Es kommt auf den Blickwinkel an. Für den einen ist ein Optimist ein Mensch, der Kreuzworträtsel sofort mit dem Kugelschreiber ausfüllt. Oscar Wilde betrachtet dagegen blanke Angst als Grundlage des Optimisten. Fakt ist: Trotz aller Kriege, angesichts von Finanz- und Klimakrisen und immer weniger Lametta am Christbaum blicken die Deutschen zuversichtlich in die Zukunft. Laut einer Umfrage zum Jahreswechsel sind die Menschen deutlich optimistischer gestimmt als vor einem Jahr. Fast die Hälfte (46 Prozent) sieht dem kommenden Jahr mit großer Zuversicht entgegen, ergab eine repräsentative Studie des Hamburger Zukunftsforschers Horst Opaschowski (82). Im Vorjahr hatte nur ein Drittel der Befragten (35 Prozent) bessere Zeiten erwartet.
Den meisten Deutschen geht es persönlich gut
"Den meisten Deutschen geht es persönlich gut, auch wenn in der Öffentlichkeit der Eindruck großer Unzufriedenheit vorherrscht" – diese Aussage unterstützten fast zwei Drittel (64 Prozent). Olaf Scholz trägt nicht zur guten Stimmung bei. Mit dem Krisenmanagement der Regierung sind nur 34 Prozent zufrieden. Anfang 2020 seien es noch 65 Prozent gewesen. Die Zuversicht zu Beginn der Corona-Krise habe sich verflüchtigt. Besonders bemerkenswert sei der Rückgang bei der 50plus-Generation von 68 auf 32 Prozent. "Das ist ein Absturz sondergleichen", sagt Opaschowski. "Der Staat hat seine Rolle als Kümmerer verloren."
Die größten Zukunftssorgen der Deutschen seien die Kluft zwischen Arm und Reich, die Wohnungsnot und der Wohlstandsverlust. Doch nicht alles rosarot? Wir bleiben zuversichtlich: Demnächst reißt uns Kanzler Scholz mit einer doppel-wummsigen Neujahrsansprache aus den Ohrensesseln. Sagt der gnadenlose Optimist in uns.