Im Januar 2023 hat die EU-Kommission zwei weitere Insekten als Lebensmittel zugelassen. Was hierzulande erst einmal befremdlich klingt, ist dabei gar nicht so untypisch. In vielen Lebensmitteln und vor allem Süßigkeiten, stecken schon heute Insekten. Und auch in zahlreichen Pflege- und Kosmetikprodukten wird schon lange auf die kleinen Tierchen gesetzt. Welche Insekten verarbeitet werden, woran sie auf der Inhaltsliste zu erkennen sind und wie tierische Produkte in Hautcremes, Make-up und Co. vermieden werden können, lesen Sie hier. Ein Überblick.
Welche Insekten stecken in Pflege- und Kosmetikprodukten?
Für die Herstellung von Hautpflegecremes, Lippenstiften und mehr werden Insekten wie Läuse, Käfer oder Raupen verwendet. Laut der Tierschutzorganisation Peta werden in Pflege- und Kosmetikprodukten teils ganze Insekten und teils nur Bestandteile verwendet.
- Bienenwachs / Cera Alba: Das Wachs wird aus Bienenwaben hergestellt und beispielsweise in pflegenden Lippenstiften oder Cremes verwendet. Der Inhaltsstoff soll die Haut vor Feuchtigkeitsverlust schützen. Bienenwachs ist ein Ausscheidungsprodukt aus den Wachsdrüsen der Bienen.
- Chitin / Chitosan: Die beiden Inhaltsstoffe werden aus den Panzern und Schalen von Krebstieren und Insekten hergestellt. Sie dienen in Haarfestigern als Verdickungs- und Feuchthaltemittel, sind aber auch in anderen Haut- und Haarpflegeprodukten zu finden.
- Gelée Royale / Royal Jelly: Gelée Royal sieht aus wie Honig, wird aber von Bienen speziel als Nahrung für ihre Königin produziert. Das Drüsensekret soll durch die enthaltenen Vitamine, Proteine und Nährstoffe der Hautalterung vorbeugen. Es ist in Gesichts- und Augencremes, Haarspülungen oder Körperlotionen zu finden.
- Karmin / Cochenille: Karmin steht für knalliges Rot. Der Farbstoff wird etwa für Nagellack, Lippenstift, Rouge oder Lidschatten verwendet. Bei der Herstellung geht es aber der Cochenille-Schildlaus an den Kragen. Für 450 Gramm Karmin werden etwa 70.000 Schildläuse getrocknet und anschließend ausgekocht.
- Propolis / Bienenharz: Propolis ist eine harzartige Masse, die von Bienen hergestellt wird. Propolis kann in seiner Zusammensetzung stark variieren. Dem Inhaltsstoff wird eine antibakterielle Wirkung nachgesagt, weshalb er beispielsweise in Zahnpasta zu finden ist.
- Schellack: Auch Schellack stammt von einer Schildlaus. Das Glanzmittel wird aus den Ausscheidungen der Lack-Schildlaus gewonnen. Enthalten ist es in Nagellacken, Haarsprays und Wimperntusche. Guter Halt und Glanz ist das Ergebnis.
Woran sind Pflege- und Kosmetikprodukte mit Insekten zu erkennen?
Hersteller von Pflege- und Kosmetikprodukten unterliegen genau wie Lebensmittel-Hersteller einer Kennzeichnungspflicht. Sind Insekten drin, muss dies also auch so ausgewiesen werden. Benannt werden die verwendeten Stoffe nach der Internationalen Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe (INCI). Einige Insekten verbergen sich aber hinter unverständlichen Codes, die Verbraucherinnen und Verbraucher kennen müssen. Ein Beispiel: die Cochenille-Schildlaus verbirgt sich in Kosmetikprodukten hinter dem Code CI 75470.
Welche Alternativen gibt es zu Insekten in Pflege- und Kosmetikprodukten?
Mittlerweile gibt es in der Kosmetikindustrie zahlreiche Alternativen zu tierischen Produkten - verarbeitet werden nämlich nicht nur Bestandteile von Insekten, sondern auch die anderer Tiere. Zu erkennen sind vegane Haarprodukte, Hautcremes, Make-up-Artikel und mehr beispielsweise an entsprechenden Siegeln. Dazu zählen:
- Veganblume
- Leaping Bunny
- Hase mit der schützenden Hand
Wichtig: Wie auch im Lebensmittel-Bereich dürfen Produkte, die Insekten enthalten, nicht als vegan oder vegetarisch bezeichnet werden. Diese veganen Alternativen gibt es laut der Tierschutzorganisation Peta zu den tierischen Inhaltsstoffen:
- Carnauba- oder Candelillawachs sowie pflanzliche Öle von Avocados und Kokosnüssen können Bienenwachs ersetzen.
- Statt Panzern und Schalen können Agar-Agar, Johannisbrotkernmehl oder Xanthan verwendet werden.
- Aleo Vera oder Beinwell ersetzen das Bienen-Drüsensekret Gelée Royal.
- Rote Beete und Sanddorn sind vegane Alternativen zur Cochenille-Schildlaus.
- Laut Peta gelten als Alternative zu Schellack pflanzliche Wachse oder Mica. Mica gilt allerdings selbst als umstritten, da der Abbau des Pigments teilweise unter Verstößen gegen die Menschenrechte abläuft.