Faul, rechts und durch die Zeit der Coronapandemie irgendwie verkorkst – über die junge Generation wird viel geschimpft. Was aber stimmt wirklich? Was treibt junge Menschen tatsächlich um? Die neue Shell-Jugendstudie liefert auf diese Fragen einige interessante Antworten. Überraschend: Trotz der gegenwärtig vielen Krisen und Konflikte blicken die meisten Jugendlichen positiv auf die ihnen gebotenen Möglichkeiten und vertrauen auf unsere Demokratie.
Besorgniserregend dagegen ist laut der Studie vor allem der gestiegene Anteil junger Männer, die sich offen für rechtes Gedankengut zeigen. Während vor fünf Jahren nicht einmal jeder Fünfte seine politische Einstellung als rechts von der Mitte angab, ist es nun jeder Vierte. Insgesamt erkennen die Autoren der Studie jedoch keinen „Rechtsruck“. Im Gegenteil: Die durchschnittliche Selbstpositionierung liege sogar links der Mitte.
25 Prozent der männlichen Jugendlichen verorten sich eher rechts
Dreiviertel der Jugendlichen sind mit der Demokratie „eher“ oder sogar „sehr zufrieden“. Lediglich im Osten Deutschlands geht die Demokratiezufriedenheit nach einem längeren Anstieg wieder etwas zurück (60 Prozent). Das politische Interesse ist in den vergangenen fünf Jahren weiter gestiegen und liegt nun bei 55 Prozent. Hinzu kommt, dass sich etwa die Hälfte der Befragten aktiv über Politik informiert.
Allerdings plagen die Jugendlichen konkrete Ängste: So fürchten sich 81 Prozent vor einem Krieg in Europa, 67 Prozent vor Armut und 64 Prozent vor Umweltverschmutzung. Damit machen die Themen Klimawandel und Umweltverschmutzung weiterhin einer Mehrheit von fast zwei Dritteln Angst, Jugendliche mit mittlerer und niedriger Bildungsposition bereitet eher ein (persönlicher) wirtschaftlicher Abstieg Sorgen.
Klischee der faulen Generation Z nicht bestätigt: Leistungsorientierung nach wie vor präsent
Die veränderte weltpolitische Gefahrenlage hat sich besonders auf die Einstellung zur Nato ausgewirkt: 69 Prozent sprechen sich für ein starkes Verteidigungsbündnis aus, Unterschiede zwischen West und Ost gibt es hierbei kaum. Russland wird mehrheitlich für den Angriffskrieg auf die Ukraine verurteilt (60 Prozent), dies geht aber nicht automatisch mit einem uneingeschränkten Beistand der Ukraine einher. 52 Prozent der Jugendlichen im Westen und 44 Prozent der Jugendlichen im Osten wollen, dass Deutschland die Ukraine militärisch unterstützt.
Noch uneiniger sind sie sich in der Bewertung des Gaza-Krieges. So begrüßt ein Drittel, dass sich Deutschland klar auf die Seite Israels stellt, während ein anderes Drittel diese Positionierung der Bundesrepublik ablehnt. Etwa die Hälfte spricht sich für eine deutlichere Anerkennung des palästinensischen Leids aus, die besondere Verpflichtung Deutschlands gegenüber Israel wird von einem Drittel betont. Dass die Jugendlichen trotz der großen gegenwärtigen Konflikte und der daraus resultierenden Folgen eine positive Grundhaltung vorweisen, beeindruckt Studienleiter Mathias Albert. „Toleranz bleibt für die junge Generation ein Markenzeichen“, sagt er, und lässt sich in einem Zeit-Interview mit dem Satz zitieren: „Die heutige Jugend ist pragmatisch, weltoffen und hat ein sehr positives Zukunftsbild.“ Sie sei zudem mehrheitlich leistungsorientiert, hieß es ebenfalls.
Den Autoren der 19. Shell-Jugendstudie zufolge wurden 2.509 Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 25 Jahren, davon 1845 aus den westlichen und 664 aus den östlichen Bundesländern, befragt. Das Energieunternehmen Shell beauftragt bereits seit 1953 wissenschaftliche Institute damit, die Einstellungen von jungen Menschen in Deutschland zu untersuchen. An der aktuellen Erhebung waren die Universität Bielefeld, die Pädagogische Hochschule Vorarlberg und das Meinungsforschungsinstitut Verian beteiligt.
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