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Zahl der Großinsolvenzen auf Rekordhoch: Diese Branchen sind betroffen

Wirtschaft

Zahl der Großinsolvenzen auf Rekordhoch: Diese Branchen sind betroffen

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    Die Baubranche war eine der ersten, die von einer großen Pleitewelle erwischt wurde.
    Die Baubranche war eine der ersten, die von einer großen Pleitewelle erwischt wurde. Foto: Sebastian Gollnow, dpa (Symbolbild)

    Das Gespenst der Insolvenz geistert auch im letzten Quartal 2023 durch viele Wirtschaftsbranchen im Land. Die Signa Holding von René Benko, Peek & Cloppenburg aus Düsseldorf und die Supermarktkette Real gehören dabei nur zu den prominentesten Großinsolvenzen im laufenden Jahr. Fakt ist, immer mehr Unternehmen stehen vor der Zahlungsunfähigkeit. Finanzielle Schieflagen, die 2022 noch durch die staatlichen Corona-Hilfen sowie die Aussetzung der Insolvenzantragspflichten in Schach gehalten wurden, brechen sich nun mehr und mehr Bahn. 

    Nur welche Branchen sind besonders betroffen? Wir erklären, was eine Großinsolvenz ist und geben einen Überblick über Pleiten und Insolvenzverfahren in diesem Jahr. 

    Big Player in finanzieller Schieflage: Was ist eine Großinsolvenz?

    Laut der Kreditversicherungsgruppe Allianz Trade sind die "großen Insolvenzen in diesem Jahr zurückgekehrt und nehmen Kurs auf den Höchststand aus 2020", wie der Allianz-Trade-Insolvenzexperte Maxime Lemerle in der aktuellen Studie seines Hauses erklärt. Im gleichen Zeitraum im Jahr 2022 waren es mit 26 großen Insolvenzen ein gutes Drittel weniger, 2021 waren es gerade mal 17, so der Versicherer. 

    Als Großinsolvenzen zählt die Allianz Trade Pleiten von Unternehmen mit einem jährlichen Umsatz von mindestens 50 Millionen Euro, Schwergewichte also der deutschen Wirtschaft. Ein Insolvenzverfahren bedeutet hingegen noch nicht den Ruin eines Unternehmens, sondern zunächst die wirtschaftliche Prüfung, "ob der Betrieb zu retten ist und die Schulden abzubauen sind, oder ob eine Schließung als einziger Ausweg bleibt", wie die Industrie- und Handelskammer Regensburg (IHK) schreibt. Doch welche Branchen hat es bislang am schwersten getroffen?

    Zahl der Großinsolvenzen auf Rekordhoch: Diese Branchen sind besonders betroffen

    Besonders viele Groß-Pleiten habe es laut Allianz Trade im bisherigen Jahresverlauf 2023 im Modeeinzelhandel, bei Krankenhäusern und im Maschinenbausektor gegeben. Insgesamt seien zwölf große Textilunternehmen und Modeeinzelhändler bis September 2023 in die Zahlungsunfähigkeit gerutscht, zudem sechs Groß-Kliniken, so die Studie. 

    Zahlenmäßig und unabhängig von der Unternehmensgröße hat es der Studie zufolge hingegen bislang die Baubranche am schwersten getroffen, die 2023 bisher die meisten Insolvenzfälle zu verzeichnen hatte, gefolgt vom Handel und Unternehmen im Dienstleistungssektor. 

    Zahl der Großinsolvenzen auf Rekordhoch: Die Baubranche ist angezählt

    Die Baubranche war einer der ersten Wirtschaftszweige, der von einer ersten großflächigen Pleitewelle im Jahr 2023 erwischt wurde. Höhere Material- und Produktionskosten, wachsende Personalausgaben und ein deutlicher Zinsanstieg machten den Baufirmen bereits Anfang des Jahres schwer zu schaffen, wie ein Bericht der WirtschaftsWoche von Mitte April zeigt. 

    Hinzukommt: Wegen der anfänglich hohen Inflation und der nach wie vor anhaltenden Rezession sank gleichzeitig die Nachfrage nach Bautätigkeit, was die Auftragsbücher der Baubranche deutlich ausdünnte - ein Trend, der übrigens bis heute anhält und sich sogar noch verschärft hat. Denn trotz Wohnungsknappheit stoppen Wohnbau-Unternehmen wegen der explodierenden Kosten massenweise große und kleine Neubauprojekte. Besonders arg steht es auch um Bauprojekte, deren Bauherren bereits in die Insolvenz geschlittert sind und daher bis auf weiteres stillstehen. Derzeit betrifft dies etwa alle Großbaustellen der Bauprojektentwicklers der Signa-Gruppe, darunter am prominentesten der Elbtower in Hamburg.

    Zusätzlicher Brandbeschleuniger der Wohnungsbaukrise ist laut dem Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB), Tim-Oliver Müller, das Heizungsgesetz der Bundesregierung, das für anhaltende Verunsicherung und Zurückhaltung auf der Nachfrageseite gesorgt habe. 

    Zahl der Großinsolvenzen auf Rekordhoch: Krankenhäuser am Limit

    Auch die Pleitewelle im deutschen Krankenhaussektor spitzt sich gerade zu. Bundesweit seien in diesem Jahr insgesamt schon 40 Krankenhäuser-Pleiten zu verzeichnen, wie der Chef der Krankenhausgesellschaft NRW, Ingo Morell, Anfang September gegenüber dem WDR sagte. Mittlerweile könnte sich diese Zahl deutlich nach oben geschraubt haben. Darunter sind laut Angaben von Allianz Trade bisher sechs Kliniken mit einer Großinsolvenz. Auf insgesamt zehn Milliarden Euro schätzt derweil die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) die Verluste, die sich allein in diesem Jahr aufgehäuft haben.

    "Das passt zu dem Lagebild des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI), nachdem zwei Drittel der deutschen Kliniken ihre finanzielle Lage aktuell als schlecht oder sehr schlecht bezeichnen, bei den mittelgroßen Kliniken sind dies sogar noch mehr", schreiben die Insolvenzexperten von Allianz Trade zur angespannten Lage im Krankenhaussektor.

    In Bayern sind viele der etwa rund 350 Krankenhäuser in kommunaler Hand, wo bereits jetzt der Druck auf Städte und Landkreise massiv steigt, hohe Defizite auszugleichen. Denn Kliniken sind gezwungen, Finanzpläne im Voraus aufzustellen. "Im Moment bekommen Kliniken keine Wirtschaftspläne mehr für 2024 durch, was am Ende je nach Rechtsform einen Insolvenzantrag zur Folge hätte", warnte etwa der Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft, Roland Engehausen, kürzlich gegenüber unserer Redaktion. "Da nützt dann auch die geplante Krankenhausreform nichts mehr, die vielleicht 2026 oder 2027 wirken könnte." 

    Zahl der Großinsolvenzen auf Rekordhoch: Anstieg an Pleiten in der Modebranche

    Mit am schwersten und in jedem Fall am prominentesten dürfte die Pleitewelle die Mode-Branche hierzulande getroffen haben. Denn besonders im Einzelhandel macht sich die allgemeine Kaufkraft der Durchschnittsbevölkerung im Land bemerkbar, die trotz abgeschwächter Inflation auf niedrigem Niveau verharrt. Die Folge: Immer mehr bekannte Geschäfte in den Innenstädten stehen leer und sogar Online-Shops verschwinden. 

    Laut der Branchenzeitung TextilWirtschaft haben in diesem Jahr 123 Mode- und 87 Textilanbieter in Deutschland einen Insolvenzantrag gestellt, worunter nach den Angaben von Allianz Trade zwölf Großinsolvenzen waren. In Erinnerung sind vor allem die Insolvenzen ehemals großer Platzhirsche wie Galeria Karstadt Kaufhof, Peek & Cloppenburg (Düsseldorf) und der Traditionsmarke Gerry Weber geblieben. Das jüngste Beispiel einer Großinsolvenz im Bereich Mode ist wohl der Sportartikel-Händler Sportscheck, der zur Signa-Gruppe gehört. 

    Eine günstigere Lage für die Textilbranche scheint sich zumindest kurzfristig noch nicht abzuzeichnen: "Die Lebensmittelpreise sind trotz der geringeren Inflationsrate weiterhin hoch. Verbraucher sparen deshalb bei allen anderen Ausgaben: Sie geben weniger aus, kaufen weniger Kleidung - und Weihnachtsgeschenke", so die düstere Prognose von Milo Bogaerts, Allianz-Trade-Chef für den deutschsprachigen Raum.

    Übrigens: Neben den Großinsolvenzen der Bau- und Modebranche sowie im Krankenhaus-Sektors steckt auch die Gastronomie in Deutschland in der Krise, zudem gibt es immer mehr Pleiten im Hotelgewerbe

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