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Interview: Johannes B. Kerner: "Ich habe ja alles schon gehabt"

Interview

Johannes B. Kerner: "Ich habe ja alles schon gehabt"

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    Der Moderator Johannes B. Kerner.
    Der Moderator Johannes B. Kerner. Foto: Jörg Carstensen

    Es war ein glückloser Ausflug für Johannes B. Kerner: Bei Sat.1 scheiterte der Moderator mit einer Personalityshow, 2013 kehrte er dann zum ZDF zurück. Dort ist Kerner künftig der Mann für die großen Fernseh-Events – wie etwa „Deutschlands Beste!“ Die zweiteilige Show wird am 2. und 3. Juli jeweils um 20.15 Uhr gezeigt.

    Herr Kerner, Sie präsentieren „Deutschlands Beste!“. Die besten was?

    Kerner: Ich übersetze es mal mit „die bedeutendsten Deutschen“. Und zwar geht es um lebende Männer und Frauen, also Konrad Adenauer scheidet schon mal aus.

    Welche Kriterien muss ein bedeutender Deutscher erfüllen?

    Kerner: Es geht um Leistung, auch im Sinne von Lebensleistung. Wir haben in repräsentativen Umfragen gefragt: „Welche lebenden Männer und Frauen sind für Sie bedeutend?“ In der Liste taucht zum Beispiel Hildegard Hamm-Brücher auf. Sie ist ja im hohen Alter aus ihrer geliebten FDP ausgetreten, weil sie sagte, dass sich die Partei zu weit weg entwickelt hat von dem, was ihr wichtig ist. Die Leute goutieren so etwas.

    Gab es da auch Überraschungen?

    Kerner: „Deutschlands Beste!“ ist ja eine Momentaufnahme, vor fünf Jahren wären die Ergebnisse anders gewesen als jetzt. Nehmen wir zum Beispiel Alice Schwarzer. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie vor einigen Jahren weit vorne gelandet wäre, weil sie eine tolle Frau ist, die wichtige Dinge erstritten hat – inzwischen hat es da eine Delle gegeben. Und ob Uli Hoeneß am Ende in der Show unter den ersten zehn oder 20 ist, das ist auch noch nicht abzusehen. Ich kenne die Ergebnisse selbst noch nicht.

    Wer ist für Sie bedeutender: Bundeskanzlerin Angela Merkel von der CDU oder SPD-Arbeitsministerin Andrea Nahles?

    Kerner: Was die Gesamtleistung angeht, würde ich Merkel sagen. Nichts gegen Frau Nahles, aber die fängt ja gerade erst an als Ministerin.

    Zum Sport: Fußballtrainer Jürgen Klopp oder Formel-1-Superstar Sebastian Vettel?

    Kerner: Vettel ist natürlich als mehrfacher Weltmeister von der Leistung her ganz schön weit vorn. Aber ich als großer Fußball-Fan würde Klopp sagen. Die Art und Weise, wie er Dortmund in den vergangenen Jahren an die europäische Spitze geführt hat, ist schon echt beeindruckend.

    Thomas Gottschalk oder Markus Lanz?

    Kerner: Also falls Sie darauf hinauswollen: „Wetten, dass ..?“ ist nicht mein Thema, da ist alles gesagt worden, nur noch nicht von jedem. Es ist ein großartiges Format, und das wird jetzt zur Ruhe gebettet. Ob es die letzte Ruhe ist, da bin ich mir nicht so sicher. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Jeder für sein Genre – Gottschalk für die große Unterhaltung, Lanz für seine Talkshow.

    Das ZDF hat durchblicken lassen, dass für den Samstag neue Showformate gesucht werden. Reichen Sie eigene Ideen ein?

    Kerner: Ich habe Ideen, das ZDF hat Ideen, es gibt internationale Ideen. Ich bin sicher, es wird große Shows im ZDF geben. Für mich ist es beruflich die beste Situation, die ich je hatte. Früher, als ich salopp gesprochen jeden Tag eine Sendung hatte, war das gar nicht möglich. Da war ich morgens joggen, dann habe ich die Kinder kurz gesehen, im nächsten Moment saß ich in der Maske, habe eine Sendung moderiert, und dann war der Tag vorbei. Heute ist alles viel ausgeglichener, und ich kann mich intensiv auch mit Showinhalten beschäftigen, ich bin da richtig dankbar.

    Wollen Sie die Schlagzahl diesmal nicht wieder so hochschrauben wie bei Ihren früheren Karrierestationen?

    Kerner: Im Großen und Ganzen rechne ich mit zehn bis 15 Shows pro Jahr. Eine große, zweiteilige 20.15-Uhr-Unterhaltungsshow wie „Deutschlands Beste!“ macht man ja nicht eben mit links, das ist wochenlange Vorarbeit. Ich geh da nicht hin und moderiere irgendwas, sondern bin inhaltlich voll dabei. Wir haben auch nicht vor, am Sendetag die Zeit totzuschlagen.

    Sondern?

    Kerner: Wir machen Fernsehen für Leute, die Lust haben auf eine gute Show und auf Wissensvermittlung. Das macht mir persönlich auch totalen Spaß, und ich glaube, das überträgt sich auf die Zuschauer. Im Herbst gibt es die Gala zum 80. Geburtstag von Udo Jürgens, und als Udo und der Sender mich gefragt haben, ob ich das moderiere, habe ich natürlich sofort Ja gesagt.

    Könnte eine regelmäßige Sendung wie etwa eine Talkshow noch einmal ein Thema sein?

    Kerner: Das habe ich ja alles gehabt. Ich war ja schon mal zwölf Jahre beim ZDF und habe wirklich eine ganze Reihe von Sendungen moderiert, und wenn mir mein normales Pensum nicht gereicht hat, dann habe ich noch zusätzlich eine Sportsendung moderiert. Neulich hat mal ein Taxifahrer zu mir gesagt: „Man sieht Sie aber selten im Fernsehen.“ Ich empfinde das als Kompliment, denn ich habe mir 20 Jahre angehört: „Man sieht Sie ja immer.“ Da ist „Man sieht Sie ja seltener“ jetzt mal eine schöne Abwechslung.

    Und Sie sind auch gar nicht traurig, dass Sie nicht fürs ZDF nach Brasilien zur Fußball-WM durften?

    Kerner: Ganz im Gegenteil. Ich bin Vater von vier Kindern und alle sind große Fußball-Fans. Diese WM genießen wir gemeinsam und gucken so viele Spiele wie möglich im Fernsehen. Jetzt habe ich, neudeutsch gesagt, eine Work-Life-Balance vom Feinsten, und das genieße ich.

    Interview: Cornelia Wystrichowski

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