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Italien: Sorge um den schiefen Turm von Bologna

Italien

Sorge um den schiefen Turm von Bologna

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    Der Garisenda-Turm (rechts) im Zentrum von Bologna. Links der Asinelli-Turm.
    Der Garisenda-Turm (rechts) im Zentrum von Bologna. Links der Asinelli-Turm. Foto: Giorgio Bianchi, Comune di Bologna/dpa

    Italien hat nicht nur einen schiefen Turm. Neben dem weltweit bekannten Monument in Pisa gibt es auch in Bologna ein gekrümmtes Wahrzeichen, das allerdings weniger bekannt ist. Die Torre Garisenda an der zentralen Piazza Ravegnana wurde im Jahr 1009 von der ghibellinischen Familie Garisenda als Prestige-Objekt errichtet. Sogenannte Geschlechtertürme, bekannt etwa auch aus der toskanischen Stadt San Gimignano, hatten damals in Italien Konjunktur. Der schiefe Turm im Zentrum der Stadt Bologna ist nur 48 Meter hoch, aber seit jeher gekrümmt. Nun droht offenbar sein Einsturz.

    Bereits im Oktober hatte die Stadtverwaltung die Zone um die beiden mittelalterlichen Geschlechtertürme im Zentrum absperren lassen. Während der höhere und ebenfalls schiefe, aber eindeutig stabilere Asinelli-Turm (97 Meter) den Statikern derzeit keine Sorgen macht, sieht es mit dem Garisenda-Turm ganz anders aus. Jüngst wurden neue Risse im Mauerwerk sowie gefährliche Schwankungen der gesamten Struktur festgestellt.

    Wie sich der Turm in Bologna verhalten wird, ist "nicht vorhersehbar"

    Seit 2018 untersuchen Statiker das Objekt und vor einigen Wochen stellten sie fest, dass akute Gefahr droht. Am Mittwoch legte eine von der Stadt Bologna beauftragte Expertenkommission ihren Bericht vor. Von "Alarmstufe Rot" ist dort die Rede, "die Sicherheitsbedingungen sind nicht mehr gegeben", heißt es in dem Bericht. Die Zeitung La Repubblica schrieb: "Das Verhalten des Turms ist unberechenbar." Nun muss die Stadt in Windeseile handeln, am Montag will der Stadtrat über den Fall beraten.

    Doch für Beratungen ist den Experten zufolge möglicherweise gar nicht mehr viel Zeit. "Nicht vorhersehbar" nennt Architekt und Kommissionsmitglied Amedeo Bellini das Verhalten des Turmes. "Wir können nicht sagen, ob dem Turm nichts passieren wird, ob es einen teilweisen oder plötzlichen Einsturz geben wird. Und vor allem können wir nicht wissen, ob dieses Szenario morgen, in einem Monat oder überhaupt nicht eintritt", sagte der Fachmann nach der Sitzung am Mittwoch.

    Außenansicht des Santa Maria Assunta Doms und seines Glockenturms, besser bekannt als der schiefe Turm von Pisa.
    Außenansicht des Santa Maria Assunta Doms und seines Glockenturms, besser bekannt als der schiefe Turm von Pisa. Foto: Udo Bernhart, dpa (Archivbild)

    Sergio Lagomarsino, Professor für Bautechnik an der Universität Genua und ebenfalls Mitglied in der Kommission, sagte: "Ich glaube fest daran, dass der Turm morgen nicht einstürzen wird, aber wir können es nicht mit Sicherheit sagen." Über die Jahrhunderte hinweg habe sich die Qualität des Mauerwerks wegen Witterungseinflüssen und Feuchtigkeit verschlechtert. Es sei unmöglich, Vorhersagen zu machen.

    Schon vor Jahrhunderten wies der Garisenda-Turm statische Probleme auf

    Die Kommission empfahl ein Vorgehen in mehreren Schritten. Zunächst soll eine große Metallwand errichtet werden, die den bevorstehenden Einsturz verhindert. Anschließend ist eine Umfassung des Turms geplant, der dann möglicherweise abgebaut und wieder originalgetreu aufgebaut werden muss. Über das Vorgehen muss der Stadtrat entscheiden. 4,7 Millionen Euro sind bereits bereitgestellt.

    Schon vor Jahrhunderten wies der um vier Grad geneigte Garisenda-Turm in der Region Emilia-Romagna statische Probleme auf. Aus diesem Grund wurde der ursprünglich 60 Meter hohe Turm bereits einmal verkürzt, auf aktuell 48 Meter. Das war im 14. Jahrhundert. Bologna ohne seine beiden monumentalen Geschlechtertürme – das ist vor allem für Einheimische nicht vorstellbar.

    Sogar der berühmteste italienische Dichter, Dante Alighieri, nahm in seinem Werk auf den Garisenda-Turm Bezug. Einmal in der Göttlichen Komödie und zuvor bereits in einem Sonett. Darin drückt der Dichter sein Bedauern aus, dass er nur den Garisenda-Turm gesehen habe, aber nicht "la maggior", den größeren Turm. Die Literaturwissenschaft ist sich allerdings sicher, dass Dante nicht auf die Torre Asinelli, sondern auf eine damals berühmte Bologneser Schönheit anspielte.

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