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Interview: „Leute heute“-Moderatorin Webb: „Wir machen sauberen Journalismus“

Interview

„Leute heute“-Moderatorin Webb: „Wir machen sauberen Journalismus“

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    Karen Webb moderiert „Leute heute“ seit 2007.
    Karen Webb moderiert „Leute heute“ seit 2007. Foto: Jens Hartmann, ZDF

    Frau Webb, wie viel Boulevard vertragen die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten?

    Karen Webb: Da muss ich eines gleich klarstellen: Wir machen nicht Boulevard, sondern ein People-Magazin. Das ist ein großer Unterschied. Aktuell gibt es im ZDF zwei Softnews-Sendungen: „Hallo Deutschland“, die News und Boulevard machen, und anschließend wir mit „Leute heute“, einem People-Magazin.

    Und diese zwei Formate verträgt das ZDF Ihrer Meinung nach gut?

    Webb: Wenn wir uns die Zahlen anschauen, sprechen die dafür. Wir haben drei bis dreieinhalb Millionen Zuschauer täglich, da kann man schon davon ausgehen, dass die Sendung gut angenommen wird. Aber im Grunde ist das keine Frage, die ich mir stellen muss, sondern diejenigen, die das gesamte ZDF-Programm planen.

    Kritiker werfen den Öffentlich-Rechtlichen immer wieder vor, das Programm sei den Rundfunkbeitrag nicht wert.

    Webb: Wir machen sauberen Journalismus. Wir verbreiten weder Gerüchte, noch blicken wir voyeuristisch auf Themen – wir haben, was die Recherche betrifft, die gleichen Kriterien wie das „heute journal“. Klar senden wir leichte Themen, aber auf einer sehr seriösen Basis. Und diese Themen lassen die Leute vor dem Bildschirm auch mal dem Alltag „entschwinden“. Denn da gibt es nicht vorwiegend schlechte Nachrichten, sondern auch etwas zur Belustigung oder fürs Herz.

    Wie schwierig ist es, an Prominente heranzukommen? Gehen die selbst auf die Redaktion zu oder muss man Überzeugungsarbeit leisten?

    Webb: Ja, teilweise kommt das Management auf uns zu und bietet an, dass wir beispielsweise bei einem Konzert mit einem Star sprechen können. Es kann aber auch sein, dass wir versuchen, die Promis zu erreichen, wenn irgendetwas vorgefallen ist. Das geht in beide Richtungen.

    Wer ist denn am schwierigsten zu erreichen?

    Webb: Das kann ich gar nicht sagen, denn ich vereinbare die Termine nicht, sondern führe nur die Interviews.

    Haben Sie einen Lieblingsinterviewpartner?

    Webb: Es ist grundsätzlich angenehm, mit Hollywoodstars zu sprechen, weil sie ganz einfach sehr professionell sind. Die wissen genau, was von ihnen verlangt wird. Die machen alles mit, sind freundlich und zicken nicht rum. Das sind einfach Profis, da ist noch keiner aus der Reihe gefallen.

    Welche Geschichten laufen am besten?

    Webb: Für Royales interessieren sich viele. Auch emotionale Themen funktionieren gut: Hochzeiten, Babys oder Schwangerschaften. Was im Boulevardmagazin die Tiere, sind bei uns die Babys. Das kommt besser an, als wenn jemand nur über seinen neuen Film berichtet.

    Mit wem möchten Sie in Ihrem Leben unbedingt noch ein Interview führen?

    Webb: Mit Ellen DeGeneres. Das ist die Talkmasterin aus den USA, die ständig Promis in der Sendung hat. Mit der würde ich gerne mal quatschen, wie sie die Promis erlebt.

    Wären Sie denn selbst gerne berühmt?

    Webb: Nein, vielen Dank.

    Aber Sie sind durchaus ein Promi.

    Webb: Ich werde zwar schon erkannt, aber mir lauern keine Paparazzi auf. Das brauche ich auch nicht. Ich bin Mutter, und so wie es ist, lässt sich bei mir Privatleben und Öffentlichkeit noch gut vereinbaren.

    Wie stehen Sie dazu, wenn über Sie berichtet wird?

    Webb: So lange es der Wahrheit entspricht, ist das schon in Ordnung. Es steht aber auch so viel Unsinn in der Presse, dass ich mir manchmal denke: Um Gottes willen, wo haben sie das wieder ausgegraben?

    Aber das sind dann schon einschlägige Blätter, oder?

    Webb: Ja, die drehen einem das Wort im Mund um. Einmal, als ich noch mit meinem jetzigen Ex-Mann zusammen war, sagte ich zur Frage, warum wir nicht verheiratet seien: So etwas muss nicht mit einem Blatt Papier begründet sein. Darauf folgte die Überschrift in diesen Magazinen: Ein Trauschein sei für sie nur ein Fetzen Papier.

    Sie haben ja Betriebswirtschaftslehre und Politikwissenschaften studiert...

    Webb: In BWL habe ich nur das Vordiplom. In Politikwissenschaften habe ich den Bachelor und in Soziologie habe ich zwar die Scheine, die Masterarbeit aber nicht mehr gemacht. Da waren die Kinder klein und ich lebte getrennt. Da dachte ich mir, das mache ich irgendwann mal. Aber ich mache das nur für mich, es gibt keinen Druck.

    Sind Sie nicht für „Leute heute“ eigentlich überqualifiziert – und träumen davon, eine klassische Nachrichtensendung zu moderieren?

    Webb: Nein, da bin ich nicht der richtige Typ. Ich kann nämlich nicht wirklich gut ernst dreinschauen. Ich kann im Grunde nur freundlich gucken, und das würde bei einer Nachrichtensendung nicht funktionieren. Allein deswegen könnte ich wahrscheinlich so etwas nicht machen. Ich bin bei „Leute heute“ sehr glücklich. Aber man kann sich ja einen privaten Ausgleich schaffen. Vielleicht studiere ich noch mal.

    Was würde Sie interessieren?

    Webb: Das weiß ich nicht so genau. Vielleicht etwas in Richtung Wirtschaft.

    Sie gehörten früher zum ZDF-Frauenmagazin „ML Mona Lisa“, das 2017 eingestellt wurde. Was ist spannender – „Mona Lisa“ oder „Leute heute“?

    Webb: Das kann man nicht vergleichen. Die Themen bei „Mona Lisa“ gründeten natürlich tiefer. Das sind echt wichtige Themen. „Leute heute“ ist unterhaltende Information.

    Ihre Vorgängerin, Nina Ruge, verabschiedete sich am Ende der Sendung immer mit den Worten: „Alles wird gut.“ Warum verzichten Sie auf so ein Ritual?

    Webb: Der Spruch war damals gut, aber ich glaube, der würde heute an vielen Tagen nicht mehr passen. Wir haben andere Themen in der Sendung. Beispielsweise die MeToo-Bewegung und die Missbrauchsvorwürfe gegen Prinz Andrew. Dann lapidar „Alles wird gut“ zu sagen, wäre schlicht unpassend.

    Zur Person: Karen Webb, 1971 in London geboren, ist seit 2007 Moderatorin von „Leute heute“. Die Sendung wird in Unterföhring bei München produziert. Erstmals lief sie am 3. Februar 1997. Webb, die als Kind nach Nürnberg kam, ist unter anderem auch Lehrbeauftragte für die „Praxis des Journalismus“ an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

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