Frau Bauer, der nächste "Tatort" von Radio Bremen ist besonders: Erstmals spielt er größtenteils in Bremerhaven. Wie war das für Sie?
JASNA FRITZI BAUER: Wir haben fast nur nachts gedreht, darum habe ich von Bremerhaven gar nicht so viel mitgekriegt. Aber ich war oft am Autoterminal, wo die Fahrzeuge in alle Welt verschifft werden. Unglaublich, wie viele Autos da herumstehen. Das war schon spannend.
Sie drehten auch in einem leer stehenden Karstadt-Warenhaus. Spektakuläre Kulisse, die zu einem Polizeirevier umgewandelt wurde.
BAUER: Ja, das ist richtig. Das war schon ein bisschen traurig, als da so ein leer stehendes Kaufhaus stand. Andererseits fand ich gut, dass wir es für den Film nutzten und man das Haus nicht verrotten lässt. Für uns war das sehr praktisch, weil wir viel Platz hatten und in Ruhe drehen konnten.
Es werden bald viele Karstadt-Häuser in Deutschland leer stehen. Haben Sie zum langsamen Sterben der analogen Warenhaus-Kultur eine Meinung?
BAUER: Ich bin auch jemand, der öfter mal im Internet kauft, aber ich gehe auch gerne in Geschäfte oder ins Kaufhaus. Denn im Grunde ist Einkaufen in einem Warenhaus schon schön. Es erinnert mich an meine Kindheit, Rolltreppen rauf und runter, durch die Abteilungen streunern und mich verstecken. Außerdem kann man da die Dinge noch in die Hand nehmen und spüren. Und man kann ohne weite Wege viel erledigen. Das ist eigentlich ganz praktisch. Deshalb - echt schade!
Zurück zum Film: Da sind Sie aufgrund ihrer Halbschwester schnell mittendrin in der Autotuner-Szene. Welches Verhältnis haben Sie privat zu Autos?
BAUER: Privat habe ich überhaupt kein Verhältnis zu Autos. Ich habe erst im Juli vergangenen Jahres meinen Führerschein gemacht. Ich besitze auch noch kein Auto und habe dafür auch nicht wirklich viel übrig, zumindest nicht für getunte Autos.
Wie sind Sie vor drei Jahren zum "Tatort" gekommen? Ruft da einfach der Regisseur auf dem Handy an?
BAUER: Ja, die haben angerufen und gefragt, ob ich zum Casting kommen würde. Erst war ich darüber etwas erstaunt, dann habe ich mir aber gedacht, ach komm, guck' dir das mal an. Ich war dann da mit einer anderen Kollegin zusammen. Die wollte am Ende nicht, ich hatte schon Interesse. Glücklicherweise habe ich dann auch den Anruf bekommen, dass ich in einem Dreierteam dabei sein sollte. Wir haben uns noch einmal getroffen und da war dann relativ schnell klar, dass es passt.
Mit einer Größe von nur 1,58 Meter hätten Sie aber in manchen Bundesländern Probleme, bei der Polizei unterzukommen, oder?
BAUER: (lacht) Das stimmt. Ich glaube, ich könnte nur in vier Bundesländern zur Polizei. Aber in Bremen geht das.
In anderen Produktionen bekommen Sie immer noch sehr jugendliche Rollen, obwohl Sie bereits über 30 sind. Ist Ihr Aussehen im Filmgeschäft von Vorteil?
BAUER: Ja, meistens schon. Denn man kann länger jüngere Rollen spielen. Der Nachteil ist, die Leute nehmen einen manchmal nicht so ernst. Und irgendwann fällt es auch schwer, Kinder zu spielen. Denn diese Rollen haben dann mit mir als Person gar nichts mehr zu tun.
Sie waren von 2012 bis 2015 festes Mitglied des Ensembles vom Wiener Burgtheater. Was bedeutet Ihnen die Bühne?
BAUER: Ich komme ja vom Theater, aber irgendwann hatte ich keine Lust mehr, fest irgendwo engagiert zu sein. Aber jetzt würde ich schon gerne wieder Theater spielen. Ich sehne mich tatsächlich danach, auf der Bühne zu stehen. Ich glaube, das Thema werde ich für die kommende oder übernächste Spielzeit angehen.
Ihr Kinodebüt hatten Sie vor 13 Jahren im Film „Ein Tick anders“. Dort spielten Sie eine Jugendliche, die unter dem Tourette-Syndrom leidet. Für Ihre Leistung wurden Sie mehrfach ausgezeichnet. Wie haben Sie diesen Traumstart wahrgenommen?
BAUER: Ich habe das, ehrlich gesagt, gar nicht so wahrgenommen. Man spürt das selber nicht, auch wenn ich von Journalistinnen und Journalisten immer wieder darauf angesprochen werde. Aber selbst kann ich es gar nicht richtig einschätzen und emotional nachvollziehen, dass ich eine große Karriere gemacht haben soll. Obwohl ich natürlich weiß, dass es für mich ganz gut läuft (lacht). Ich glaube, man sollte bescheiden bleiben und auch ein wenig Ehrfurcht bewahren.
Zur Person
Jasna Fritzi Bauer, 34, hat schweizerisch-chilenische Wurzeln. Sie spielte in mehr als 30 Film- und TV-Produktionen. Im Podcast "Unter Dry" spricht sie regelmäßig über Schauspielerei.