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Ingolf Lück wird 65 - "Im Grunde bin ich Gelegenheitsarbeiter"

Moderator und Komiker

"Im Grunde bin ich Gelegenheitsarbeiter" - Ingolf Lück wird 65

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    Schauspieler, Moderator, Komiker: Multitalent Ingolf Lück wird 65.
    Schauspieler, Moderator, Komiker: Multitalent Ingolf Lück wird 65. Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

    Ingolf Lück hat sich vorbereitet. Im langen Mantel ist er gekommen, im Gepäck hat er ein Saxofon und eine rote Clownsnase. Dazu noch einen Hut. Es ist die Grundausstattung für den gemeinsamen Vorfahren aller Unterhaltungskünstler: für einen Straßenmusikanten. Lück sagt, dass er nachgedacht habe. "Früher habe ich auf der Straße Theater gespielt", erzählt er. Und irgendwie denke er immer: Eines Tages wird sich dieser Kreis für ihn wieder schließen. Das Equipment, das er mitgebracht hat, ist dafür das eine Art Sinnbild. Am Mittwoch (26. April) wird Ingolf Lück 65 Jahre alt. 

    Dass der Moderator, Schauspieler und Komiker seine Künste früher auf der Straße dargeboten hat, das dürften vor allem Leute wissen, die sich eingehender mit seiner Biografie beschäftigt haben. Viel mehr Menschen werden Lück aus den Fernsehshows kennen, in denen er zu sehen war - etwa aus dem Clipshow-Klassiker "Formel Eins" (ARD-Programme) und der Comedy-Sendung "Die Wochenshow" (Sat.1), in der er als Anchorman (Slogan: "Zurück zu Lück!") Teil eines legendär talentierten Ensembles mit Anke Engelke und Bastian Pastewka war. 

    Ingolf Lück vergleicht sich mit Napoleon

    Wer ihn wo auch immer mal gesehen hat – Lück ist das alles recht. "Ich war nie jemand, der im Job einer vorgefertigten Agenda gefolgt ist. Ich habe immer nur versucht, hellwach zu bleiben – und Chancen zu ergreifen, an denen ich mich weiterentwickeln konnte. Im Grunde bin ich Gelegenheitsarbeiter", sagt er. Er sieht sich da im Einklang mit Napoleon. Der habe mal gesagt, dass er niemals Herr seiner Handlungen gewesen sei und nur auf Gelegenheiten reagiert habe. "Das kann natürlich auch mal zu einem Waterloo führen." 

    Geboren wurde Lück in Bielefeld, und früh spielten Musik und Theater eine Rolle. Nebenan gab es eine englische Garnison - wegen der er zeitweise den Wunsch hegte, Trommler zu werden. Später spielte er mit einem Onkel Tanzmusik auf Festen. Onkel Karlheinz am Akkordeon, Lück mit Gitarre. Irgendwann in diese Zeit verortet er auch einen Moment, der wie ein Initiationsritus in Sachen Bühnenunterhaltung wirkte. 

    Der Onkel hatte dem Publikum damals gerade verkündet, dass "auf ganz besonderen Wunsch" hin nochmals der Schneewalzer gespielt werde. Lück erinnert sich daran noch genau. "Mensch, Onkel Karlheinz", habe er gesagt, "es hat sich doch niemand den Schneewalzer gewünscht!" Der Alte habe sich dann aber nur cool umgedreht und erklärt: "Ingolf, that's Showbusiness." Ein Augen öffnender Moment. "Ich dachte: Das kann eine berufliche Perspektive für mich sein. Dinge machen, die keiner gefordert hat - aber trotzdem behaupten, dass sie Wert haben und es verdienen, auf der Bühne stattzufinden", sagt Lück. 

    Vom "Sprungbrett-Theater" ins Fernsehen

    Nach dem Abi lebte er in einer Wohngemeinschaft, die zugleich Lebens- und Arbeitsgemeinschaft war. Zehn Leute, manche spielten Theater, manche schrieben. Irgendwann landete Lück in Köln im "Sprungbrett-Theater", einer Talentschmiede – wo er unter anderem auf Hape Kerkeling traf, wie er erzählt. Von dort ging es zum Fernsehen

    "Formel Eins" habe ich nur ein Jahr lang gemacht. Das meint man im Rückblick gar nicht, dass es nur 40 Sendungen waren", sagt Lück. Man sei damals mit der Sendung "von 0 auf 100" geschossen worden. Die Musikshow war ungemein populär, es entstand sogar ein Kinofilm daraus. Zudem hatte sie großen Einfluss auf das Musikgeschäft. "Ich habe Modern Talking entdeckt", gibt Lück zu. "Ich hoffe, dass ich eines Tages, wenn ich vor der Himmelstür stehe, darauf bauen kann, dass Petrus Modern-Talking-Fan ist", sagt er. "Wenn er mich dennoch nach unten schickt, dann treffe ich immerhin Dieter Bohlen wieder." 

    Die "Wochenshow" auf Sat.1, entstanden in den Goldgräber-Jahren der TV-Comedy Mitte der 1990er, war dann ein Karriere-Höhepunkt. Ottmar Zietlau, "Rickys Popsofa" und mittendrin Lück als vermeintlich seriöser Nachrichtensprecher, der nebenher auch noch den Frührentner Herbert Görgens verkörperte, der unbedingt ins Fernsehen will. 

    Während der Corona-Pandemie übte er Saxophon

    Es sind nur Schlaglichter auf eine Vita, in der ziemlich viele Projekte stehen – auch manche, die nicht so eine lange Verweildauer hatten. Gram bereitet das Lück nicht. Er muss einfach immer etwas zu tun haben. In der Corona-Pause hat er sich Saxophon beigebracht. Auf Langeoog hat er nebenher noch einen Fahrradverleih. Täglich macht er mindestens eine Stunde Sport ("Ich war ein früher ein dickes Kind, und diese Anlagen, die bleiben.") Aktuell spielt er in dem Stück "Brauchen Sie ne Quittung?" an der Seite von Anja Kruse. 

    "Eckart von Hirschhausen, der ja Arzt ist, behauptet, dass ich hyperaktiv sei", sagt Lück. "Damals hätte er nur noch keine Möglichkeiten gegeben, das zu diagnostizieren." 

    In der Kölner Fußgängerzone wirft dann irgendwann tatsächlich jemand eine Münze in seinen Hut. Die Saxofon-Musik kommt offenbar gut an. Lück lächelt. That's Showbusiness. 

    (Von Jonas-Erik Schmidt, dpa)

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