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Italien: Wer Venedig besuchen will, muss fünf Euro zahlen

Italien

Wer Venedig besuchen will, muss fünf Euro zahlen

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    Touristen vor dem Dogenpalast in Venedig: An manchen Tagen platzt die Stadt aus allen Nähten.
    Touristen vor dem Dogenpalast in Venedig: An manchen Tagen platzt die Stadt aus allen Nähten. Foto: Andrea Warnecke, dpa

    Ein kurzer Tagesausflug an Ostern nach Venedig? Diese Art von Kurztrips wird auch künftig möglich sein, allerdings nicht mehr kostenlos. Am Dienstag traf die Regierung der Lagunenstadt eine wegweisende Entscheidung: An bestimmten, besonders überlaufenen Tagen müssen Tagestouristen eine Gebühr von fünf Euro bezahlen und sich für ihren Venedigbesuch zuvor auf einem Internet-Portal anmelden. Tun sie das nicht, drohen Geldbußen zwischen 50 und 300 Euro.

    Seit Jahrzehnten gibt es in Venedig Diskussionen, wie dem Ansturm auf die Stadt am besten beizukommen ist. Bis zu 100.000 Besucherinnen und Besucher befinden sich zu Stoßzeiten gleichzeitig in der Stadt. Die Unesco hatte erst vor Wochen empfohlen, Venedig auf die Liste der gefährdeten Stätten des Weltkulturerbes zu setzen, weil es unter anderem durch den Massentourismus gefährdet sei. Die noch gebliebenen rund 50.000 Bewohnerinnen und Bewohner fühlen sich in ihrer Stadt oft wie in einem Freiluftmuseum. Zu den Diskussionsvorschlägen zählte die Einführung von Drehkreuzen und anderen Zugangsbeschränkungen für Touristen. Die Stadtregierung um Bürgermeister Luigi Brugnaro entscheid sich nun gegen Zugangsbeschränkungen, aber für eine Eintrittsgebühr.

    Die Gebühr wird an Tagen mit großem Andrang erhoben

    „Es ist notwendig, die Touristenströme zu bestimmten Zeiten zu regulieren, aber das bedeutet nicht, die Stadt zu schließen. Venedig wird immer für alle offen sein“, sagte Brugnaro. Die Eintrittsgebühr soll ab 2024 zunächst als Experiment an etwa 30 Tagen des Jahres mit besonders großem Andrang erhoben werden. Mit entsprechendem Andrang ist etwa in der Osterzeit zu rechnen. Tagesausflügler müssen sich vor ihrem Stadtbesuch online registrieren und bekommen für fünf Euro einen QR-Code, den sie bei Kontrollen vorzeigen müssen. In einer Erklärung der Stadtverwaltung heißt es, Ziel sei es, „den Tagestourismus zu bestimmten Zeiten einzuschränken, um der Zerbrechlichkeit und Einzigartigkeit der Stadt Rechnung zu tragen“.

    Schätzungen zufolge kommen täglich etwa 10.000 Tagestouristen in die Stadt. Die Verwaltung rechnet mit Einnahmen in Höhe von 1,5 Millionen Euro, die allerdings nur die Kosten des Projekts decken sollen. Tourismusreferent Simone Venturini sagte, das neue System werde Venedig zum „Vorreiter auf globaler Ebene“ machen. Es gehe darum, ein „neues Gleichgewicht zwischen den Rechten derer, die in Venedig leben und studieren oder arbeiten und denjenigen, die die Stadt besuchen“, zu finden.

    Touristen auf dem Markusplatz in Venedig: An manchen Tagen platzt die Stadt aus allen Nähten.
    Touristen auf dem Markusplatz in Venedig: An manchen Tagen platzt die Stadt aus allen Nähten. Foto: Felix Hörhager, dpa

    Übernachtungsgäste müssen keinen Eintritt zahlen

    Auch Touristen, die in Venedig übernachten, müssen sich künftig auf dem Portal anmelden, aber keinen Eintritt zahlen. Ausgenommen von der Ticketpflicht sind außerdem Kinder bis 14 Jahre, Einwohner der Stadt, Pendler, Studierende an den venezianischen Universitäten und Partner oder Verwandte der Stadtbewohnerinnen. Schon in der Vergangenheit ergriff die Verwaltung Maßnahmen, die zur Eindämmung des Massentourismus dienen sollten. So verhängte der Stadtrat vor zwei Jahren ein Einfahrverbot für Kreuzfahrtschiffe in die Stadt und leitete sie in einen Industriehafen um. Von den Kreuzfahrtschiffen gehen tausende Touristen für einen Kurzbesuch in die Stadt.

    Die Unesco hatte Venedig 1987 zum Weltkulturerbe erklärt. Ende Juli folgte die Empfehlung, die Stadt auf die Liste der gefährdeten Stätten zu setzen. Die mit dem Markusplatz, der Rialto-Brücke und dem Canal Grande weltberühmte Lagunenstadt könnte „irreversible“ Schäden erleiden, wenn die Politik nicht Maßnahmen zu ihrem Schutz einleite. Mitte September stimmt der Welterbe-Rat über die Einstufung ab. Venedigs Stadtrat muss den Ticket-Beschluss noch bestätigen. Einige Details des Planes sind noch unklar, so beispielsweise, wie viele Tagestickets zur Verfügung stehen werden. Für Tagestouristen, die sich erst spontan einen Zugangspass beschaffen, könnte es dann heißen: Kein Eintritt in die Stadt! 

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