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Interview: Maria Höfl-Riesch: "Ich wäre gerne mal auf dem Traumschiff mitgefahren"

Interview

Maria Höfl-Riesch: "Ich wäre gerne mal auf dem Traumschiff mitgefahren"

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    Maria Höfl-Riesch so wie sie viele deutsche Sportfans kennen.
    Maria Höfl-Riesch so wie sie viele deutsche Sportfans kennen. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Frau Höfl-Riesch, wo befinden Sie sich denn gerade?
    MARIA HÖFL-RIESCH: Ich bin gerade für längere Zeit auf einem Kreuzfahrtschiff unterwegs, das aktuell vor der Insel La Réunion liegt. Aber es ist nicht das Traumschiff, sondern die MS Europa 2. Auf der war ich schon öfter.

    Machen Sie da Urlaub?
    HÖFL-RIESCH: Nein, ich mache mit den Gästen an Bord Fitnesstraining. Gestern waren wir in Mauritius, dann geht es weiter auf die Seychellen und die Malediven.

    Man kann sich schlimmere Jobs vorstellen ...
    HÖFL-RIESCH: Ich beklage mich auch nicht.

    Was machen Sie inzwischen eigentlich sonst so beruflich?
    HÖFL-RIESCH: Ich habe ja nach meiner aktiven Karriere fünf Jahre lang als ARD-Expertin gearbeitet. Und seit 2015 bin ich mehrmals im Jahr auf der MS Europa 2 als Fitnesstrainerin tätig. Zudem bin ich Geschäftsführerin einer Influencer-Marketing-Agentur in Berlin, und Hotels und Unternehmen können mich für Skitage und Vorträge buchen. Zusammenfassend kann man sagen: Mir wird nicht langweilig.

    Und kaum ist das Traumschiff mal in nördlichen Gewässern unterwegs, schon sind Sie als Olympiasiegerin und Ski-Weltmeisterin dabei. Hätten Sie lieber auf den Malediven gedreht?
    HÖFL-RIESCH: Ich wäre zumindest tatsächlich gerne mal auf dem Traumschiff mitgefahren. Ich hatte nämlich einen Außendreh in Lappland ohne Schiff. Und außerdem sind wärmere Gefilde natürlich verlockender. Aber es war auch schön, mal wieder nach

    Wie war das in Lappland?
    HÖFL-RIESCH: Wir drehten Anfang März. Ich spielte eine Hundeschlittenführerin und musste den Kapitän (Florian Silbereisen) und zwei seiner Kumpane in diese nordische Sportart einweisen.

    Pekka Nielson (Maria Höfl-Riesch, Zweite von rechts) eilt den Freunden Max Parger (Florian Silbereisen, rechts), Patrick Steiner (Daniel Fritz, Zweiter von links) und Maik Berghammer (Tayfun Baydar, links) zur Hilfe in "Das Traumschiff Lappland".
    Pekka Nielson (Maria Höfl-Riesch, Zweite von rechts) eilt den Freunden Max Parger (Florian Silbereisen, rechts), Patrick Steiner (Daniel Fritz, Zweiter von links) und Maik Berghammer (Tayfun Baydar, links) zur Hilfe in "Das Traumschiff Lappland". Foto: Dirk Bartling, ZDF

    Wie kam denn der Traumschiff-Dreh zustande?
    HÖFL-RIESCH: Florian Silbereisen kenne ich ja schon ziemlich lange. Wir treffen uns immer mal wieder, haben auch schon Silvester miteinander gefeiert. Und Florian lotst ja auch immer mal wieder Bekannte aufs Traumschiff.

    Können Sie denn Hundeschlitten fahren?
    HÖFL-RIESCH: Ich bin zwar schon mitgefahren, aber gelenkt habe ich so einen Schlitten noch nicht. Aber ich habe ja auch nur die Einweisung gegeben, wie man bremst und wie man Kurven fährt. Trotzdem war das mit den Schlittenhunden schon eine Challenge. Die haben gekläfft wie wahnsinnig und man muss die schon anpacken, wenn man sie vor den Schlitten spannt. Aber ich hatte Profis dabei, die haben mich unterstützt, und so habe ich letztendlich alles gut hingekriegt.

    Kapitän Max Parger (Florian Silbereisen, rechts) schwelgt in Erinnerungen. Hanna (Barbara Wussow, Zweite von links), Dr. Jessica Delgado (Collien Ulmen-Fernandes, Zweite von rechts) und Staff-Kapitän Martin Grimm (Daniel Morgenroth, links) hören ihm gespannt zu.
    Kapitän Max Parger (Florian Silbereisen, rechts) schwelgt in Erinnerungen. Hanna (Barbara Wussow, Zweite von links), Dr. Jessica Delgado (Collien Ulmen-Fernandes, Zweite von rechts) und Staff-Kapitän Martin Grimm (Daniel Morgenroth, links) hören ihm gespannt zu. Foto: Dirk Bartling, ZDF

    Könnten Sie sich vorstellen, einmal ins Schauspielfach zu wechseln?
    HÖFL-RIESCH: Nein, das war eher ein Ausflug. Ich habe ja schon vor vielen Jahren in der Serie ,Marienhof‘ mitgespielt. Damals war ich ein riesengroßer Seifenoper-Fan. Aber ich halte mich nicht für das Megatalent. Darum werde ich diesen zweiten Bildungsweg eher nicht beschreiten. (lacht)

    Schauen Sie selbst auch gerne Sendungen wie das „Traumschiff“ oder mögen Sie es lieber konkreter, also Nachrichtensendungen, Reportagen?
    HÖFL-RIESCH: Ich werde mir das „Traumschiff“ hier gar nicht anschauen können, weil ich noch einige Wochen auf dem Schiff bin. Ansonsten schaue ich gerne Nachrichten, Sportsendungen und, wie fast jeder heutzutage, Serien auf Netflix.

    Streamen Sie viel oder schauen Sie noch lieber klassisches Fernsehen?
    HÖFL-RIESCH: Meistens streame ich. Das ist ja das Praktische daran, ich kann es dann schauen, wenn ich Zeit habe, und muss nicht vor dem Fernseher sitzen. Zudem kann ich auch ein Tablet nutzen. Derzeit schau ich aber gar kein Fernsehen, weil es hier am Schiff so viele andere Dinge zu tun gibt.

    Was macht man eigentlich auf dem Schiff in seiner Freizeit? Ist es da nicht langweilig?
    HÖFL-RIESCH: Nein, überhaupt nicht. Es gibt ja viele Landtage mit Ausflügen. Auf Madagaskar habe ich beispielsweise eine tolle Biketour gemacht. An den Seetagen wiederum ist Sportprogramm und Relaxen angesagt: Das ist auch mal ganz schön. Aktuell sitze ich am Sonnendeck.

    Schauen Sie Sport im Fernsehen oder lieber live? Und kribbelt es bei Ihnen noch, wenn Sie die Skifahrer und Skifahrerinnen heute die Strecke herunterfahren sehen?
    HÖFL-RIESCH: Ich finde schon, dass es Sportevents gibt, die sind live einfach unübertroffen. Im Fußballstadion beispielsweise. Skifahren schaue ich aber tatsächlich lieber im Fernsehen. Denn an den Pisten sieht man die Sportler oft nur kurz oder den Zielhang hinunterrauschen. Bis auf Highlights wie das Hahnenkammrennen oder den Heimweltcup in Garmisch schaue ich Ski alpin tatsächlich lieber auf der Couch im Fernsehen. Und nach fast zehn Jahren kribbelt es nicht mehr. Bei mir war es von Anfang an so, dass ich nicht mehr an den Start wollte. Ich hatte das so viele Jahre. Irgendwann war es dann gut.

    Maria Höfl-Riesch hat für das ZDF-"Traumschiff" in Lappland gedreht.
    Maria Höfl-Riesch hat für das ZDF-"Traumschiff" in Lappland gedreht. Foto: Maria Höfl-Riesch, MHM

    Welche deutsche Fahrerin und welchen deutschen Fahrer schätzen Sie heuer am höchsten ein?
    HÖFL-RIESCH: Schwierige Frage. Bei den Damen gibt es ja an der Spitze nur Lena Dürr und Kira Weidle. Ich drücke beiden die Daumen, dass sie an ihre Erfolge vom letzten Winter anknüpfen können. Ebenso Emma Aicher, ein großes, noch junges Talent. Bei den Herren hoffe, ich, dass Thomas Dreßen nach seiner Verletzung wieder in Form kommt. Die Herren sind insgesamt breiter aufgestellt, es fehlt nur etwas die Konstanz.

    Sie selbst waren sportlich außergewöhnlich erfolgreich. Aber dieser Erfolg hat auch seine Schattenseiten. Man opfert ihm viel Lebensqualität. Würden Sie, wenn Sie könnten, nochmals diesen Weg gehen oder lieber ein beschaulicheres, tempoärmeres, chilligeres Leben vorziehen?
    HÖFL-RIESCH: Ich würde es aus heutiger Sicht in jedem Fall wieder so machen. Es ist natürlich so, dass man zu dem Zeitpunkt, wenn man sich für den Leistungssport entscheidet, nicht weiß, wie es laufen wird. Dass das alles kein Zuckerschlecken ist, ahnt, glaube ich, jeder. Und man hat halt auch nicht die Garantie, dass man erfolgreich wird und für seine Mühen belohnt wird. Ganz viele trainieren auch unglaublich viel und geben alles, aber sie schaffen es nie an die Spitze. Also, da braucht man schon einen langen Atem, Geduld und Durchsetzungsvermögen. Bei mir lief die Karriere ziemlich optimal, selbst wenn es Schattenseiten wie beispielsweise schwere Verletzungen oder Niederlagen gab. Aber die prägen einen ja auch und machen einen stärker. Ich jedenfalls möchte die Zeit nicht missen.

    Gibt es aktuell eigentlich noch genügend Nachwuchs oder, um es noch klarer zu formulieren: Hat Skifahren angesichts des Klimawandels überhaupt eine Zukunft?
    HÖFL-RIESCH: Das sind ja zwei wunderbare Fragen! Ich kann dazu auch gar nicht so viel sagen. Wie es mit dem Nachwuchs aussieht, weiß ich schlichtweg nicht. Da bin ich nicht mehr nah genug dran. Dass Kinder heutzutage generell etwas weniger zum Sport tendieren, ist leider der Entwicklung von Social Media und Gaming geschuldet. Da kann man nur entgegenwirken, indem die derzeitigen Sportler als Vorbilder doch einige faszinieren. Auch Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit sind natürlich wichtige Themen. Der Skisport muss dazu auch seinen Teil beitragen, aber nicht alleine. Das alles muss in jeden Bereich der Gesellschaft wirken. Natürlich ist eine Sportart wie Skifahren, die abhängig ist von kalten Temperaturen, vom Klimawandel extrem betroffen. Aber ich bin auch schon vor zehn Jahren am Mölltaler Gletscher im Oktober übers Geröll spaziert. Wir werden sehen, wohin sich das entwickelt. Es wird hoffentlich auch wieder kältere Zeiten geben.

    Sie haben ja auch eine Affinität zum Fußball. Schauen Sie die Weltmeisterschaft in Katar oder gehören Sie zur Boykott-Fraktion?
    HÖFL-RIESCH: Der Boykott-Fraktion gehöre ich überhaupt nicht an.Katar-Boykott: "Es ist möglich, die Verhältnisse zum Kippen zu bringen"Fußball-WM 2022 Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Sportler keinen Einfluss haben, wohin solche Großveranstaltungen vergeben werden. Sie haben genauso hart trainiert, um bei so einem Event gut abzuschneiden. Deswegen sollte man sie nicht mit Boykott bestrafen. Ich selbst bin ja noch eine Weile an Bord der MS Europa 2 und werde hier die Spiele auf Leinwand anschauen. Ein Freund von mir, Stefan Reuter, kommt auch auf den Malediven als WM-Experte an Bord. Und die Deutschlandspiele werden wir definitiv mitverfolgen.

    Und wer wird Weltmeister?
    HÖFL-RIESCH: Ha! Da traue ich mir fast keinen Tipp zu. Ich hoffe, dass die deutsche Mannschaft möglichst weit kommt, denn ich bin durchaus patriotisch. Ob es aber zum WM-Titel reicht? Das traue ich ihnen, ehrlich gesagt, nicht ganz zu. Ich lasse mich aber gerne positiv überraschen.

    Apropos positiv überraschen. Glauben Sie, dass Olympische Spiele künftig in Deutschland noch mal eine Chance haben? Die European Championships waren im Sommer ja eine viel gelobte Großveranstaltung.
    HÖFL-RIESCH: Ausgeschlossen ist es nicht. Aber ich zweifle schon daran. Man sieht, dass das Thema Olympia leider ein so negatives Image hat, dass es oft bei Volksabstimmungen abgelehnt wird. Dabei glaube ich, dass gar nicht so viele Leute dagegen sind, nur die Gegner sind lauter. Ich persönlich würde es mir wünschen. Solche Großereignisse sind immer wunderbare Erlebnisse, ob als Sportler, Zuschauer oder in anderer Funktion. Ich hatte das Glück, in Garmisch-Partenkirchen eine Heim-WM miterleben zu dürfen. Das ist etwas echt Cooles.

    Zur Person

    Maria Höfl-Riesch, 37, ist dreimalige Olympiasiegerin und zweifache Weltmeisterin. Maria Höfl-Riesch gilt als die erfolgreichste deutsche Skirennfahrerin ihrer Zeit. Inzwischen ist sie als Unternehmerin erfolgreich. Sie arbeitete zudem jahrelang als Wintersportexpertin der ARD und spielt nun am Sonntagabend erstmals in einer neuen Folge des „Traumschiff“ mit.

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