Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Interview: Frank Zander: "Ich bin stolz auf meinen ganzen Irrsinn"

Interview

Frank Zander: "Ich bin stolz auf meinen ganzen Irrsinn"

    • |
    • |
    Dieser Mann wird irgendwie nicht älter. Die Aufnahme entstand vor zwei Jahren in Berlin. Nun feiert Frank Zander seinen 80. Geburtstag.
    Dieser Mann wird irgendwie nicht älter. Die Aufnahme entstand vor zwei Jahren in Berlin. Nun feiert Frank Zander seinen 80. Geburtstag. Foto: Jens Kalaene, dpa

    Herr Zander, freuen Sie sich eigentlich darüber, 80 Jahre alt zu werden?
    FRANK ZANDER: Na ja, also so richtig Freude kommt da nicht auf, denn die Zahl klingt schon irgendwie nach Rente – und die will ich noch nicht. Aber im Rückblick bin ich stolz auf den ganzen Irrsinn, den ich fabriziert habe...

    Wie verbringen Sie den Geburtstag und mit wem?
    FRANK ZANDER: Wir werden im engsten Familien- und Freundeskreis gemütlich zusammen sein. Eine kleine Runde mit meiner Frau, meinem Sohn mit seiner Frau und meinem Enkel – sowie ein paar unserer engsten Freunde. Eigentlich gab es immer eine große Feier zu meinen runden Geburtstagen, aber die Pandemie macht uns diesmal einen Strich durch die Rechnung. Im Sommer will ich aber meine Geburtstagsparty nachholen.

    Was wünschen Sie sich zum Geburtstag?
    FRANK ZANDER: Ich wünsche mir Gesundheit und weiterhin viele verrückte Ideen, die halten fit im Kopf.

    Vor einigen Jahren hatten Sie mit der Hüfte und der Prostata zu kämpfen – ist das wieder so weit in Ordnung?
    FRANK ZANDER: Ja, ist alles wieder ok. Ich fühle mich wie eine gute alte Fender-Gitarre, ein paar Kratzer hier und da, aber im Großen und Ganzen immer noch der Alte…

    Haben Sie Tricks zum Fitbleiben?
    FRANK ZANDER: Ich esse jeden morgen einen Apfel und eine Banane, fahre gern Fahrrad und bin immer offen für Neues.

    Ihre aktuelle Single heißt „Freunde wie Felsen“. Haben Sie viele Freunde, auf die Sie sich verlassen können?
    FRANK ZANDER: Viele meiner Freunde aus alten Zeiten sind leider nicht mehr da, aber es gibt eine Handvoll wirklich guter Freunde und natürlich die Familie. Der Song ist biografisch und sagt viel über meine Beziehung zu Freunden und zur Familie.

    Vermissen Sie Weggefährten und gute Freunde wie Costa Cordalis oder Gunter Gabriel sehr?
    FRANK ZANDER: Na logisch vermisse ich sie, wir haben viel gemeinsam erlebt und es war immer ein vertrautes Gefühl, wenn wir uns bei Veranstaltungen oder Fernsehshows gesehen haben.

    Ihr Enkel Elias spielt auf dem Song Schlagzeug. Hat er vor, Ihnen beruflich nachzueifern?
    FRANK ZANDER: Mein Enkel ist mit seinen 20 Jahren ein ganz hervorragender Schlagzeuger geworden. Er spielt seit seinem siebten Lebensjahr und hat live die Drums bei „Freunde wie Felsen“ eingespielt. Er spielt zudem Schlagzeug in seiner Rockband „JamPaX“ und will anfangen mit einem Studium zum Musiklehrer.

    Sie sind seit Jahrzehnten erfolgreich. Was muss man dafür mitbringen?
    FRANK ZANDER: Wichtig sind Durchhaltevermögen und Ehrlichkeit. Man muss sein Ding durchziehen – und darf nicht den schnellsten Weg zum Erfolg suchen.

    Viele erinnern sich noch an die „Plattenküche“ mit Helga Feddersen. Wie blicken Sie auf diese Zeit in den Siebzigern zurück?
    FRANK ZANDER: Es war eine sehr schöne Zeit. Die Arbeit mit Helga war prägend für mich, denn sie hatte bereits viel Theatererfahrung und ich war der Neuling im Comedy-Fach. Dank Helga hab ich das Timing für Sketche erlernt.

    Wann wussten Sie, dass Ihre echte Stimme etwas Besonderes ist?
    FRANK ZANDER: Als sie kaputt war. Denn bei einem Band-Marathon mit meiner damaligen Band „The Gloomys“, bei wir dem stundenlang spielten, habe ich meine Mandelentzündung einfach ignoriert und weitergesungen, bis es nicht mehr ging. Der Arzt sagte später: Das war’s dann mit Ihrer glasklaren Stimme. Tja, und seitdem ging es mit meiner Stimme bergab und mit meiner Karriere bergauf.

    Ihr Titel „Wo gehst du hin, meine Schöne“ ist über zehn Jahre alt und hat die Zerstörung der Erde durch den Menschen zum Thema. Wie haben Sie Ihr Verhalten geändert, um Ressourcen zu schützen?
    FRANK ZANDER: Ich lebe bewusster und versuche mich einzuschränken. Aber ich bin auch oft nicht konsequent genug. Ich versuche zum Beispiel, nur am Wochenende Fleisch zu essen. Das klappt nicht immer.

    Sie sind seit 1968 mit Ihrer Frau Evi verheiratet. Was ist das Geheimnis Ihrer Liebe?
    FRANK ZANDER: Tja, das frag ich mich auch manchmal (lacht). Wir sind grundverschieden, sie ist vom Sternzeichen Stier und steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Ich bin als Wassermann eher der Träumer. Meine Frau holt mich dann zurück in die Realität. Klar, wir streiten und kabbeln auch oft, aber finden dann letztendlich immer eine Lösung.

    Sie organisieren (und bezahlen) seit 1995 ein jährliches Weihnachtsessen für Obdachlose. Welche Idee steckt dahinter?
    FRANK ZANDER: Es war eigentlich die Idee meiner damaligen Plattenfirma, denn Bruce Springsteen hat für sein neues Album neben der normalen Presse auch arme Menschen eingeladen. Das wollte ich auch machen und habe schnell gemerkt, dass Werbung auf dem Rücken der Armen keine gute Idee ist. Also haben wir das sein gelassen und einfach nur bedürftige Menschen zum Weihnachtsessen eingeladen. Es kamen damals etwa 300 Gäste. 2019 kamen 3000 obdachlose und bedürftige Menschen, und es gab Geschenke, Schlafsäcke, ein festliches Essen und ein Bühnenprogramm. Dann kam Corona und wir mussten umdenken. Seit zwei Jahren sind wir nun vor Weihnachten mit dem Caritas-Foodtruck unterwegs und verteilen Geschenke und warme Mahlzeiten.

    Sind Sie stolz auf das Bundesverdienstkreuz?
    FRANK ZANDER: Ja klar. Deshalb werden meine Organisation und ich ernst genommen und manche Portemonnaies von Sponsoren und Spendern öffnen sich leichter.

    Wie sehen Ihre nächsten Pläne aus?
    FRANK ZANDER: Große Pläne habe ich nicht, aber kleine Pläne tun’s auch. Gerade habe ich mit einem Freund die Frank-Zander-Currywurst-Sauce für vier Imbisse in Berlin kreiert. Vielleicht kommt sie bald in den Handel. Und ich plane gerade ein paar Ausstellungen meiner Gemälde. Ich bin ja von Beruf Grafiker und male gerade wieder viel. Das entspannt mich.

    Jetzt sind Sie 80. Ist 100 das nächste Ziel?
    FRANK ZANDER: Vielleicht zuerst 90. Mein großes Vorbild in Sachen Alter ist mein Kollege Dieter Hallervorden. Der rockt mit 86 noch die Bühnen – das finde ich klasse und bemerkenswert. Das will ich auch schaffen!

    Zur Person

    Frank Zander kam am 4. Februar 1942 in Berlin zur Welt, wo er seit 1967 ununterbrochen in der selben Mietwohnung wohnt. Darüber hinaus verbringt er aber auch viel Zeit auf Ibiza. Zander ist seit Mitte der Siebzigerjahre als Sänger erfolgreich.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden