In der iranischen Stadt Pardis nahe Teheran kamen 35 Schülerinnen wegen mutmaßlicher Vergiftungen ins Krankenhaus. Kein Einzelfall, denn in den vergangenen drei Monaten sei es immer wieder zu ähnlichen Fällen gekommen.
Erste Meldungen über Vergiftungen gab es bereits im November. Seitdem wurden laut einem Bericht der Zeit hunderte Fälle von Atemnot bei Schülerinnen in mindestens zwei anderen Städten gemeldet. Zuletzt waren am Sonntag Schülerinnen einer Mädchenschule in Borudscherd nach einem weiteren rätselhaften Vergiftungsvorfall in ein Krankenhaus gebracht worden. Dabei handelte es sich um den vierten Fall in der westiranischen Stadt innerhalb einer Woche.
Am Dienstag waren die Vorfälle Thema im Parlament. Auch der iranische Gesundheitsminister Bahram Ejnollahi soll laut der Nachrichtenagentur Irna teilgenommen haben. Der Parlamentspräsident Mohammad Bagher Ghalibaf habe davon gesprochen, dass man es mit "Vergiftungen von Schülerinnen zu tun" habe. Laut Vizepräsidentin Massoumeh Ebtekar gebe es eine "Wiederholung des Verbrechens der Vergiftung von Mädchen".
Mutmaßliche Vergiftungen im Iran: Was könnte das Ziel der Täter sein?
Laut der Nachrichtenagentur Tasnim, die sich auf die Polizei bezieht, würden die mutmaßlichen Vergiftungen untersucht. Die Polizei wolle den Ursachen auf den Grund gehen. Es sei bislang niemand verhaftet worden, es würden aber Verdächtige identifiziert. Zuvor hatte ein Regierungsvertreter vermutet, dass mit den mutmaßlichen Vergiftungen die Schließung von Mädchenschulen erzwungen werden solle.
Mitte Februar hatten Eltern laut Medienberichten bei einer Demonstration vor dem Gouverneursamt in Ghom eine Erklärung von den Behörden gefordert. Regierungssprecher Ali Bahadori Dschahromi erklärte daraufhin, dass Geheimdienst und das Bildungsministerium dabei seien, die Ursachen für die Vergiftungen zu ermitteln. Vergangene Woche wurde dann eine gerichtliche Untersuchung angeordnet.
Proteste im Iran nach Tod von Mahsa Amini
Seit mehr als fünf Monaten gibt es im Iran immer wieder Proteste gegen die Führung in Teheran. Ausgelöst wurden sie durch den Tod der 22-jährigen iranischen Kurdin Mahsa Amini, die am 16. September starb, nachdem die Sittenpolizei sie in Teheran wegen eines Verstoßes gegen die strikte Kleiderordnung festgenommen hatte.