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Extremwetter am Gardasee: Erst Dürre, dann Regen

Italien

Extremwetter am Gardasee: Erst Dürre, dann Regen

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    Noch vor einem Jahr war der Wasserstand im Gardasee ungewöhnlich niedrig. So konnten Touristen von Punta Belvedere zur Insel San Biagio laufen.
    Noch vor einem Jahr war der Wasserstand im Gardasee ungewöhnlich niedrig. So konnten Touristen von Punta Belvedere zur Insel San Biagio laufen. Foto: Matteo Biatta, dpa

    Die Insel San Biagio bei Manerba del Garda ist so etwas wie der Gradmesser für den See. Herrscht Dürre, wie im vergangenen Jahr, können Touristen vom Festland aus barfuß – und mit schmerzverzerrten Gesichtern – auf den Steinen hinüber zum Eiland balancieren. Im vergangenen Jahr war das problemlos möglich, derzeit ist daran nicht zu denken. Die Regenfälle der letzten Wochen haben den Pegel des Gardasees auf einen Höchststand anschwellen lassen. An manchen Stellen trat er sogar über die Ufer. 

    Touristen, Hoteliers und Restaurantbesitzer sind daher gerade noch mehr als sonst auf den Wetterbericht fixiert: Mitte kommender Woche soll es wieder ungemütlich werden. Regen in der Hauptsaison, das gab es auch in der Vergangenheit. Aber nicht in diesen Ausmaßen. Am Sonntag war der See nach zwölf Stunden heftigen Dauerregens innerhalb von 24 Stunden um mehr als 14 Zentimeter angestiegen. In Peschiera del Garda registrierte man den Rekordwert von 146 Zentimetern über Nullpegel. Seit 70 Jahren hatte der See nicht so viel Wasser geführt.

    Auch Wind und Wellen wären jetzt verheerend, meint ein Experte

    "Fast 15 Zentimeter Anstieg in 24 Stunden, so etwas habe ich noch nie gesehen", zitierte die Zeitung Corriere del Veneto einen anonymen Angestellten der Azienda Gardesana Servizi, die für die Abwasserleitungen im Gardasee zuständig ist. "Bleibt nur zu hoffen, dass es nicht wieder regnet." Die Zuflüsse, etwa die Etsch, würden den See sonst weiter zum Ansteigen bringen. Auch Wind und Wellen wären jetzt verheerend, meinte der Experte: "Die Gemeinden würden überschwemmt." Besonders betroffen waren am vergangenen Wochenende Gemeinden wie Lazise am Ostufer. Das Wasser schwappte dort auf die Seepromenade. Rund 52 Millionen Kubikmeter hatten sich innerhalb eines Tages in den See ergossen.

    In Sirmione platzierte der italienische Zivilschutz an einigen Stellen Sandsäcke, um das Wasser einzudämmen. Mehrere Straßen in Seenähe wurden gesperrt. Die Feuerwehr rückte mehr als 150 Mal aus, unter anderem um vollgelaufene Keller auszupumpen. In Manerba musste eine Frau aus ihrem Auto befreit werden, ein in Richtung See fließender Bach war abrupt angestiegen und hatte sie in ihrem Fahrzeug blockiert. Und natürlich ist auch der Tourismus betroffen. "Meine Kollegen vom Campingplatz Rio Verde mussten zumachen, weil ihnen das Wasser rein lief", sagt Gianfermo Chinelli, der das Restaurant am Campingplatz Belvedere in Porto Torchio betreibt. "Wenn es so weitergeht, bekommen wir die Tagestouristen nicht einmal mit dem Fernglas zu sehen."

    Verschlammte Campingplätze, überschwemmte Restaurants und Urlauberfamilien, die die Flucht ergriffen

    Italienische Medien berichten von verschlammten Campingplätzen, überschwemmten Restaurants und Urlauberfamilien, die die Flucht ergriffen, und zwar gen Norden. Normalerweise schlagen Touristinnen und Touristen zu Sommerbeginn die gegensätzliche Richtung ein und nehmen dafür selbst stundenlange Staus in Kauf. Nach anderthalb Jahren Dürre zwischen 2022 und Sommer 2023 sowie Pegel-Niedrigwasser-Rekorden jetzt Hochwasser-Alarm am Gardasee – die Extremwetter-Phänomene beeinträchtigen den Tourismus in einer der beliebtesten Ferienregionen für Deutsche und Österreicher zunehmend.

    "Der Klimawandel ist nicht zu leugnen", sagt Lucio Ceresa, Generalsekretär des Verbunds der Gardasee-Gemeinden. Der Schutz des Ökosystems Gardasee müsse nun oberste Priorität bekommen. "Wir müssen uns überlegen, wie wir mit dem größten Süßwasserreservoir Europas umgehen. Seiner Nutzung müssen Grenzen gesetzt werden." Was das angesichts des Milliardengeschäfts mit dem See konkret bedeuten soll, ist ungewiss.

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