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Wolfgang Stumph im Interview über Rente und "Stubbe"

Interview

"Den absoluten Ruhestand gibt es nur, wenn ich mal endgültig stillgelegt bin"

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    Im echten Leben und im Film Tochter und Vater: Christiane (Stephanie Stumph) und Stubbe (Wolfgang Stumph) sprechen über ihren neuen Fall.
    Im echten Leben und im Film Tochter und Vater: Christiane (Stephanie Stumph) und Stubbe (Wolfgang Stumph) sprechen über ihren neuen Fall. Foto: Volker Roloff, ZDF

    Herr Stumph, 1995 übernahmen Sie die Rolle des Kriminalhauptkommissars Wilfried Stubbe und werden seitdem des Ermittelns nicht müde. Nun sind Sie und Ihre Tochter Stephanie wieder in einer Folge zu sehen. Was war damals der Antrieb, „Stubbe“ aus der Taufe zu heben?

    Wolfgang Stumph: Der Stubbe ist entstanden, weil man mir nach „Go Trabi Go“ fast ausschließlich ähnliche Rollen angeboten hat. Das ist so, wie wenn man Mike Krüger oder Thomas Gottschalk nach ihren „Supernasen“-Filmen immer die gleichen Rollen angeboten hätte. Ich wollte aber nicht, dass mein künstlerischer Werdegang nur aus den „Go Trabi Go“-Filmen besteht. Darum sagte ich mir: Mich legt niemand fest!

    Und dann?

    Stumph: Ich wollte etwas machen, das es damals noch nicht gab – nämlich einen Kommissar, der wie ein normaler Mensch Beruf und Familie hat, und die alltäglichen Probleme der Zeit widerspiegelt. Nichts Konstruiertes also. Deshalb hat ja auch diese Figur ein "St".

    Auch andere Rollennamen beginnen bei Ihnen mit "St". Was steckt da dahinter?

    Stumph: Das "St" ist das Zeichen, dass in einem Projekt mein Stumph-Sinn drinsteckt. Solche Figuren heißen dann eben Struutz, Stille, Stolze, Steinbach und eben auch Stubbe.

    Im neuen „Stubbe“-Film geht es um das ausbeuterische Milieu der Fahrradkurierdienste.

    Stumph: Zuletzt haben wir uns in einem „Stubbe“-Spezial mit den unsozialen Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter in Pflegediensten beschäftigt. Damit haben wir das Interesse der Zuschauer an diesem Thema getroffen, was ja auch unser Anliegen war. Über neun Millionen Zuschauer haben mit ihrer Sehbeteiligung uns dies bestätigt. Aktuell berührt mich als einer, der mit beiden Beinen auf dem Boden steht, das Thema Lieferdienste.

    Warum?

    Stumph: In der Pandemiezeit habe ich ja gesehen, wie die Menschen wie verrückt bestellt haben. Aber die Arbeitsbedingungen bei manchen Lieferdiensten sind schwierig. Die Mitarbeiter müssen teilweise sogar die privaten Fahrräder nehmen und im Akkord, voll überwacht, ihre Linien fahren. So etwas interessiert mich! Und dann geht es noch um E-Bikes. Diese teuren

    Besitzen Sie selbst ein E-Bike?

    Stumph: Ich habe zwar ein Rad, aber eines ohne elektrische Hilfe.

    Ist das jetzt eigentlich Ihr letzter „Stubbe“-Film?

    Stumph: Ich bleibe im Unruhestand, nur die Menge der Aktivitäten wird etwas weniger. Aber positiver Stress und eine Arbeit, die einem Spaß macht, halten einen fit und gesund.

    Was macht die Figur Stubbe Ihrer Meinung nach so erfolgreich?

    Stumph: Vielleicht, dass die Fernsehzuschauer mich mit all meiner Moral in all den Rollen wiedererkennen können.

    Sie spielen nicht mehr die Hauptrolle bei „Stubbe“, sondern Ihre Tochter Stephanie. Wie kam es zu diesem Wechsel?

    Stumph: Ich will mit über 70 nicht mehr den Kommissar im Dienst spielen. Das mache ich nicht, das ist nicht die Wirklichkeit! Nein, ich will und wollte immer das Leben widerspiegeln. Den Verlust eines lieb gewordenen Menschen, ein Berufswechsel, der Ruhestand, die Tochter, die einen Freund hat und ein Kind kriegt – das soll alles so authentisch wie möglich sein.

    Was ist das Besondere daran, mit Stephanie zu spielen?

    Stumph: Das war bei „Stubbe“ nun schon fast drei Jahrzehnte der Fall. Es begann 1994 im neunten Lebensjahr, ging über Abitur und Hochschulabschluss an der Leipziger Schauspielschule. Immer haben wir gemeinsam „Stubbe“ gedreht. 50 Folgen. Und so ist sie älter geworden und ihre persönlichen Erfahrungen sind in den Filmen eingeflossen. Und auch meine Lebensprobleme sind sozusagen gewachsen und widergespiegelt. Mir gefällt es, dass die Zuschauer wie zur Familie gehören, wenn sie den Fernseher einschalten. Es gibt tatsächlich Zuschauer, die sprechen mich auf der Straße an und sagen: „Sie sind meine Jugend. Ich durfte erstmals in meinem Leben einen Krimi sehen, weil die Reihe menschlich gewesen ist.“

    Sie sind Zweifach-Opa. Ist das für Sie eine schwierige Rolle?

    Stumph: Nein, wieso sollte sie das sein? Im Stubbe spiegle ich das ja wider, wie ich als Opa bin. Oder als Vater meiner zwei Kinder war. In zunehmendem Alter ist es nun ein Geschenk, wenn man ein so junges Leben begleiten darf. Wenn man erleben darf, wie die Kinder in Wechselwirkung mit den Eltern und der Gesellschaft aufwachsen. Denn in unserer Moral bildet sich die Zukunft unserer Kinder und Enkel ab.

    In einem Interview haben Sie mal gesagt, Sie seien „immer noch dieser unruhige und manchmal auch sture große Rotzjunge, der sich durchs Leben gebissen hat und anecken will, um sich und andere zu bewegen“.

    Stumph: Ich will mitmachen und nicht mit mir machen lassen. Ja, so ist man als Schlüsselkind. Man will bemerkt werden und für andere da sein und sie bewegen.

    Gibt es für Sie einen Ruhestand? Oder geht das für Sie gar nicht?

    Stumph: Den absoluten Ruhestand gibt es nur, wenn ich mal endgültig stillgelegt bin.

    Zur Person: Wolfgang Stumph wurde am 31. Januar 1946 im damaligen Wünschelburg (heute Radków in Polen) geboren. Seinen Durchbruch hatte er 1991 mit dem Kino-Erfolg „Go Trabi Go“. 

    TV-Tipp: „Stubbe – Ausgeliefert“ läuft am Mittwoch um 20.15 Uhr im ZDF.

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