Herr Fulton-Smith, Sie wurden bekannt als Assistenzarzt Dr. Jens Leyendecker in der Serie „Klinikum Berlin-Mitte“, als Internist Dr. Kleist in der Serie „Familie Dr. Kleist“, aber auch als Charakterdarsteller von Hermann Göring und Franz Josef Strauß. Was liegt Ihnen mehr, das Leichte oder das Schwere im Fach?
Francis Fulton-Smith: Ehrlich gesagt betrachte ich mich als eine Art Wanderer zwischen den Welten und spiele gern in beiden Genres. Wobei man sagen muss, dass für mich im leichteren Fach natürlich inzwischen eine recht große Fanbasis entstanden ist.
Sie haben nun ein Buch mit dem Titel „Der dunkelste Moment ist der vor dem Sonnenaufgang“ geschrieben, in dem Sie einen Zusammenbruch in Ihrem Leben skizzieren. Was genau ist Ihnen da passiert?
Fulton-Smith: Der Auslöser für dieses Buch bestand darin, dass ich innerhalb von fünf Jahren zweimal das Scheitern einer großen Liebe erleben musste. Ich habe dann durch ganz unterschiedliche Ansätze, Coaches und mithilfe von spirituellen Helfern, unter anderem durch Meditationen, Reisen in mein Inneres unternommen. Und gemerkt: Viele Ursachen für mein Scheitern liegen in meiner Kindheit. Ich durfte erkennen, dass Gefühle, wie beispielsweise „Du bist nicht gut genug“, mich limitieren. Und das Scheitern oft auch durch unachtsamen Umgang mit mir und anderen entsteht. Und ich habe in vielen Gesprächen erkannt, dass ich nicht alleine bin.
Im Buch beschreiben Sie die großen Leerstellen in Ihrem Leben: das Einsamsein als Scheidungskind eines deutsch-englischen Ehepaars in München, das Einsamsein als Internatskind und zugleich die teils gewalttätige Hackordnung im Internat, unter der Sie sehr gelitten haben. Bis heute schwächen Sie diese Zeiten, schreiben Sie. In Ihren Rollen und in Ihrem Auftreten wirken Sie hingegen sehr kraftvoll: Wie geht das zusammen?
Fulton-Smith: Auch hier sehe ich mich als Wanderer zwischen den Welten. Ich erlebe mich auf der einen Seite als kraftvoll, humorvoll, voller Tatendrang. Auf der anderen Seite fühle ich oft diese Dinge, die mich in meiner Kindheit belastet haben. Aber das ist nun einmal so, ich stehe dazu. Ich möchte mit dem Buch die Menschen dazu ermutigen, ebenfalls zu sich selbst zu stehen.
2017 zerbrach zunächst Ihre Ehe mit Verena Klein, mit der Sie zwei Töchter haben. 2021 endete Ihre Beziehung zu Claudia Hillmeier, die in den USA als Unternehmerin aktiv ist. Sind Sie aktuell liiert?
Fulton-Smith: Nein, ich bin derzeit glücklicher Single.
Sie sind ein waschechter Münchner, aufgewachsen mitten in Schwabing und am Stadtrand in Ismaning. Wo wohnen Sie jetzt?
Fulton-Smith: Ich habe in den vergangenen Jahren viel Zeit in den USA und auf den Bahamas verbracht. München ist immer meine Heimat gewesen, meine Eltern wohnen dort, meine Kinder. Durch meinen Beruf bin ich aber natürlich viel unterwegs. Darum lebe ich auch viel aus dem Koffer.
Sie sind halber Engländer und halber Deutscher, zweisprachig aufgewachsen. Wann sehen wir Sie – etwa in der Tradition von Jürgen Prochnow oder Christoph Waltz – in Hollywood-Produktionen?
Fulton-Smith: Hollywood ist natürlich die Königsklasse, das ist ein großer Wunsch, der für mich dann in Erfüllung ginge. Sollte es einen Ruf nach Hollywood geben, würde ich ihm sicher folgen.
Nun erscheint Ihr Buch – Ihr zweites nach der deutsch-englischen National-Charakterstudie „Loving se Germans“ aus dem Jahr 2017. Was ist nun Ihr nächstes Projekt?
Fulton-Smith: Die Pandemie und der Lockdown waren für uns alle hart. Dass die Kultur als nicht systemrelevant eingestuft wurde, war besonders hart. Aber nun geht es Gott sei Dank allmählich wieder bergauf. Ich komme gerade von Dreharbeiten aus Dresden und Rom. Außerdem habe ich seit 2011 eine eigene Filmproduktionsfirma. Wir werden den nächsten „Polizeiruf 110“ für den BR produzieren.
Zur Person: Francis Fulton-Smith kam am 25. April 1966 in München zur Welt – als Sohn einer Deutschen und eines Engländers. Er hat bisher in rund 200 Film- und Fernsehproduktionen mitgespielt. Für seine Darstellung von Franz Josef Strauß im Film „Die Spiegel-Affäre“ erhielt er 2014 den Bambi.