Lena Meyer-Landrut nimmt die Dinge langsam selbst in die Hand: An Freitag veröffentlichte sie ihr drittes Album, "Stardust" und das ganz ohne Stefan Raab und European Song Contest. Sie wirkt losgelöst. Im Interview spricht die Gewinnerin des Eurovision Song Contest 2010 über ihre Erfahrungen als Komponistin, ihr Berufsleben und Dinge, mit denen sie nicht klarkommt.
Auf "Stardust" haben Sie mit dem Hamburger Produzenten Swen Meyer (Kettcar, Tomte, Tim Bendzko) und dem Schweden Sonny Gustafsson zusammengearbeitet. Wie kam es dazu?
Meyer-Landrut: "Ich habe in Schweden mit Miss Li zusammen Songs geschrieben. Sonny Gustafsson ist einer ihrer Produzenten - es hat sich angeboten. Er hatte Zeit und Lust, ein paar Titel zu produzieren. Swen Meyer wurde mir von der Plattenfirma empfohlen. Wir haben uns gut verstanden."
Wie war es, selber zu komponieren und Songs zu schreiben?
Das ist Lena Meyer-Landrut
Seit Lena Meyer-Landrut im Mai 2010 den Eurovision Song Contest in Oslo gewann, kennt ganz Deutschland ihren Namen. Mit "Satellite" setzte sich die 19-jährige spielend gegen ihre Konkurrenten aus 24 Ländern durch. Es war der erste Sieg für Deutschland seit 28 Jahren.
Lena wurde am 23. Mai 1991 in Hannover geboren. Ohne Geschwister wurde sie von ihrer Mutter großgezogen. Der Vater hatte die Familie verlassen, als Lena zwei Jahre alt war.
Ihr Großvater ist der Diplomat Andreas Meyer-Landrut. Lenas Onkel Nikolaus Meyer-Landrut arbeitet als EU-Koordinators im Bundeskanzleramt.
Im Sommer 2010 machte Lena an der Integrierten Gesamtschule Roderbruch in Hannover ihr Abitur. Zu diesem Zeitpunkt war der Trubel um ihre Person schon längst an der Tagesordnung.
Lenas musikalische Ambitionen reichen weit zurück. 2007 gründete sie zusammen mit einem Schulfreund die Band "Stenorette 2080". Der ungewöhnliche Name stammt von dem Aufnahmegerät, mit dem das Duo seine ersten eigenen Songs aufgezeichnete.
Im März 2010 veranstalteten die ARD und ProSieben die Casingshow "Unser Star für Oslo". Lena Meyer-Landrut gewann den Wettbewerb und durfte im Mai desselben Jahres als deutsche Kandidatin am Eurovision Song Contest teilnehmen. Entdeckt wurde sie von Showmaster Stefan Raab.
Der ESC-Gewinner-Song "Satellite" sowie ihr Debütalbum "My Cassette Player" landeten umgehend in den internationalen Charts. Unter dem Künstlernamen "Lena" ist sie seither sehr erfolgreich.
Am 8. Februar 2011 erschien Lenas zweites Album "Good News". Mit dem daraus stammenden Titel "Taken By A Stranger" belegte Lena beim Eurovision Song Contest 2011 allerdings nur den zehnten Platz.
Im August 2011 sang Lena den Titelsong in dem Film "What A Man" mit Matthias Schweighöfer. Der Schauspieler war daraufhin in Lenas Musikvideo zu sehen. Der Song stammt ursprünglich aus den 60er Jahren und wurde damals von Linda Lyndel gesungen.
In "What A Man" arbeiten Lena und Matthias Schweighöfer bereits zum zweiten Mal zusammen. Schon 2010 waren die beiden an der Synchronisation des Animationsfilms "Sammys Abenteuer - Die Suche nach der geheimen Passage" beteiligt. Lena sprach hier die Rolle der Schildkröte "Shelly".
2011 wurde Lena der Echo für die Bereiche "Erfolgreichster Newcomer National" und "Erfolgreichste Künstlerin National" verliehen.
Seitdem veröffentlichte die Sängerin fünf Alben. Mit dem neuesten Album, "Only Love, L", geht sie demnächst auf Tour.
Meyer-Landrut: "Es war immer unterschiedlich. Für mich ist das kein einzelner Prozess. Ich sitze ja nicht zu Hause in meinem Kämmerchen und lasse da etwas aus einem Feuer entstehen. Ich habe mich mit Leuten getroffen, gequatscht und Lieder ausgetauscht. Dann kam man entweder zusammen oder eben nicht."
Lena singt auf Englisch
Warum singen Sie nicht auf Deutsch?
Meyer-Landrut: "Ich habe noch nie auf Deutsch gesungen. Ich finde das passt nicht so richtig. Wenn ich deutsche Musik selber schreiben und komponieren würde, dann klänge das so wie Wir sind Helden. Ich glaube, dass ich mich nicht davon lösen kann, so zu klingen."
Sie würden aber gerne mal ein französisches Lied aufnehmen.
Meyer-Landrut: "Französisch ist eine schöne Sprache und ich kann sie auch sprechen. Ich finde die Musik schön und liebe Chansons."
Gibt es Bereiche in Ihrem Beruf, in denen Sie sich fremdbestimmt fühlen?
Meyer-Landrut: "Das ist schwierig. Man kann es positiv oder negativ auslegen. Es ging nicht anders. Zu meinem Glück waren es bisher Leute, die Ahnung hatten und mir geholfen haben Entscheidungen zu treffen. Leute, die es gut mit mir meinten und auf Kontinuität gesetzt haben. Es war eine Fremdbestimmtheit, aber keine negative."
Es heißt, dass Sie nicht bis in die Nacht arbeiten. Wann ist Feierabend?
Meyer-Landrut: "Wenn ich Termine oder Band-Proben habe, dann fängt ein Tag meist um neun an und geht bis in die frühen Abendstunden. Es gibt aber auch Tage, da habe ich einen Auftritt, der vielleicht nur eine Stunde dauert. Diese Stunde Arbeit macht mich aber den ganzen Tag fertig - mehr als alles andere. Ich bin den ganzen Tag aufgeregt und unter Adrenalin. Ich bin kein Party-Mädchen. Deswegen bleibe ich auch nicht lange wach. Ich schlafe immer schon um elf."
Wie ist das Berufsleben im Vergleich zur Schulzeit?
Meyer-Landrut: "Meine Lehrer und meine Freunde fand ich natürlich alle toll. Aber ich will nie wieder in die Schule. Ich finde es so cool, jetzt arbeiten zu können. Ich finde es uncool, so viel Verantwortung zu haben, Steuern zu zahlen und Versicherungen zu haben. Aber es ist das allerschönste für mich, die Freiheit zu haben, selber entscheiden zu dürfen, was ich mache."
Haben Sie schon eine Altersvorsorge?
Meyer-Landrut: "Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie es mit meiner Rente ist. Ich habe mir überlegt, eine Wohnung zu kaufen. Ich weiß nicht, ob man so einen Bausparvertrag abschließen sollte. Ich werde mir in einer ruhigen Minute jemanden zur Hand nehmen, der Ahnung davon hat und mich dann entscheiden. Ich glaube, dass es gar nicht so verkehrt ist mit 21 anzufangen für das Alter etwas zurückzulegen." dpa