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Jugendwort des Jahres: Ist das nun „cringe“?

Jugendwort des Jahres

Ist das nun „cringe“?

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    Wann ist man eigentlich nicht mehr jung? Wenn man sich alt fühlt? Also sehr, sehr spät im Leben? Oder etwa schon sehr viel früher, wenn man nämlich am Tag der Verkündung des Jugendwortes des Jahres leise nachfragen muss: Cringe, äääh, was bedeutet das? Oder aber, wenn man gleich abwinkt und sagt: „Bitte Kinder, wen interessiert der ganze Quatsch überhaupt “ – also ebenjene Wahl des Langenscheidt-Verlages?

    Dass die Wahl an der Realität vorbeigehe, war jedenfalls ein Kritikpunkt der letzten Jahre. Der andere, der damit wohl zusammenhängt: dass in der Jury nicht gerade die Allerjüngsten saßen. Seit 2020 nun entscheiden in einem Online-Voting die Jugendlichen selbst. Rund 1,2 Millionen machten beim mehrstufigen Verfahren dieses Jahr mit.

    Gammelfleischparty - der erste Sieger 2008

    Was also bedeutet nun das Wort Cringe, für das 42 Prozent votierten? Der Begriff beschreibt etwas Peinliches, Unangenehmes, kann aber auch ein Gefühl des Fremdschämens ausdrücken. Der Langenscheidt-Verlag erklärt es mit diesem schönen Beispiel: „,Cringe’ oder ,cringy’ kann es sein, wenn Erwachsene, beim Versuch cool zu wirken, Jugendsprache verwenden.“ Tabu für alle Nicht-Jugendlichen sind somit auch folgende Begriffe, die es auf die Shortlist geschafft haben. Im Rennen um den Titel waren zuletzt noch „Sus“, was so viel bedeutet wie „verdächtig“ oder „auffällig“, und „sheesh“, was Erstaunen oder Ungläubigkeit ausdrückt. Zum ersten Mal wurde das Jugendwort übrigens 2008 gekürt. Damals gewann der Begriff „Gammelfleischparty“, eine Umschreibung für Ü-30-Partys.

    Das waren die "Jugendwörter des Jahres"

    2021: "Cringe". Der Begriff beschreibt etwas Peinliches oder Unangenehmes. Das Wort landete bei der Abstimmung 2020 bereits auf dem zweiten Platz.

    2020: "Lost". Der Begriff drückt Ahnungslosigkeit und Unsicherheit aus. Es war das erste Jahr, in dem online über das Jugendwort abgestimmt wurde.

    2019 fiel die Wahl zum "Jugendwort des Jahres" aus.

    2018: "Ehrenmann/Ehrenfrau". Diese Wortschöpfung bedeutet "jemand, der etwas Besonderes für dich tut".

    2017: "I bims". Der Ausdruck bedeutet "Ich bin" oder "Ich bin's" und ist ein Stilmittel der "vong"-Sprache, einem Sprachphänomen aus den sozialen Medien. Als Erfinder gelten sowohl der österreichische Rapper Money Boy als auch Internet-Kunstfigur "Willy Nachdenklich", ein Großhandelskaufmann aus Amberg in der Oberpfalz.

    2016: "Fly sein". Der Ausdruck kommt aus der Hip-Hop-Sprache und soll soviel bedeuten wie: jemand oder etwas "geht besonders ab".

    2015: "Smombie". Das aus Smartphone und Zombie zusammengesetzte Wort beschreibt jemanden, der von seiner Umwelt nichts mehr mitbekommt, weil er nur noch auf sein Smartphone starrt.

    2014: "Läuft bei Dir". Vor drei Jahren wurde ein ganzer Satz zum "Jugendwort" gekürt. Er soll als Synonym für cool oder krass gelten.

    2013: "Babo". Das Wort bedeutet so viel wie Boss oder Anführer. Der Ausdruck erinnert an den türkischen Begriff Baba (Vater) und wird vor allem in kurdischen Gebieten der Türkei benutzt. Hierzulande bekanntgemacht hat den Begriff der deutsch-kurdische Rapper Haftbefehl aus Offenbach - mit seinem Lied "Chabos wissen wer der Babo ist".

    2012: "Yolo". Das ist ein Akronym und steht für "You only live once" - eine Aufforderung, alle Chancen auf Erlebnisse zu nutzen.

    2011: "Swag". Der US-amerikanische Ausdruck bezeichnet eine "beneidenswerte, lässig-coole Ausstrahlung" oder eine "charismatisch-positive Aura". Wörtlich übersetzt bedeutet "to swagger" stolzieren, prahlen oder schwadronieren, und "swaggerer" heißt Aufschneider oder Angeber.

    2010: "Niveaulimbo". Mit dem Begriff beschrieben Jugendliche 2010 das Absinken des Niveaus beispielsweise im Fernsehprogramm, bei Partys oder in Gesprächen.

    2009: "hartzen". Das an Hartz IV angelehnte Wort kann so etwas wie rumhängen oder auch arbeitslos sein heißen.

    2008: "Gammelfleischparty". Das erste "Jugendwort des Jahres" ist eine wenig schmeichelhafte Bezeichnung für eine Ü-30-Party. (dpa)

    Das Wort ist nicht gut gealtert, ist nun im Grunde „gringeworthy“. Diejenigen, die es damals verwendet haben, fühlen sich dagegen immer noch irre jung!

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