Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Interview: Tatort-Schauspieler Axel Prahl über seine Schulzeit: „Prahl, halt die Klappe!“

Interview

Tatort-Schauspieler Axel Prahl über seine Schulzeit: „Prahl, halt die Klappe!“

    • |
    Axel Prahl (hier mit Dörthe Aglaia Szyszkowitzy) spielt in „Extraklasse2+“ die Rolle des Lehrers Ralph Friesner. Die Komödie läuft am Montagabend im ZDF.
    Axel Prahl (hier mit Dörthe Aglaia Szyszkowitzy) spielt in „Extraklasse2+“ die Rolle des Lehrers Ralph Friesner. Die Komödie läuft am Montagabend im ZDF. Foto: Hans-Joachim Pfeiffer, dpa

    Herr Prahl, was hat Sie an Ihrer Rolle als Hilfslehrer im ZDF gereizt?

    Axel Prahl: Meine Lust an Stoffen, die nichts mit Mord und Totschlag zu tun haben. Ich wollte schon den ersten Teil des Filmes unbedingt machen, weil es eine Geschichte aus dem richtigen Leben ist. Jeder ist mal zur Schule gegangen. Und viele haben da ihre Probleme gehabt.

    Wie war die Schulzeit bei Ihnen?

    Prahl: Mich betrifft der Film tatsächlich besonders, weil ich mein Abitur über den zweiten Bildungsweg gemacht und überdies immerhin fünf Semester auf Lehramt studiert habe.

    Axel Prahl als Kommissar Frank Thiel bei Dreharbeiten zum "Tatort" aus Münster.
    Axel Prahl als Kommissar Frank Thiel bei Dreharbeiten zum "Tatort" aus Münster. Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

    In der Rolle des Lehrers Ralph Friesner haben Sie viel Verständnis für die Macken ihrer Schülerinnen und Schüler. Hätten Sie sich so einen Pauker auch gewünscht?

    Prahl: Klar, wer wünscht sich das nicht? Aber ich muss zugeben, ich habe tatsächlich auch selbst so verständnisvolle Lehrer gehabt.

    Tatsächlich? Erzählen Sie.

    Prahl: Ja, ich hatte einen großartigen Englischlehrer. Wenn wir da im Sprachlabor saßen, hat der mir auf meine Kopfhörer Irish-Folk gespielt, sobald ich mit meinen Aufgaben fertig war. Und dann hat er mir leise ins Ohr geflüstert: Hör mal, kennste das? Der Herr Lipkow war wirklich großartig.

    Axel Prahls Lehrer kam in Knickerbocker-Hose

    Hatten Sie ein gutes Verhältnis zu Lehrern?

    Prahl: Tatsächlich, zu einigen schon. Ich hatte auch an der Berufsfachschule, an der ich meinen Realschulabschluss nachgeholt habe, einen speziellen Lehrer. Heinz Palm war ein Lehrer wie aus dem vergangenen Jahrhundert. Der kam immer mit Knickerbocker-Hose, hatte so eine beige Jacke wie Frank Thiel aus dem „Tatort“ an und vollzog den klassischen Frontalunterricht. Er war gefürchtet. Man durfte zwar bei dem auch mal lachen, aber nicht zu lange. Der mochte Zucht und Ordnung.

    Herrschte bei Ihnen an der Schule noch Zucht und Ordnung?

    Prahl: Schon. Aber Herr Palm hat auch viele kluge Sachen gesagt. Wir hatten damals auch Materialkunde, und er hat schon in den 70er Jahren gesagt, dass man Autos quasi rostfrei bekäme, wenn man die Karosserie in ein Zinkbad tauchen würde. Das war lange, bevor das die Industrie einführte. Dieser Lehrer war zwar streng, aber er mochte mich. Er hat allerdings sehr bedauert, dass ich Schauspieler geworden bin und nicht Ingenieur.

    Stand bei Ihrer Berufswahl Ingenieur zur Debatte?

    Prahl: Da stand alles Mögliche zur Debatte. Vermessungstechnik, Zoll, Bundesgrenzschutz, Kriminalpolizei. Es gab tausende von Ideen.

    Und dann wurden Sie am Ende Schauspieler, weil Sie da Ihre ganzen Berufswünsche unter einen Hut bringen konnten.

    Prahl: Interessante Überlegung, aber das war nicht der Grund. Meine Eltern hätten es lieber gesehen, dass ich zum Zoll, zum Bundesgrenzschutz oder zur Polizei gegangen wäre. Mein Vater selbst hatte sich, nach seiner Ausbildung zum Kfz-Schlosser, für einige Jahre bei der Bundeswehr verpflichtet und sich nach seiner Dienstzeit zum Sachbearbeiter beim Arbeitsamt umschulen und verbeamten lassen. Ihm war diese Sicherheit immer sehr wichtig.

    "Tatort"-Star Prahl fand nicht immer Akzeptanz

    Sie setzten nicht auf die berufliche Karte lebenslange Sicherheit.

    Prahl: Was auch erst einmal bei mir daheim für Entsetzen sorgte. Meine Eltern waren anfänglich gar nicht begeistert, dass ich mein Lehramtsstudium abbrach, um Schauspieler zu werden. Aber als ich zwei Jahre später in einer Hauptrolle einer Tourneetheater-Veranstaltung, in meiner ehemaligen Realschule, von der ich damals geflogen bin, an der Seite von Wolfgang Völz auftrat, war meine Ehre wieder hergestellt. Wolfgang Völz flimmerte damals als „Graf Yoster“ in der Serie „Mit Schirm, Charme und Melone“ und in „Raumschiff Orion“ über den Bildschirm, spielte in „Stahlnetz“-Verfilmungen mit, und er war für meine Eltern ein großer „Star“.

    Sie haben es in dem Film „Extraklasse 2+“ mit Problemschülern zu tun. Wo lagen Ihre Probleme in der Schule?

    Prahl: Es hieß über den Schüler Prahl häufig: Man sieht ihn nicht, aber man hört ihn schon! Ich habe dann meinen Hauptschulabschluss gemacht und bin auf die Berufsfachschule. Dort habe ich den Realschulabschluss nachgeholt. Weil ich ein gutes Zeugnis hatte, bin ich danach aufs Fachgymnasium weitergereicht worden. Das habe ich übrigens dem Herrn Palm zu verdanken, der meinen Eltern empfahl, mich weiter zur Schule zu schicken. Da saß ich dann neben zum Teil schon über 30-Jährigen, die einfach schnell ihren Abschluss wollten. Da hieß es dann oft: Prahl, halt die Klappe, ich will diesen verdammten Abschluss! Aus dieser Zeit habe ich den Satz verinnerlicht: Man lernt nicht für die Schule, sondern fürs Leben.

    Axel Prahl gibt auch als Musiker Konzerte.
    Axel Prahl gibt auch als Musiker Konzerte. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Sie studierten in Kiel Mathematik und Musik und wollten eigentlich einmal Grund- und Mittelschullehrer werden. Was sprach denn letztendlich doch dagegen?

    Prahl: Das Schulprinzip seinerzeit. Es wurde damals noch eingeführt, dass die Zweifächerlehrer, wie ich, auch alles andere unterrichten mussten. Das hielt ich für einen ausgemachten Schwachsinn: Auch auf die Hierarchie an der Schule hatte ich, salopp gesagt, keinen Bock. Das war ja damals noch viel verkrusteter als heute. Wenn man da als junger Lehrer etwas verändern hätte wollen, wäre man aufgelaufen. Das alles hat mich dazu bewogen, diesen Beruf dann doch nicht zu ergreifen.

    Was für ein Lehrer wäre Axel Prahl geworden? Ein harter Hund oder der Freund der Schüler?

    Prahl: Eine gewisse Autorität muss man verkörpern, sonst fahren die Schüler schnell „Schlitten“ mit einem. Nur Kumpel und Best Buddy, damit macht man keine Punkte. Man muss auch mal den Finger in die Wunde legen können und sagen: Freund, so geht das nicht!

    Bemitleiden Sie aktuell die Schüler, die gerade oft zu Hause vorm Bildschirm unterrichtet werden, oder hätte Ihnen das gefallen, weil man dann einfacher im Unterricht hätte schlafen können?

    Prahl: Ich finde die Situation an den Schulen gerade ziemlich grauenvoll. Da findet eine Art Vereinsamung statt. Es gibt keine Klassenfahrten mehr, kein soziales Miteinander. Das ist echt schade. Ich kann mich jetzt noch an meine Klassenfahrten erinnern. Auch die ersten Mädchengeschichten passieren. Das wird den Schülern heute alles genommen.

    Lesen Sie dazu auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden