Wer an lauen Sommerabenden hin und wieder mit Freunden auf der Terrasse, im Park oder an einem Seeufer sitzt, wird vielleicht bemerkt haben, dass entweder man selber oder andere aus der Gruppe von Stechmücken regelrecht aufgefressen werden, während andere wiederum von Mückenstichen verschont bleiben. Auch von einem Camping-Ausflug kommen manche Menschen mit schmerzhaften roten Quaddeln und aufgekratzten Rötungen zurück, während andere kaum etwas von Moskitos mitbekommen.
Da kommt schnell die Frage auf: Warum werde immer ich zerstochen? Oder eben: Wieso habe ich eigentlich das Glück, so gut wie nie gestochen zu werden? Das liegt tatsächlich daran, dass Mücken manche Menschen bevorzugt als Opfer auswählen. Wie sie dabei vorgehen und was man dagegen tun kann, lesen Sie in diesem Text.
Von Mücken gestochen: Zufälliges Opfer oder gezielte Auswahl?
Mücken finden ihr Ziel über verschiedene Sinne. Hilfreich sind dabei unterschiedliche Stoffe, die unser Körper von sich gibt. Als erstes nimmt die Stechmücke laut mehreren Studien das Kohlenstoffdioxid wahr, das wir aus unseren Lungen ausatmen. Die Plagegeister können den Stoff aus einer Entfernung von mehr als 60 Metern ausmachen. Je mehr Kohlenstoffdioxid ein Mensch an die Luft abgibt, desto wahrscheinlicher wird er Opfer der bissigen Insekten. Das zeigten Forscher der London School of Hygiene and Tropical Medicine in einer Studie, die sie 2015 veröffentlichten.
Sind die Mücken dann in Reichweite, können sie ihren Geruchssinn nutzen, um die Opfer besser auszuwählen. Wie spezialisiert der Geruchssinn von Moskitos ist, konnte beispielsweise eine Studie von 2022 zeigen: Die geruchssensiblen Neuronen haben nicht nur einen einzigen chemosensorischen Rezeptor, sondern können mehrere Reize gleichzeitig wahrnehmen. Und auch eine Studie der Johns Hopkins University in Baltimore untersuchte den Geruchssinn der kleinen Blutsauger. "Es ist erstaunlich, wie gut Mücken darin sind, uns aufzuspüren", erklärte Diego Giraldo, Neurowissenschaftler der US-Universität.
Außerdem können Stechmücken ihre Opfer auch ins Auge nehmen - wenngleich sie nicht ganz so gut sehen können wie riechen. Das Wissenschaftsmagazin National Geographic schreibt, dass Mücken ihr Zielobjekt in einer Entfernung von rund 15 Metern als dunklen Umriss vor Lichtquellen sehen können. Anders als viele Insekten, die von Lichtquellen angezogen werden, spielt Licht bei der Opfersuche der Schnaken aber keine Rolle.
In ausreichender Nähe lassen sie sich dann noch von der Körperwärme leiten. Nach der Landung auf unserer Haut sollen die Tiere mit einer Art Geschmacksrezeptoren an den Füßen erkennen können, wo sie zustechen können, so National Geographic. Wessen Blut die Insekten - übrigens nur die Weibchen zum Zweck der Fortpflanzung - anzapfen, ist also alles andere als Zufall.
Stechmücken: Warum stechen sie manche Menschen besonders gern?
Eindeutig belegt ist, dass Schnaken manche Menschen lieber anfliegen als andere. Dank eines Versuchsaufbaus mit Zelten und Luftschächten konnte Diego Giraldo mit seinem Team zeigen, dass Mücken eine klare Vorliebe für die Gerüche mancher Menschen haben. Aber warum unterscheiden sich die Menschen dabei?
Der Körpergeruch kann laut der Londoner Studie von 2015 von den Genen beeinflusst werden. Dass eine genetische Grundlage für die unterschiedliche Anziehungskraft auf Insekten existiert, wurde zwar bislang noch nicht offiziell nachgewiesen, doch es gibt demnach Hinweise: Die Forscher untersuchten Zwillingspaare darauf, ob sie vergleichbar oft oder unterschiedlich bevorzugt von Mücken heimgesucht werden. Dabei zeigte sich, dass eineiige Zwillinge in etwa gleich häufig gestochen wurden, während bei zweieiigen Zwillingen - die nicht exakt dieselben Gene haben - die Mücken eher manche Probanden gegenüber den Zwillingsgeschwistern bevorzugten.
Aber nicht nur die Gene scheinen verantwortlich zu sein: Schwangere oder übergewichtige Menschen werden etwa eher gestochen, und auch Krankheiten und die Ernährung können einen Einfluss auf die Vorliebe von Stechmücken haben. Auch das mag etwas mit dem Körpergeruch zu tun haben.
Übrigens: Es gibt unterschiedliche Arten von Stechmücken in unseren Breitengraden - auch tropische Arten wie die Asiatische Tigermücke kommen hinzu, die gefährliche Krankheiten übertragen können. Und ein harmloser Mückenstich kann unter Umständen zu einer tödlichen Blutvergiftung führen. Und auch im Winter kann man Opfer der Stechmücken werden.
Stechmücken: Welche Gerüche zieht die Mücken besonders an?
Was Gerüche angeht, haben Mücken laut den Experten der Johns Hopkins University in Baltimore eindeutige Präferenzen. Die Wissenschaftler analysierten die unterschiedlichen bekannten Bestandteile des menschlichen Geruchs - ganze 15 Stoffe. Dazu zählen etwa sogenannte Carbonsäuren, die im Schweiß oder in Hauttalg zu finden sind. Aber auch Acetoin spielt eine Rolle: Der Stoff wird von Kleinstlebewesen und Bakterien produziert, die auf unserer Haut leben. Auch das Aldehyd Nonanal im Körpergeruch zieht erwiesenerweise Mücken an.
Die Lockstoffe werden jedoch in unterschiedlich hoher Konzentration von den Menschen ausgedünstet. Wie genau dieser Geruchsstoff-Cocktail zusammengesetzt ist, bestimmt laut den Wissenschaftlern, wie sehr man zum Mücken-Magnet wird.
Stechmücken: Wie kann man sich trotzdem schützen?
Schon länger versuchen Wissenschaftler mit dem Wissen über die gezielte Opfersuche der Plagegeister unterschiedliche Schutzwirkungen zu entwickeln. So sind manche Forscher auch auf der Suche nach Gerüchen, die Mücken vertreiben können. Lange galt etwa die Annahme, dass Seife mit Limonengeruch die Stechmücken abwehren könne. Ein Team der Virginia Tech Universität in Blacksburg beobachteten in einer Studie aber bei drei von vier untersuchten Seifen einen gegenteiligen Effekt. Manche Mücken hätten dabei den Geruch gewaschener Haut dem von ungewaschener Haut vorgezogen.
Oft im Einsatz sind außerdem chemische Mückensprays, die beißend oder künstlich riechen. Besonders effektiv sind die Wirkstoffe Diethyltoluamid (DEET) oder Icaridin, die über mehrere Stunden hinweg Mücken fernhalten. Ätherische Öle aus Zitrusfrüchten oder Dufthölzern wie Zeder oder Eukalyptus helfen dagegen nur für kurze Zeit. Viele Menschen greifen auch zu Hausmitteln gegen Schnaken. Am effektivsten schützt aber eine richtige Barriere, die kleine Blutsauger stoppt: etwa lange Klamotten sowie Insektennetze an Fenstern, Türen oder Zeltwänden.
Übrigens: Stechmücken lieben feuchte Sommer wie den in diesem Jahr - da kann es schnell zu einer Mückenplage kommen. Auch Hausstaubmilben und Bettwanzen nisten sich in unseren Wohnungen ein - auch gegen sie kann man etwas tun. Die Kriebelmücke kann ebenfalls schmerzhaft zubeißen. Ungefährlich für uns Menschen -dagegen schlecht für Zimmerpflanzen - sind die lästigen schwarzen Trauermücken.