Herr Lichter, was sammeln Sie?
Horst Lichter: Bei uns am Dorf gab es zwei Kategorien von Jungs. Die einen waren die Fußballspieler und die anderen fuhren Mofa und Moped. Ich gehörte zur zweiten Fraktion. Das Moped war für mich das Wichtigste. Damit kam man raus in die Welt. Und wenn man eine Freundin hatte, die mitfahren konnte – das war das Größte. Noch heute bin ich auf alles, was sich um Auto und Mobilität dreht, regelrecht verrückt.
Aber warum genau?
Lichter: Ob Ingenieursleistung oder Design, da steckt so viel Können dahinter. Der Sound eines schönen alten Motors ist für mich Musik, für andere klingt das vielleicht nur nach Krach. Auch Bücher und Zeitschriften habe ich früh gesammelt, weil ich damit um die Welt reisen konnte, ohne aus dem Zimmer zu müssen. Und wenn ich all das mal zugrunde lege, habe ich immer schon vor allem Begegnungen mit Menschen und Geschichten gesammelt.
Auf welches Sammlerstück sind Sie besonders stolz?
Lichter: Enzo Ferrari sagte mal auf die Frage, welches seiner Modelle ihm am liebsten sei: Das, was ich noch baue. So ähnlich ist es bei mir auch. Das Stück, das ich gerade suche und dann bekomme, ist mir in dem Moment am liebsten. Es gibt viele Dinge, die ich gerne mag. Manche sogar so sehr, dass ich hoffe, dass sie mal meine Kinder kriegen und wertschätzen. Das müssen nicht die materiell wertvollsten sein. Wie mein erstes Moped, das ich mit 16 Jahren kaufte, oder mein Traummoped, das ich mir früher nicht leisten konnte. Oder auch die Taschenuhr meines Vaters, die damals zehn Mark gekostet hat. Auf einen Gegenstand kann ich mich nicht festlegen.
Welches Moped fuhren Sie mit 16?
Lichter: Mein Traummoped war eine Hercules Ultra 50. Die war aber unerreichbar für mich. Ich bekam dann eine Yamaha TY50 Trail. Heute habe ich natürlich beide daheim stehen, im Neuzustand. Alle Mopeds drum herum habe ich mir auch geholt: auch das, mit dem ich meine ersten Punkte in Flensburg eingefahren habe, eine Hercules K50 GL. Das sind wunderschöne Erinnerungen. Du warst 16, hattest mehr Pickel als Gesicht, aber du hattest ein Moped und fühltest dich wie Godfather himself!
Wie viele Mopeds haben Sie denn in der Garage stehen?
Lichter: Ach, auf die Zahl kommt es gar nicht an. Für mich ist Garage einfach ein Wohlfühlplatz. An Motorrädern und Autos herumzuschrauben, sie zu putzen und an ihnen zu basteln, ist für mich Seelen-Yoga. Also wenn ich in einer Garage bin, vergesse ich Zeit, Raum und Hunger. Wenn ich einen Kaffee dahabe und ein bisschen Musik im Hintergrund, dann kann man mich morgens in die Garage stecken und ich komme nachts erst wieder raus, wenn ich vor Müdigkeit kaum mehr gucken kann.
Zu Weihnachten sind Sie ja wieder in „Horst Lichters Traumrouten“ zu sehen. Diesmal erkunden Sie mit Moderator Rudi Cerne die Südwestspitze Englands.
Lichter: Also ich mache diese Reisen ja schon viele Jahre. Mein Team und ich diskutieren über Fragen wie: Mit wem möchte ich überhaupt so eine Fahrt machen? Wer möchte mitfahren? Und wird es sich terminlich auch vereinbaren lassen? Und so eine heimliche Liebe von mir ist der Südwesten Englands. Das ist ein Riesenspielplatz für so oldtimerkranke Typen wie mich. Die Landschaft, die Sträßchen, die Hecken sind toll. Das Morbide in England – sensationell! Außerdem wollte ich Rudi Cerne schon immer mal privat kennenlernen. Der wirkt in der Öffentlichkeit eher reserviert, wie der feine Herr. Da fand ich es spannend zu erfahren: Was ist das wirklich für ein Typ? Kann der auch lachen und trägt der immer Anzug oder auch mal eine Jeansbuchse? Trinkt der abends auch mal mit mir ein Bier?
Und?
Lichter: Na, es war wirklich eine sehr ergiebige Reise. Der Cerne ist wirklich ein feiner Gentleman. Der ist immer freundlich und höflich und achtet auf sein Umfeld. Er beobachtet und will nicht immer im Mittelpunkt stehen. Ich habe für ihn nur lobende Worte.
Wie stehen Sie zum Thema Reisen in Zeiten des Klimawandels?
Lichter: Beim Thema Klimawandel muss man ehrlich zu allen sein, aber es ist auch ein sehr sensibles Thema. Diese langen Seereisen, auf diesen Riesenpötten, halte ich schon für sehr fraglich. Und ich finde es zwar auch schön, dass alle um die Welt fliegen können, aber ist es sinnvoll? Genauso wenig kann ich nachvollziehen, dass man einerseits für 237 Euro all inclusive zwei Wochen in die Türkei reisen kann und man andererseits für ein Zugticket nach Freiburg wiederum schon 140 Euro bezahlt. Das Verhältnis stimmt nicht. Meine persönliche private Meinung ist: Wenn, dann muss es überdacht und vernünftig sein.
Aber Sie ...
Lichter: Ja, viele werden jetzt sagen: Das meint der Lichter, der ja selbst uralte Autos fährt, die viel Sprit brauchen. Dazu kann ich aber sagen: Auch hier achte ich darauf, dass es in Maßen geschieht. Ich fahre sehr selten und nur wenige Kilometer. Man sollte immer auch vor der eigenen Türe kehren. Nicht nur andere anklagen, sondern selbst bereit sein, sich nach seinen Kapazitäten einzubringen.
Eine Frage noch zum Schluss: Wie lange brauchen Sie eigentlich jeden Morgen zur Pflege Ihres Schnurrbartes?
Lichter (lacht laut): Ich sage mal, zwischen fünf und sieben Minuten. Dafür gibt es Zeugen ohne Ende, weil ich mir den Schnurrbart immer am Set mache. Meine Frau hat es mir daheim verboten, weil das Haarspray die ganzen Spiegel und Waschbecken verklebt.
Zur Person: Horst Lichter wurde am 15. Januar 1962 in Nettesheim bei Köln geboren. Er wurde als Koch, Kabarettist, Buchautor und Moderator bekannt. Seit 2013 ist er in der erfolgreichen Trödel-Show „Bares für Rares“ zu sehen.
TV-Tipp: „Horst Lichters Traumrouten – Unterwegs in Cornwall“ läuft am 25. Dezember um 19.20 Uhr im ZDF.