Juan Carlos im schmutzigen Rosenkrieg

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    Wie geht es weiter mit Spaniens Altkönig Juan Carlos?
    Wie geht es weiter mit Spaniens Altkönig Juan Carlos? Foto: Francisco Flores Seguel, dpa

    Ihre romantische Beziehung zerbrach schon vor mehr als zehn Jahren. Doch der Rosenkrieg zwischen Spaniens Altkönig Juan Carlos und seiner Ex-Geliebten, der deutschen Unternehmerin Corinna zu Sayn-Wittgenstein, ist in vollem Gange. Gerade wurde vor einem Londoner Gericht ein Zivilprozess eröffnet, in dem die 57-jährige Sayn-Wittgenstein den 83-jährigen König im Ruhestand wegen mutmaßlicher Belästigungen, Demütigungen, Drohungen und Rufschädigung auf Schadenersatz verklagt.

    In der Klageschrift, die Sayn-Wittgensteins Anwälte vor dem High Court einreichten, wird Juan Carlos sogar beschuldigt, seine langjährige Liebhaberin und sogar ihre Kinder nach dem Beziehungsbruch mit dem Tod bedroht zu haben. Dazu soll er den spanischen Geheimdienst CNI eingesetzt haben. Dessen Agenten hätten im Auftrag Ihrer Majestät Sayn-Wittgenstein ausspioniert und unter Druck gesetzt. Dies alles angeblich mit dem Ziel, sie zum Schweigen zu bringen.

    Schnüffler drangen angeblich in Wohnungen ein

    Zudem seien die CNI-Schnüffler in Wohnungen und Villen der Unternehmerin eingedrungen, offenbar, um den König belastende Papiere zu finden. Dabei könnte es sich um Dokumente handeln, die mit den mutmaßlich illegalen Geschäften von Juan Carlos während seiner Zeit als spanisches Staatsoberhaupt zu tun haben. Gegen den Ex-Monarchen laufen Ermittlungen wegen Korruption, Steuerbetrugs und Geldwäsche. Diese waren nach Aussagen von Sayn-Wittgenstein über geheime Auslandskonten und millionenschwere Kommissionen in Gang gekommen.

    Corinna zu Sayn-Wittgenstein hat Ex-König Juan Carlos angeklagt.
    Corinna zu Sayn-Wittgenstein hat Ex-König Juan Carlos angeklagt. Foto: Mikhail Metzel, dpa

    So soll 2012, drei Jahre nach dem Ende der Affäre, der damalige CNI-Chef und Königsvertraute Félix Sanz Roldán persönlich bei Sayn-Wittgenstein aufgetaucht sein. Er sei nach London gekommen, wo Sayn-Wittgenstein einen Wohnsitz hat, um ihr folgende Botschaft auszurichten: Wenn sie nicht die kompromittierenden Papiere herausrücke, könne man weder ihre Sicherheit noch die ihrer beiden Kinder garantieren.

    Telefonische Morddrohungen gegen Sayn-Wittgenstein

    Zeitgleich sei ein Apartment Sayn-Wittgensteins im Schweizer Skiort Villars durchsucht worden. „Dort ließen die Eindringlinge ein Buch über den Tod von Prinzessin Diana auf einem Tisch zurück“, heißt es in der Klageschrift. Prinzessin Diana war die erste Frau des britischen Thronfolgers Prinz Charles und starb 1997 bei einem rätselhaften Verkehrsunfall in einem Pariser Straßentunnel.

    Am selben Tag, an dem Sayn-Wittgenstein das Buch entdeckt habe, sei bei ihr eine anonyme telefonische Morddrohung eingegangen mit dem Wortlaut: „Es gibt viele Tunnel zwischen Monaco und Nizza.“ Sayn-Wittgenstein hat in Monaco ihren Hauptwohnsitz.

    Die Bedrohungen seien jahrelang fortgesetzt worden. So hätten etwa 2017 Unbekannte ein Loch in das Schlafzimmerfenster ihres Landsitzes in der westenglischen Grafschaft Shropshire gebohrt, wo sich Sayn-Wittgenstein zu dieser Zeit aufhielt. 2020 seien die Überwachungskameras dieses Landsitzes mit Schüssen zerstört worden. Zudem sei Juan Carlos dafür verantwortlich, dass in der Öffentlichkeit falsche und rufschädigende Informationen über ihr Leben lanciert würden.

    Kann Juan Carlos überhaupt in England der Prozess gemacht werden?

    Die Verteidiger des Ex-Königs weisen alle Vorwürfe zurück und wollen ihren Klienten vor allem mit einem Argument vor dem Londoner Prozess retten: Ihre Majestät genieße als ehemaliges Staatsoberhaupt Immunität, sodass ihm in Großbritannien kein Prozess gemacht werden könne. Juan Carlos war zwischen 1975 und 2014 Staatsoberhaupt Spaniens, dann trat er die Krone an seinen Sohn Felipe ab.

    Nun wird der Londoner High Court also vor einer Fortsetzung des Zivilprozesses zunächst grundsätzlich darüber entscheiden müssen, ob einem spanischen König in Großbritannien überhaupt ein Schadenersatzprozess gemacht werden kann. Das kann dauern. Juan Carlos dürfte derweil in seinem selbst gewählten Luxus-Exil in den Arabischen Emiraten ausharren. Dort war er vor anderthalb Jahren, als die Vorwürfe gegen ihn immer heftiger wurden, überraschend untergetaucht.

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