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Interview: Weihnachtsverrückter Weltrekord: 444 Christbäume im Haus

Herr Jeromin, haben Sie keine Platzangst?

Thomas Jeromin: Nein! Ich kann die Leute beruhigen, die denken, dass man bei uns nichts mehr machen kann, weil alles vollgestellt ist. Man kann hier ganz normal leben. Mit Staubsaugen, Putzen oder auch Fernsehschauen.

Glücklicherweise. Bei Ihnen stehen 444 Plastik-Weihnachtsbäume, was Weltrekord ist – und das angeblich auf 100 Quadratmetern Wohnfläche.

Jeromin: Typisch Presse. Wir haben 180 Quadratmeter, leben und schlafen hier wirklich ganz normal und ohne Einschränkungen. Sogar in die Badewanne kann ich mich legen.

Haben Sie im Bad auch Weihnachtsbäume?

Jeromin: Einen? Etliche!

Sind das spezielle Badebäume?

Jeromin: Nein. Und die Bäume sind auch nicht in der Badewanne, sondern stehen drumherum.

Und das Shampoo hängt an den Ästen?

Jeromin: Nein, das steht rings um die Badewanne, aber schon mit Weihnachtsmotiven. Wir haben auch Weihnachtsklopapier und all so was. Alles ist auf Weihnachten abgestimmt.

An allen Ecken und Enden weihnachtet es sehr im Haus der Jeromins.
An allen Ecken und Enden weihnachtet es sehr im Haus der Jeromins. Foto: Ole Spata, dpa

Wie kamen Sie zu Ihrem Hobby?

Jeromin: Ich fand Weihnachten immer schon klasse. Wir fingen auch mit einem ganz normalen Weihnachtsbaum im Wohnzimmer an.

Aber irgendwann wurden es mehr.

Jeromin: Ja, weil wenn man früher aus dem Wohnzimmer rausgegangen ist, war Weihnachten zu Ende. Das war mir zu wenig, weil wir ein großes Haus haben. Und dann dachte ich mir, da kannste noch einen Baum in die Küche stellen, einen in die Diele oder ins Schlafzimmer. Wir hatten sogar mal einen Baum im Kühlschrank. Und ich habe mir immer gesagt: Ein bisschen mehr geht noch. Irgendwann waren es 40, dann 100. Und jetzt ist es das zehnte Jahr, in dem es ein bisschen mehr ist. Das hat sich verselbstständigt.

Was mögen Sie an Weihnachten?

Jeromin: Diese Stimmung mit all den Lichtern. Und überhaupt, die meisten räumen am 23. Dezember den Weihnachtsbaum rein und werfen ihn am 27. wieder raus. Das finde ich schade. Ich beginne schon im August, die Bäume hinzustellen. Bei mir ist einfach länger Weihnachten, ich bin halt weihnachtsverrückt.

Im August?

Jeromin: Genau. Am 1. August hole ich die Bäume vom Dachboden. Die sind ja alle künstlich. Die sind nackt, wie der Chinese sie schuf (lacht). Und dann dauert das 14 Tage, weil ich ja auch ganz normal als Koch in Vollzeit arbeite. Ich bringe sie in Position. Das dauert dann noch mal 14 Tage, bis die 470 Lichterketten hängen. Die teste ich alle und verkabele das Ganze. Da kommen Funksteckdosen dazwischen.

Und dann?

Jeromin: Dann kommen die Kugeln. Das Schmücken ist zeitaufwendig. Ich habe nämlich nicht nur fünf Kugeln am Baum. An einem normalen 1,50-Meter-Baum hängen bei mir über 200 Kugeln. Ich schmücke sehr üppig. Das ist aber nur der Vorlauf. Zum Leuchten bringe ich das alles erst zum 1. Advent.

Was sagt Ihre Frau zu Ihrem Spleen?

Jeromin: Die war anfangs alles andere als begeistert und sagte: Jetzt fängste wieder an mit deinem Weihnachtssch…!

Und?

Jeromin: Ich habe mich durchgesetzt. Ich habe immer gesagt: Ich rauche nicht, ich trinke nicht, ich muss was tun, sonst kneift der Heiligenschein. Die erste Zeit wollte meine Frau ausziehen. Da habe ich ihr gesagt: Wenn du ausziehst, kann ich deine Seite vom Bett mitschmücken... Mittlerweile hat sie sich an den Zauber gewöhnt und schmückt zusammen mit meiner Tochter auch Bäume mit, obwohl sie sagt, sie hätte kein Händchen dafür.

Wie sieht Ihre Stromrechnung aus bei geschätzt 47.000 Lichtern im Haus?

Jeromin: Das ist gar nicht problematisch. Ich brauche in dieser Zeit kein anderes Licht. Das ganze Haus ist sowieso hell. Und die Stromrechnung ist nur 80 Euro teurer als zuvor. Ich denke, das kann ich in ein leicht ausgeartetes Hobby investieren. Das ist im Übrigen alles LED-Beleuchtung und die ist auch nur von 16 bis 22 Uhr an.

Haben Sie eine Lieblingskugel?

Jeromin: Ich bin ja nicht nur Weihnachtsfreund, sondern auch Batman-Fan. Und ich habe da einige Kugeln mit diesen Batman-Motiven, die ich gerne mag. Aber grundsätzlich will ich mich auf Lieblingskugeln gar nicht festlegen.

Wann bauen Sie alles wieder ab?

Jeromin: Wir lassen die Bäume bis zum 6. Januar stehen, wie sich das gehört. Dann dauert es sechs Wochen, bis alle abgeräumt sind.

Fallen Sie dann in ein Loch?

Jeromin: Da fällt eher meine Frau in ein Loch. Die fragt immer: Kannste den nicht stehen lassen, der stört doch nicht? Erst will sie, dass ich die Bäume nicht hinstelle, dann kämpft sie um jeden Baum, den ich wegräume. So ist das.

Zur Person: Thomas Jeromin, 55, lebt mit seiner Frau Susanne und seiner Tochter in Rinteln im Landkreis Schaumburg (Niedersachsen). Er hat dieses Jahr zuhause 444 Weihnachtsbäume aufgestellt, so viele wie sonst niemand auf der Welt.

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