Erinnern Sie sich noch an das fiese Kitzeln tief in der Nase, während Sie den Tupfer eines Selbsttests an der Schleimhaut entlang drehen? Dann: Tupfer ins Röhrchen, ein paar Tropfen auf die Testkassette - und eine Viertelstunde lang abwarten. Färbt sich ein zweiter Strich? Das war für viele während der Corona-Pandemie Routine.
Selbsttests gibt es weiterhin zu kaufen - in Drogerien, in Apotheken, im Internet. Mittlerweile gibt es auch Kombi-Varianten, mit denen man sich nicht nur auf eine Infektion mit dem Coronavirus testen kann. Sondern auch darauf, ob eine Infektion mit Influenza- oder RS-Viren vorliegt. Letztere sind Atemwegsviren, die etwa für Neugeborene gefährlich werden können.
Für wen sind diese Kombi-Tests, die über alle drei Erreger Auskunft geben, sinnvoll? Erst einmal gilt: Welche Viren uns auch lahmlegen - sie alle fordern von uns dasselbe. Schonung, damit sich der Körper möglichst gut gegen den Erreger wehren kann.
Hilfreiche Information für Risikopatienten
Gerade für Menschen, die ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe haben, können solche Kombi-Selbsttests durchaus sinnvoll sein, sagt Prof. Leif Erik Sander, Direktor der Infektiologie der Berliner Charité. Denn sowohl gegen Influenza als auch gegen Corona gibt es antivirale Medikamente, die für Risikopatientinnen und -patienten die Wahrscheinlichkeit verringern können, dass es zu schweren Verläufen kommt.
Je früher sie von der Infektion wissen und mit Arzt oder Ärztin besprechen, ob diese Medikamente für sie sinnvoll sind, desto besser ist das. Denn es läuft die Zeit: «Je schneller die antivirale Therapie beginnt, desto besser», sagt Leif Erik Sander. Das Medikament Paxlovid etwa, das schwere Coronaverläufe verhindern kann, sollte innerhalb von fünf Tagen nach Symptombeginn angewendet werden.
Schutz für andere
Gut möglich auch, dass ein positiver Test Anlass gibt, andere besser zu schützen. «Dann achtet man bei Corona vielleicht besser darauf, dass man es nicht weitergibt auf der Arbeit, sondern zu Hause bleibt, bis man wieder gesund bzw. der Test negativ ist oder bis mindestens fünf Tage vergangen sind. Bei Influenza gilt im Grunde dasselbe», sagt Leif Erik Sander.
Und wer weiß, dass RS-Viren hinter dem Infekt stecken, sollte erst recht darauf verzichten, die Freunde mit ihrem neugeborenen Kind zu besuchen.
Auch wenn man überlegt, sich in dieser Saison noch gegen einen der Erreger impfen zu lassen, kann die Information, dass man damit infiziert ist, hilfreich sein. Dem Allgemeinmediziner Uwe Popert zufolge kann man sich die Impfung dann sparen. «Wir wissen: Bei einer durchgemachten Infektion ist die Immunität sogar höher als durch eine Impfung», sagt der Sektionssprecher Hausärztliche Praxis der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin ist. Am besten sucht man in so einem Fall das Gespräch mit Arzt oder Ärztin.
Nicht alle Tests sind verlässlich
Doch nicht auf jeden Selbsttest kann man sich verlassen. «Diese Kombi-Tests sind nicht alle unbedingt validiert. Aber prinzipiell sind viele von den Schnelltests schon brauchbar», lautet die Einschätzung von Leif Erik Sander. Gerade wenn man den Test von Arzt oder Ärztin empfohlen bekommen hat, stehen die Chancen gut, dass man auf das Ergebnis vertrauen kann. Vorausgesetzt, man hat den Test der Anleitung entsprechend durchgeführt.
Wissen muss man auch: Die Selbsttests liefern keine Informationen, ob der Infekt kompliziert verläuft, oder sich vielleicht bereits eine bakterielle Zusatzinfektion entwickelt hat. «Da würde ich als Arzt andere Tests in der Praxis machen», sagt Uwe Popert. Wer sich also richtig elendig fühlt, etwa sehr hohes Fieber oder Atemnot erlebt, sollte das unbedingt ärztlich abklären lassen.
Wenn sich kein zweiter Strich zeigt
Und wenn man verschnupft ist und Husten hat, der Kombi-Selbsttest aber negativ bleibt? Für Corona, Grippe und RSV gilt: «Dann kann man schon davon ausgehen, dass man in dem Moment nicht hoch ansteckend für diese Erreger ist», sagt Leif Erik Sander.
Möglich ist allerdings auch, dass andere Viren den Infekt ausgelöst haben. Rhinoviren etwa, die einen großen Teil des Infektionsgeschehens ausmachen und als typische Schnupfenviren gelten. «Wobei man sich ja auch da überlegen sollte, ob man die an seine Mitmenschen weitergeben möchte», sagt Leif Erik Sander.
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